Plokhy, Serhii, Die Frontlinie

Aufgrund der aktuellen Krise in der Ukraine wollte ich mich über die Hintergründe des Konfliktes informieren und fand im Werk von Serhii Plokhy eine umfassende Darstellung der Geschichte der Ukraine, der Ursprünge des Landes und seiner Beziehungen zur EU und zu Russland.

Auch wenn das Buch mit Kapitel I etwas schwerfällig beginnt, da es hier um die Diskssion in den westlichen Staaten, um die Eigenständigkeit der Ukraine geht und die Auffassung in der UdSSR zu dieser Thematik, nimmt das Buch danach deutlich an Informationsgehalt zu.

Es wird die „Wiedervereinigung“ der Kosaken mit Russland im Jahr 1654 besprochen, wie auch der Status der Ukraine unter Stalin und der „Große Hunger“ in den 1930er Jahren. Es folgt ein Kapitel zur Unabhängigkeit der Ukraine nach 1990 und der Beziehung zur EU und dem neuen Russland.

Der aktuelle Konflikt wird nur am Rande erfasst, da das Werk bereits 2021 erschienen ist.

Es werden auch die religiösen Beziehungen zwischen der heutigen Ukraine und Russland thematisiert, wie auch die Beziehungen zu Russland unter den Zaren und zum polnisch-litauischen Staat.

Man merkt dem Autor dabei allerdings an, dass er sehr aus der Sicht der Ukraine schreibt, was oft das Gefühl einer Parteinahme entstehen lässt.

Wertvoll an der Darstellung ist, dass die meisten Menschen, außerhalb der Ukraine, die historischen Zusammenhänge kaum kennen dürften, auch die Ereignisse im Jahr 1654, der Vertrag von Perejaslaw etc. dürften westlichen Lesern kaum bekannt sein.

Auch der Hinweis auf die Diskussion darüber, ob die Ukraine zu Europa gehört, welche Weltbilder damit verbunden sind und wie die westlichen Staaten die Ukraine „am langen Arm“ hielten, was den Beitritt zur EU angeht, werden in dieser Form in der EU ansonsten nicht diskutiert.

Wer jenseits von Telegram an der Diskussion teilnehmen möchte und bereit ist, dafür etwas Zeit aufzuwenden, kann zu einem Preis von 4,50 € keinen Fehlkauf tätigen.

Veröffentlicht in Bücher, Geschichte, Politik.

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