Nolte, Ernst, Der Faschismus in seiner Epoche, München, Piper, 1963

Ernst Noltes Werk *“Der Faschismus in seiner Epoche“* (1963) gilt als ein wegweisender Versuch, den Faschismus als historisches und transnationales Phänomen zu begreifen. Nolte untersucht die Entstehung und Entwicklung des Faschismus in Europa von 1914 bis 1945 und analysiert ihn im Kontext seiner Epoche, die von den Weltkriegen und den tiefgreifenden sozialen und politischen Umwälzungen geprägt war.

Nolte betrachtet den Faschismus nicht als isoliertes, rein nationales Phänomen, sondern als eine Reaktion auf den Ersten Weltkrieg und die Bedrohungen durch den Kommunismus und die moderne Demokratie. Er beschreibt, wie der Faschismus durch die Schriften und Reden seiner Führer, insbesondere Mussolini und Hitler, definiert und geformt wurde. Nolte betont, dass der Faschismus, im Gegensatz zu etablierten Ideologien wie Liberalismus und Sozialismus, eine neue, noch unbestimmte politische Form darstellte, die auf den Instinkten und Ängsten der Massen basierte.

Ein zentraler Aspekt des Buches ist der Vergleich der verschiedenen faschistischen Bewegungen, insbesondere des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus. Nolte zeigt auf, wie diese Bewegungen trotz ihrer Ähnlichkeiten durch nationale Eigenheiten geprägt waren und häufig in Konkurrenz zueinander standen. Er beleuchtet auch die ideologischen Wurzeln des Faschismus, die teilweise im Marxismus verankert sind, und beschreibt den Faschismus als einen Totalitätsanspruch, der weder Gott noch Moral als Maßstab anerkennt.

Das Buch bietet eine umfassende Analyse der Action française, die Nolte als eine besondere Ausprägung des Faschismus betrachtet, sowie eine detaillierte Untersuchung der Praxis und der Organisationsstrukturen der faschistischen Bewegungen. Nolte argumentiert, dass der Faschismus in erster Linie praxisorientiert war, mit der Tat als zentralem Element, im Gegensatz zur stark ideologisch geprägten Doktrin des Marxismus.

**Ernst Nolte:**

Ernst Nolte (1923–2016) war ein deutscher Historiker und Philosoph, der sich insbesondere mit der Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts befasste. Bekannt wurde er durch seine kontroversen Arbeiten zum Faschismus und zum Nationalsozialismus. Nolte vertrat die Auffassung, dass der Faschismus als Reaktion auf die Bedrohung durch den Kommunismus verstanden werden müsse, eine These, die ihn in den 1980er Jahren in den sogenannten Historikerstreit verwickelte. Seine Arbeiten waren prägend für die Faschismusforschung, wurden aber auch vielfach kritisiert, insbesondere wegen seiner Vergleiche zwischen Nationalsozialismus und Bolschewismus. Nolte lehrte an verschiedenen Universitäten, darunter die Freie Universität Berlin, und hinterließ ein viel diskutiertes Werk, das nach wie vor in der Geschichtswissenschaft rezipiert wird.

Ich habe das Werk antiquarisch erworben. Es umfasst 545 Seiten Fließtext.

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