Behrends, J.C. (Hrsg.), 100 Jahre Roter Oktober, Berlin, C.H. Links Verlag, 2017

Wie bereits auf dieser Website gewohnt, rezensiere ich gerne historisch bzw. politische Werke, die in einer günstigen Variante bei der BPB.

Bei diesem Buch handelt es sich um einen Sammelband, der, wie der Name bereits andeutet, sich mit der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ beschäftigt, bzw. deren Rezension im Laufe der letzten 100 Jahre. Wie die meisten Leser sicherlich wissen, war es nach unserem Kalender eigentlich eine Novemberrevolution (am 7./8.), nur die Nutzung des alten julianischen Kalenders verlegte die Revolution in den Oktober des Jahres 1917.

Das Werk ist dabei kein zusammenhängender Geschichtsband über die Oktoberrevolution per se, sondern es besteht aus einzelnen Beiträgen, die die Feierlichkeiten zu den Jahrestagen abbilden und jeweils von unterschiedlichen Autoren verfasst wurden. Die Ereignisse des „Roten Oktobers“ kommen dabei nur am Rande vor, es wird vielmehr auf deren Rezension bzw. gerade das Fehlen der Rezension im Laufe der Zeit abgestellt.

Auf den insgesamt 294 Fließtext nebst Anhang und Literaturverzeichnis wird auf die jeweilige Weltlage zu den einzelnen Daten eingegangen und auf die Lage in der UdSSR bzw. später in Russland und in China. Interessant sind dabei vor allem die dargestellten Bezüge zur Gesellschaft, Politik und Wirtschaft der damaligen Zeit bzw. zur Politik im (vorwiegend) sozialistischen Lager und deren Bezug zum „Westen“.

Besonders die Darstellung der Feier im Jahr 1957 nimmt auch einen Bezug auf die „Dritte Welt“ und die Dekolonialisierung und die Wirkung, die der Sozialismus auf diese Entwicklung hatte. Auch die Spannungen zwischen Kuba und der UdSSR bzw. die Spannungen zur China und der, aus Moskauer Sicht, Sonderweg Maos werden thematisiert.

Das Werk hat dabei nur wenige Abbildungen, die Plakate zu den jeweiligen Feierlichkeiten zeigen, was aber dem Buch durchaus zugutekommt, da der Text sehr flüssig und angenehm geschrieben ist und es mehr um den Inhalt geht, als um Darstellungen.

Wer nach einer Einordnung der Oktoberrevolution in den zeitlichen Kontext sucht, kommt hier ganz auf seine Kosten. Erwartet werden sollte aber keine Abhandlung für die Revolution an sich, sondern vielmehr deren Wirkung im Laufe der Zeit.

Die Form eines Sammelbandes kommt der Darstellung insofern zugute, als die unterschiedlichen Sichtweisen gut mit der Einordnung in unterschiedliche Zeithorizonte korrespondieren, sodass eine sehr angenehme Darstellung erzeugt wird.

Das Werk ist derzeitig für 1,50 Euro bei der BPB zu erhalten.

Ebert, Jens (Hrsg.), Junge deutsche und sowjetische Soldaten in Stalingrad

Bei der Monographie handelt es sich im wesentlich um eine Zusammenstellung von Briefen, Berichten und Auszügen aus literarischen Werken zum Kampf um Stalingrad. Das Besondere an dem Werk ist, dass es sich nicht um einen Roman oder eine historische Darstellung handelt, sondern explizit um eine Zusammenstellung von Briefen von beiden Seiten der Front.

Umrahmt wird das ganze mit Auszügen aus Reden von Hitler und Göring, sowie von kurzen Darstellungen, die der historischen Einordnung dienen.

Das Buch ist angenehm zu lesen, wobei natürlich die Art der Darstellung variiert und zwischen Texten von Soldaten und Briefen an deren Familien hin zu literarischen Werken wechselt, die über den Kampf geschrieben wurden.

Es sind auch einige wenige Bilder im Werk vorhanden, die sich aber angenehm in den Textfluss einfügen.#

Am Anfang gibt es einen kurzen Exkurs zur Quellenlage, in der auf die geringe Tradition des Briefeschreibens in der UdSSR bzw. den Vorgängerstaaten eingegangen wird, sodass die Menge und die Qualität der Briefe auf der sowjetischen Seite stark von der auf der deutschen Seite abweicht. Hinzukommt, dass das sowjetische Postsystem, im Frieden wie auch im Krieg, nur wenig ausgebaut war, was die reine Quantität der Überlieferungen stark reduziert.

Am Ende wird neben der Verarbeitung in der Literatur auch auf die unterschiedliche Überlieferung in der BRD, der DDR und der UdSSR kurz eingegangen. Die Sichtweise auf den Kampf um Stalingrad wurde dabei unterschiedlich in den jeweiligen Staaten überliefert, sodass dies auch zu unterschiedlichen Wertungen in den Gesellschaften führt.

Das Buch ist eine gute Primärquelle, allerdings dürfte für ein volles Verständnis bereits ein solides Vorwissen über den Zweiten Weltkrieg und die Hintergründe erforderlich sein, wenn man sich nicht in oberflächlichen Plattitüden ergehen will.

Man kann das Werk derzeitig für 4,50 Euro bei der BPB beziehen.

Bleyer, Alexandra, 1848, Bonn, Philipp Reclam Verlag, 2022

Wie bereits bekannt, handelt es sich bei diesem Buch wieder um ein günstiges Werk von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Auf den 314 Seiten des Textes wird ein guter Überblick über die Ereignisse der Revolution von 1848 gegeben, wobei das Buch einen großen Wert darauf legt, auch die Vor- und Nachgeschichte in die Schilderung einzubinden.

Was etwas stören an der Darstellung ist, ist die Tatsache, dass quasi zwanghaft versucht wird, die Rolle der Frau in die Geschichte einzubinden. Man hat dabei überwiegend, gerade am Anfang des Werkes, nicht das Gefühl, dass die Schilderungen zur geschichtlichen Darstellung gehören, sondern dass der Autor quasi, ob passend oder nicht, auch nur den entferntesten Anteil von Frauen an den Ereignissen zwanghaft in seine Schilderung einbauen wollte. Selbst nur Briefe oder die Ehefrauen von Randfiguren des Geschehens werden immer wieder in den Text angeführt, was eher störend und ablenkend wirkt, als dass es den Informationsgewinn steigert.

Interessant ist an der Darstellung, dass es nicht nur um die deutschen Staaten im engeren Sinne geht, sondern auch die Ereignisse in Frankreich, England, Österreich und auf dem Balkan mit in die Darstellung eingebunden werden, was die Darstellung, ab der Mitte, dann deutlich flüssiger und auch angenehmer zu lesen gestaltet.

Die Abläufe in der Nationalversammlung und die Reaktionen in Deutschland waren gut und logisch dargestellt, auch die Darstellung der verschiedenen Ansichten der Teilnehmer und die unterschiedlichen Zielsetzungen fließen gut ein.

Insgesamt daher ein gutes Werk, wenn man nicht zu viel Tiefgang erwartet und mit der sehr starken Betonung der Rolle der Frauen, gerade am Anfang, umgehen kann, auch wenn diese unpassend wirkt.

Das Werk ist bei der BPB für 4,50 Euro zu erhalten.

Über das Verbrennen von Büchern – Erich Kästner

Bei diesem kleinen Band, von gerade einmal 51 Seiten, handelt es sich direkt um ein Buch von Erich Käster, sondern um eine Zusammenstellung von Texten bzw. Reden, die er zum Thema der Bücherverbrennung verfasst hat.

Der kleine Band ist bei BPB erschienen und sammelt Beiträge aus den Jahren 1947, 1958, 1965 und 1945, die in dieser Reihenfolge auch abgedruckt sind.

Im ersten Beitrag berichtet Kästner, wie er, in Berlin, bei der Verbrennung von Büchern anwesend gewesen ist. Er beschreibt das Schauspiel, wobei er die Studenten, die die Bücher verbrennen sollen, als eher unwillig erlebt und diese sogar dabei beobachtet, wie sie einzelne Bücher unter ihren (SA-)Uniformen verstecken, scheinbar um sie selbst anschließend lesen zu können.

Er sinniert in diesem ersten Beitrag auch darüber, ob man Bücher per se überhaupt verbrennen kann, oder ob man dadurch sie nicht eher noch interessanter und damit noch gefährlicher für die Verbrenner macht.

Beim zweiten Text handelt es sich um eine Ansprache vor dem P.E.N. vom 10. Mai 1953. Er verweist in diesem Text darauf, dass schon immer Bücher verbrannt wurden, seit dem es Bücher gibt und zitiert dabei Tacitus, der bereits im Imperium Romanum beklagte, dass Stimme und Geist des Volkes getötet werden sollen, indem man Bücher verbrennt.

Interessant ist auch sein Hinweis darauf, dass der Nationalsozialismus bereits seit 1928 hätte bekämpft werden müssen und dass man eben nicht warten darf, bis der Kampf gegen die Unterdrücker selbst als Landesverrat bezeichnet wird.

Im dritten Text geht er auf einen Vorfall aus dem Jahr 1965 ein, bei dem der „Bund entschiedener Christen“ eine Bücherverbrennung mit Verweis auf die Bibel vollzogen hat, da bereits Paulus die Verbrennung heidnischen Zauberbücher gefordert habe. Er beschreibt in diesem Zusammenhang, dass Politik und Gesellschaft sehr zurückhaltend auf die Ereignisse reagiert haben und sich mehr Gedanken um die Brandgefahr machten, als um die Symbolik der Handlung, die man scheinbar, aus Mangel an Geschichtskenntnissen, nicht erkannte.

Im letzten Text im Buch geht es um ein Schreiben des Verlagsdirektors Gustav Rassy vom 24. Oktober 1933, indem er Autoren aufforderte, sich zur neuen Freiheit der Autoren im „neuen Deutschland“ zu äußert. Er verweist ironisch darauf, dass es für manche Autoren nunmehr natürlich gut sei, dass man ihre Werke nicht mehr kritisieren darf, etwa die Ahnenkunde, sodass sie höhere Auflagen erzielen können.

Ab Seite 43 folgt am Ende des Büchleins noch eine kurze Chronologie der Bücherverbrennungen und ab Seite 47 eine Liste der Autoren, die der Verbrennung anheimgefallen sind.

Das Buch ist insgesamt kurzweilig und eher ein Dokument der Zeitgeschichte und keine historische Abhandlung. Wer sich historisch für die Ereignisse interessiert, hat hierdurch einen Zugang zu einer Primärquelle.

Der Titel kann für 1,50 Euro bei der BPB bezogen werden.

12 Rules of Life von Jordan B. Peterson

Bei dieser Monographie handelt es sich nur vordergründig um ein Buch für die Lebensberatung. Im Grunde ist es eher ein Ratgeber für den Umgang mit sich selbst und der eigenen Einstellung zum Leben.

Jordan B. Peterson ist dabei dafür bekannt, eher eine konservative Linie zu vertreten, die den etablierten, eher linken politischen Ansichten, nicht entspricht, was ihm auch immer weiter Kritik erbringt. Ich persönlich vertrete dabei die Auffassung, dass man Autoren aller politischen Richtungen lesen sollte, um eine neutrale bzw. ausgewogene Sichtweise zu erhalten. Oder anders formuliert, wie es Mark Twain, sinngemäß übersetzt, ausdrückte: „Immer, wenn man beginnt, die Meinung der Mehrheit zu teilen, ist es an der Zeit sich zu besinnen.“

In diesem Sinne sind die Meinungen von Autoren, die nicht den Mainstream teilen, sicher die wertvollsten Werke, die man lesen sollte.

Das Buch besteht, ohne die Anlagen, aus 372 Seiten, wobei ich hier das englische Original gelesen haben, was ich jedem empfehlen würde, man die Originalsprache des Autos spricht, da jeder Übersetzung immer eine Interpretation ist, sodass man den Text, in der Übersetzung, immer in der Interpretation des Übersetzers zu Gesicht bekommt und nicht das unverfälschte Original des Autors. Nicht umsonst nennt man Dolmetscher im Englischen interpreter.

Das Buch selbst besteht im Grunde aus 12 Kapitel, welche sich auf die 12 Regeln beziehen. Die einzelnen Regeln beziehen sich im Grunde darauf, dass man sich seiner Selbst bewusst sein soll. Dass es wichtig ist, sich der eigenen Wünsche und Unzulänglichkeiten bewusst zu werden und sich nicht mit Selbsttäuschungen zu belasten.

Das Buch spart auch Schmerzen und Leiden nicht aus und verweist dabei auf die Bibel und die buddhistische Philosophie, die bereits erkannt haben, dass das Leben eben auch Leid ist und dass gerade der Umgang mit dem unvermeidlichen Leid im Leben das Maß an Zufriedenheit bestimmt.

Kritik wird dabei auch am Mainstream in der Gesellschaft geübt, etwas auch daran, dass entgegen der verbreiteten Auffassung, Männer keineswegs in der Gesellschaft dominant sind und dass auch ein Matriarchat keines Wegs zu einer friedlichen Gesellschaft führt.

Auch übt der Autor Kritik daran, dass Männer immer mehr wie Frauen erzogen werden, obwohl Frauen selbst es sind, die dann eher die maskulinen Männer suchen und verwundert darauf reagieren, kaum noch solche zu finden.

Eine starke Kritik übt er auch daran, dass weite Teile der Wissenschaft bereits heute von Frauen dominiert werden, obwohl immer noch das Narrativ von der Benachteiligung der Frauen im Wissenschaftsbetrieb gepflegt wird.

Ich selbst fand die Lektüre dabei sehr angenehm und auch, mit der großen politischen und gesellschaftlichen Bandbreite, sehr anregend.

Wer hier also keinen Lebensberater im engeren Sinne sucht, sondern nach einem Buch, welches einen durch Kritik an der eigenen Wahrnehmung zu einem besseren Umgang mit der eigenen Umwelt führt, hier ist sicher richtig.

Das Werk ist derzeitig für rund 13,00 Euro im englischen Original bei Amazon verfügbar.

Das Paulus Evangelium von Wolfgang Hohlbein

Ich habe seit langem mal wieder zu einem Buch von Wolfgang Hohlbein gegriffen. Seit ich „Die Elfen“ aus seiner Feder gelesen hatte, was bereits 10 Jahre her sein dürfte, habe ich den Autor etwas aus den Augen verloren.

Zu diesem Buch bin ich mehr dadurch gekommen, dass ich über den Titel gestolpert bin, da ich mich, für Geschichte interessiere und der Titel einen interessanten, wenn auch fiktiven, Bezug zur katholischen Kirche vermuten ließ.

Enttäuscht hat mich das Werk in keiner Weise. Ich kannte Hohlbeins Art, durch eine dichte Beschreibung der Umgebung und der Personen die Leser in der Geschichte einzufangen. Er verbindet dabei die Handlung im Buch mit historischen Ereignissen, sodass darauf eine Art historischer Phantasyroman wird, in dem historische Gegebenheiten und Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte verwoben werden. Der große Vorteil dabei ist, dass man die Grenze zwischen Fakt und Fiktion kaum wahrnimmt, wenn man sich mit dem Thema nicht vertieft beschäftigt.

Die Rahmenhandlung ist relativ schnell erzählt: Ein Hacker entwickelt ein Programm und dringt dabei in ein Computersystem des Vatikans ein, aus dem sich ergibt, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, sondern die Auferstehung eine Lüge war und Jesus, als Petrus, den Vorfall überlebt hat. Die Hacker sind dabei junge Studenten, die in das Visier eines Kardinals der Kirche geraten, der die gestohlenen Daten zerstören will, während Geheimdienste das Programm für ihre Zwecke an sich reißen wollen. Diese Parteien treten dabei in komplizierte Interaktionen, die dazu führen, dass viele der Akteure sterben und eine klare Linie zwischen Gut und Böse nicht mehr erkennbar ist. Dies alles wird dann von Hohlbeins Fähigkeit umschlossen, die Situationen wie ein Gemälde im Kopf des Lesers auszubreiten.

Die insgesamt 703 Seiten des Buches waren für mich sehr kurzweilig. Gerade für historisch interessierte Leser kann ich das Buch nur wärmsten empfehlen. Es ist dabei durchaus mit Bestsellern wie Sakrileg vergleichbar.

Aufgrund der Tatsache, dass es etwas älter ist, ist es teilweise, in gebundener Auflage, für 5 Euro zu erhalten.

Atzendorfer Chronik von Samuel Benedikt Carsted

Als jemand, der in der Gemeine Atzendorf aufgewachsen ist und Geschichte studiert hat, war ich natürlich an diesem Werk interessiert.

Das Werk ist aktuell nicht verfügbar, sondern liegt nur als antiquarisches Werk vor. Der Druck stammt aus dem Jahr 1928 und war das Ergebnis einer Historikerkommission, die die kirchliche Chronik des Pfarrers Carsted auswertet und erstmalig in einer gedruckten Form publizierte. Zu erwähnen ist, dass der Druck in Fraktur erfolgte, sodass die interessierten Leser sich an dieses Schriftbild gewöhnen müssen.

Das Werk selbst wurde im 17. Jahrhundert verfasst und beschreibt die Geschichte des Ortes dieser Zeit, vor allem des Siebenjährigen Krieges, in dem der Autor als Feldgeistlicher tätig gewesen ist. Das Werk besteht daher etwa zur Hälfte aus einer Beschreibung des Kriegsgeschehens, vornehmlich in Schlesien und nur im restlichen Teil aus einer Beschreibung des Ortes Atzendorf und seiner Geschichte.

Interessant ist dabei insbesondere die Beschreibung der Lebensweise der Personen im Ort, der Benennung der Namen der Einwohner und auch die Beschreibung der Orte in der Umgebung und die Zerstörung des Ortes im Dreißigjährigen Krieges.

Sehr ausführlich werden etwa die Feierlichkeiten und Angewohnheiten bei einer Hochzeit beschrieben. Auch findet die Mode der Zeit eine starke Erwähnung, die damals bereits als teilweise dekadent beschrieben wird.

Der Autor fügt auch eine Beschreibung der Landwirtschaft und des Gaststättenwesens ein und beschreibt auch in einer ausführlichen Art und Weise, wie er selbst der Landwirtschaft nachgeht und welche Gewinne der Pfarrei und die anderen Einwohner aus ihrer Tätigkeit ziehen.

Hinweise auf die Beziehungen zur Obrigkeit in Magdeburg und die Beziehungen zu den umliegenden Kirchen werden ebenfalls gegeben.

Der Druck umfasst, nach eigener Angabe, nicht die komplette Chronik, da bereits beim Druck einige Teile verloren gegangen waren.

Ich würde das Werk für Leute empfehlen, die gerne eine Quelle aus der Zeit lesen wollen und eine Beziehung zu den Orten in der Gegend haben. Für andere Personen dürfte die starke Fokussierung auf Atzendorf und seine Umgebung eher weniger interessant sein und sie dürften mit einem allgemeinen Werk besser bedient sein.

Gänswein, Georg, Nichts als die Wahrheit, Freiburg im Breisgau, Herder Verlag, 2023

Das von Georg Gänswein verfasste Buch, hier in der deutschen Übersetzung der italienischen Originalausgabe, spiegelt die Sicht des Autors auf das Leben von Joseph Ratzinger bzw. des späteren Papst Benedikt XVI. wider. In den gute 310 Seiten wird das Leben von Joseph Ratzinger dargestellt, natürlich mit einem besonderen Focus auf seine spätere Tätigkeit als Erzbischof, Kardinal und Papst.

Interessant an dem Werk ist primär die Sichtweise von Gänswein auf den Papst und seine persönlichen Einblicke. Man sollte sich natürlich nicht darüber täuschen, dass der Autor, aufgrund seiner persönlichen Beziehung zum Papst, kein objektives Urteil abgeben kann, was er in dem Werk aber auch nicht zu überdecken versucht. Es klingt immer wieder die Bewunderung für den späteren Papst an, der für Gänswein auch eine Autorität und ein Lehrer gewesen zu sein scheint.

Wenn er sich zu Vorgängen im Pontifikat von Benedikt XVI. äußert, schwingt dieses Vertrauen und eine gewisse Verteidigungshaltung gegenüber dem Papst mit, sodass, rein objektiv, die persönliche Zuneigung und die geschilderten Tatsachen sich nicht immer klar voneinander trennen lassen.

Zwar betont er in dem Werk sehr, dass er sich um einen Ausgleich mit dem Nachfolger Benedikts, Papst Franziskus, bemüht hat, er lässt dabei aber auch immer eine gewisse Differenz und Ferne anklingen.

Die Beschreibung zur Tätigkeit von Joseph Ratzinger in den Glaubenskongregation, der früheren Inquisition, bei der Gänswein und der spätere Papst sich kennenlernten, wie auch die privaten Gespräche und die Beschreibung des Lebens Ratzingers nach seinem Rücktritt als Papst, verschaffen aber angenehme Einblicke, die in dieser Form von einer anderen Person nicht gegeben werden können.

Wenn man bereit ist, sich mit einer gewissen Nähe und Subjektivität des Verfassers abzufinden, ist das Werk ein angenehm zu lesendes Opus, welches historisch Interessierten, und damit nicht nur Katholiken, einen wertvollen Einblick hinter den Schleier des Vatikans bietet.

Gerade auch die Ausführungen zu den Gründen des Rücktrittes von Benedikt XVI. bestätigen, so die Ausführungen im Buch, nochmals die Verlautbarungen, dass er aus gesundheitlichen Gründen vom Amt zurückgetreten ist.

Auch der kurze Exkurs zur Wahl Ratzingers zum Papst ist interessant zu lesen, auch wenn er wenig neues zur Thematik enthält.

Das Buch ist beim Herder-Verlag zum Preis von 28,00 Euro zu erhalten.

Wieser, Raimund, Praxis des Bußgeldverfahrens, 9. Auflage, Heidelberg, rehm Verlag, 2021

Jeder Praktiker aus dem Bereich des Bußgeldverfahrens dürfte den Namen Wieser bereits gehört haben. Das Buch gilt als Standardwerk auf dem Gebiet, gerade für die tatsächlichen Anwender der Rechtsmaterie, unabhängig von Theorie und Unterricht, was nicht bedeutet, dass die Ausführungen dort weniger wertvoll sind.

Am Beginn steht allerdings die Erkenntnis, dass der Autor das Buch aus seiner Sicht als Richter geschrieben hat. Auch wenn es eine große Nähe zu Praxis aufweist, schimmert auch immer wieder die Sicht des Richters durch, die sich mit der Praxis in den Ämtern, gerade den Kommunen, nicht immer vollständig deckt. Gerade kleinere Kommunen verfügen weder über die Menge des nötigen Personals, noch über die fachliche Tiefe bei den meist mit zahlreichen Aufgaben befassten Mitarbeitern, um die Materie in der Tiefe zu durchdringen, die Wieser verlangt oder erwartet.

Der große Vorteil des Buches wird direkt auf Seiten XI bis XIII am Beginn des Buches zusammengefasst, die große Nähe zur Praxis in der Form von etlichen Musterbescheiden und Musterschreiben, die den Anwender die große Mühe ersparen, sich selbst rechtssichere Schreiben entwickeln zu müssen. Hier ist der obige Nachteil nunmehr ein Vorteil da der Autor seine Sicht als Richter einbringen kann, um die Bescheide, in der Form zu verfassen, die er als Richter in einem Verfahren auch von den Verwaltungsbehördne erwartet.

Das Buch an sich gliedert sich, logischen Aufbai eines Bußgeldverfahrens folgend, in die Einleitung, die Ermittlung, den Erlass des Bußgeldbescheides und die Vor- bzw. Zwischenverfahren und das Verfahren vor dem Gericht. Auf über 800 Seiten wird das Verfahren detailliert beschrieben und es wird aktuelle Rechtsprechung referiert, wie auch die direkte Anwendung in spezifischen Fällen, etwa wenn der Betroffene nicht auffindbar ist.

Die verwendeten Grafiken sind sparsam im Buch verstreut und erleichtern den Überblick.

Ich würde das Werk eher für die Praxis empfehlen, Studenten sind von der schieren Masse der (Detail-)Informationen eher überfordert.

Es handelt sich auch um ein Lesebuch, dass man, wenn man in der Praxis damit befasst ist, durchaus vom Anfang bis zum Ende ducharbeiten sollte.

Der aktuelle Preis von rund 50,00 Euro ist für die gebotenen Informationen mehr als gerechtfertigt. Im Grunde gehört das Buch auf jeden Schreibtisch einer Verwaltungsbehörde, wenn man sich dort ernsthaft mit dem Thema Ordnungswidrigkeiten befassen will.

Die DO IT YOURSELF RENTE von Marco Lücke und Stefan Loibl

Gelesen habe ich dieses Buch, als Ergänzung zum youtubekanal von immocation.

Wenn man sich für Immobilien als Geldanlage, primär als Einnahmequelle durch Mieten auf lange Sicht, interessiert, ist man zum Einstieg mit diesem Buch und auch dem Kanal auf www.youtube.de gut bedient.

Man sollte aber keine detaillierten Anleitungen oder Muster im Buch erwarten. Es handelt sich eher um eine kurze Einführung in die Thematik, mit Hinweisen auf die Finanzierung, die Auswahl der Immobilien und die Besichtigungen, wie auch die Gespräche vor Ort.

Tipps für die Steuer und die Absetzung von Kosten bei der Vermietung werden kurz gegeben, ersetzen aber keine intensive Beschäftigung mit der Problematik.

Kurzum: Als eine erste Einführung und zum „Lust bekommen“ auf die Thematik ist das Buch geeignet, einen Einkaufs- oder Vermietungsführer sollte man aber nicht erwarten.

Positiv ist, dass das Buch logisch aufgebaut ist. Es beginnt mit einer Einleitung, dass die Einnahmen aus Immobilien die Einnahmen aus Aktien oder andere Anlageformen übersteigen kann. Es wird dann auch auf die Finanzierung durch Fremdkapital eingegangen, die eine starke Hebelwirkung entfaltet, da man nur wenig eigenes Kapital einsetzen muss, muss hohe Mieteinnahmen zu erzielen.

Die Risiken, die durch eine 100-prozentige Finanzierung einer Immobilie entstehen können, etwa der Ausfall der Mietzahlungen, werden zwar angesprochen, treten aber hinter der Betonung der Vorteilung deutlich zurück, hier wäre eine etwas ausgewogene Darstellung sicher angezeigt gewesen.

Die angebotenen Checklisten und Berechnungshilfen werden im Buch erläutert und sind auch auf der Website verfügbar, welche man sich aber auch, mit etwas Interesse an der Materie, selbst erstellen kann.

Die vorgestellten Konzepte zur Bewertung von Immobilien sind nachvollziehbar und hilfreich, allerdings auch primär für Menschen, die sich dem Thema zu ersten Mal nähern.

Ich würde das Buch dennoch empfehlen, wenn man erstmalig in die Materie einsteigt, man sollte aber auch die Videos der Anbieter mit einbeziehen und sich selbst weiter zur Thematik informieren.

Für derzeitig 19,00 Euro bei Amazon zu erwerben, ist das Buch sehr lesenswert.