Wenn man sich aktuell für den Krieg in der Ukraine interessiert, oder in meinem Fall, allgemein für Geschichte und Politik, kommt man nicht umher, sich auch mehr über die Hintergründe zu informieren, die die Auseinandersetzung betreffen.
Das vorliegende Werk bezieht sich dabei mehr auf die Gegenwart und betrachtet den Konflikt mit einem Schwerpunkt in den Jahren nach 1990 und gerade in den letzten 2-5 Jahren.
Der Autor berichtet auch von Äußerungen von Bekannten in Russland selbst, von der Stimmung bei der normalen Bevölkerung im Land und verweist verstärkt darauf, was Putin und seine engen Vertrauten selbst zum Konflikt beigesteuert haben und wie ihre (enttäuschten) Vorstellungen und ideologischen Grundlagen aussehen.
Die Verbindungen Putins zu seinen alten Seilschaften aus dem KGB und deren Aufstieg in Führungspositionen in Staat und Wirtschaft werden ausführlich erwähnt.
Auch analysiert er die ideologische Grundlage für den Krieg, als eine Neuauflage des alten „Panslawismus“ in der Form, dass die russische Nation, Wissenschaft und Kultur zu Vereinigung aller Gebiete der ehemaligen Sowjetunion berufen sei, obwohl diese ausdrücklich eine Union verschiedener Völker war.
Besonders trägt in diesem Zusammenhang der von Putin und auch von vielen Russen gewollte Gedanke, dass Russland, wie die Sowjetunion, eine Großmacht sei, auch wenn sich dies weder durch den Einfluss, noch durch die Wirtschaftsmacht belegen lässt. Die „russische Seele“, so schreibt er, verlange aber danach, auch wenn Russland heute wirtschaftlich, technologisch und auch (konventionell) militärisch keine Großmacht im internationalen Vergleich ist.
Russland kann nur noch mit seinen Atomwaffen diesen Anschein bewahren, was aber andere Staaten nicht davon abhält, die Meinungen Russlands größtenteils zu ignorieren, da die atomare Karte nur einmal gespielt werden kann und anders, als etwas wirtschaftliche Macht, nicht zu einer dauerhaften Beeinflussung taugt.
Er erteilt dabei auch der Mythos eine Absage, dass Russlands Angriff auf die Ukraine eine Reaktion auf eine angeblich zugesagtes Unterbleiben der Osterweiterung der NATO ist, sondern vielmehr Putins Wunsch entspringt, die Gebiete der alten Sowjetunion wieder unter einem Staat zu vereinen.
Für geneigte Leser mit dem Wunsch, mehr über den Hintergrund des Konfliktes zu erfahren, kann die Monographie für 4,50 Euro bei der BPB erworben waren.