Blockadebuch, Leninggrad 1941 bis 1944, von Ales Adamowitsch und Daniil Granin

 

In Bezug auf mächtige Werke, die allgemein als lesenswert gelten, greife ich gerne auf die Ausgaben der Bundeszentrale für politische Bildung zurück. Die Werke kann man dort zu einem sehr günstigen Preis beziehen und erhält meist eine gut verarbeitete Lesevariante, die nicht selten auch umfangreicher ist, als jene, die man bei kommerziellen Verlagen erhalten kann.

Auch beim vorliegenden Buch habe ich auf eine solche Variante zurückgegriffen. Das Werk ist 700 Seiten stark (reiner Textteil). Es enthält dabei auch einig Photographien, wobei diese nur sehr sparsam eingesetzt wurden. Der Schwerpunkt liegt erkennbar auf dem Inhalt und dem Text des Werkes.

Zum Inhalt des Werkes kann man sagen, dass versucht wurde, es sehr nah an den Ausführungen bzw. Interviews der Betroffenen zu belassen. Es wurden auch Tagebücher ausgewertet, um einen Einblick in die Blockade von Leningrad aus der Sicht der Betroffenen zu gewähren. Allgemein wurde versucht, ein Projekt der Oral History zu realisieren.

Besonders intensiv werden die Schilderungen, wenn Tagebücher über längere Passagen zitiert werden, die sich um alltägliche Probleme drehen, den Hunger beschreiben, soziale Situationen spiegeln, wie etwa den Kampf um 100g Brot oder Kinder, die auf offener Straße tot umfallen, da sie völlig entkräftet sind.

Auch werden Details wie das Versagend er staatlichen Stellen oder der Kannibalismus nicht ausgelassen, was das Erscheinen des Buches in den 1980er Jahren in der UdSSR auch schwierig gemacht hat, wie die Autoren im Vorwort schildern.

Es handelt sich ausdrücklich nicht um ein Werk der Propaganda, dafür wird das Leid und das reale Leben der Menschen zu sehr betont, wenn etwa Eltern entscheiden müssen, welches Kinder sie ernähren und welches sie sterben lassen müssen.

Trotz seines großen Umfanges ist das Werk kurzweilig, wenn man dies bei einem solchen Thema so nennen darf. Auch die Schilderungen ähneln sich in der Sache, wenn es um Kälte und Hunger geht, da sie aber von unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Lagen geschildert werden, sie sind sie immer wieder spannen auf eine beklemmende Art und Weise.

Wer Interesse daran hat, sich mit dem Werk, auch längere Zeit, auseinanderzusetzen, erhält es bei der Bundeszentrale für politische Bildung derzeitig (Januar 2022) für 7,00 Euro.

Corona Bilanz von Udo Di Fabio

Di Fabio, Udo, Corono Bilanz, München, C.H. Beck, 2021

In seinem neuesten Werk beschreibt Udo Di Fabio die Entwicklung der Pandemie, die getroffenen Maßnahmen und wertet diese unter dem Eindruck, dass immer mehr Menschen meinen, in einer ungerechten Welt zu leben oder gar in einer neuen, deutschen Diktatur.

Er verweist auf die bisherigen Erfahrungen bei der Bekämpfung der Pandemie und beschreibt auch die Grenzen des Rechts, wenn er darauf verweist, dass man viele Debatten in Deutschland mit dem Verweis beendet, das sei rechtlich nicht möglich, obwohl eigentlich eine gesellschaftliche und politische Debatte angezeigt gewesen wäre, die man damit, quasi als Totschlagargument, beendet.

Er kommt dabei zu dem Schluss, dass Demokratien sich in der Krise bewährt haben und Autokratien, wie etwa in China, die Pandemie nicht deutlich besser eindämmen konnten, oder, im Fall von Brasilien, sogar deutlich schlechter abgeschnitten haben.

Auch die Spannungen im deutschen Föderalismus finden ihren Platz, wie auch eine Debatte mit dem Soziologen Armin Nassehi über die Grenzen der Wissenschaft und die Erwartungen einer Bevölkerung, die von der Wissenschaft absolute Wahrheiten erwartet, wo diese ihrem Wesen nach permanent nach der Wahrheit sucht und sich selbst korrigiert.

Der Text des Buches ist auf 178 Seiten abgedruckt (ohne Anhang und Anmerkungen).

Der Preis beträgt bei Amazon derzeitig: 24,95 Euro.

Das politische System der Bundesrepublik Deutschland von Wolfgang Rudzio

Das Werk von Wolfgang Rudzio führt den Leser in einer sehr großen Bandbreite in das politische System der Bundesrepublik ein.

Es folgt zunächst eine Einführung über die Geschichte Deutschlands und seinem Neuaufbau nach 1945, wobei auch die DDR ihren Platz in der Darstellung findet.

Es folgen dann sehr umfangreiche Ausführungen zum politischen System an sich, den Verfassungsorganen, den Parteien und dem Spiel der Macht zwischen den einzelnen Teilnehmern. Die auch das Gleichgewicht zwischen diesen erfassen.

Die Hauptakteure, wie Kanzler, Bundestag und Bundesrat, der Bundespräsident, die Länder und das Bundesverfassungsgericht werden ausführlich dargestellt und in eine Beziehung zueinander gesetzt. Auch die Medien und ihre Beziehung zur Politik werden ausgiebig betrachte.

Alle Beiträge lassen eine hohe Tiefe bei der Betrachtung erkennen und sind mit zahlreichen Statistiken und Angaben versehen, die den Lesefluss aber nicht stören, sondern den interessierten Lesern auch die Möglichkeit geben, sich vertieft mit dem Zahlenwerk zum Kapitel zu beschäftigen, wobei die Analysen direkt in den einzelnen Abschnitten mit besprochen werden.

Angenehm ist auch, dass ja jedem Kapitel eine Liste mit weiterführenden Werken folgt, aus denen man schöpfen kann, um noch mehr Informationen zu erhalten. Oft ist die aber, sofern man einen Überblick sucht, gar nicht erforderlich, da das Buch selbst bereits eine große Bandbreite an Informationen vermittelt.

Geeignet ist das Buch vor allem für Stunden der Politikwissenschaft oder Auszubildende und Anwärter im öffentlichen Dienst. Der Schwierigkeitsgrad spricht sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene an, das Maß an Informationen deckt aber den Bereich des gehobenen Anspruches mit ab.

Verfügbar ist das Werk bei Amazon für derzeitig 24,99 Euro.

Handbuch des Bußgeldverfahrens von Raimund Wieser

Das Handbuch zum Bußgeldverfahren ist mir selbst, vor etlichen Jahren, bei einer Fortbildung empfohlen worden.

Das Buch nimmt den Leser dabei an die Hand und führt ihn, mit zahlreichen Mustern und Vorschlägen, durch das Verfahren. Es werden Musterbescheide ebenso vorgestellt, wie Hinweise bei Vernehmungen oder Musterbescheide im Owi-Verfahren.

Man kann das Buch als Lesebuch begreifen und es von der ersten bis zur letzten Seite lesen. Alternativ dient es auch als Nachschlagewerk dienen, in dem man schnell zu den fraglichen Kapiteln springen kann.

Ich selbst sehe es eher als Lehrbuch an, mit dem man sich intensiv beschäftigten kann, um Wissen für die eigene Arbeit herauszufiltern.

In Kombination mit den Kommentierungen zur StPO und zum OwiG hat man eine sehr gute Grundlage, um im Owi-Verfahren, und auch bei den Vorfahren, zu bestehen.

Alle drei Bände gehören auf jedem Schreibtisch, gerade auch für die Praktiker unter uns, da gerade wir im Außendienst über ein breites Wissen verfügen müssen. Wir haben, in der direkten Zwiesprache mit dem Bürger, nicht die Zeit haben, noch dicke Bücher oder Kommentare zu wälzen. Sondern wir müssen diese Arbeit im Vorfeld erledigen, um unsere eigenen Verfahren abzusichern, aber auch der Beratungspflicht gegenüber dem Bürger nachzukommen.

Das Handbuch des Bußgeldverfahrens von Raimund Wieser ist bei Amazon zum Preis von 49,99 Euro in der aktuellen, mittlerweile 8.!, Auflage zu haben.

 

 

 

Römische Geschichte: Von den Anfängen bis zum Untergang von Michael Sommer

Ein gewaltiges Werk, die Römische Geschichte von Michael Sommer, die er dem Leser vorlegt.

Sein Buch deckt die gesamte Geschichte der Stadt Rom, von deren Gründung, über Republik und Prinzipat, bis hin zum Weltreich und dessen Niedergang ab. 912 Seiten ist dieses Werk stark, und nur sehr sparsam bebildert, was aber dem Ziel Rechnung trägt, dass es sich um eine wissenschaftliche Arbeit handelt und nicht nur um ein reines Lesebuch. Die Bilder, meist Karten oder Münzen, fügen sich in den Textfluss sehr gut ein und sind so sparsam, dass sie das Leseerlebnis nicht stören (wer kennt es nicht, dass man etliche Bilder im Text hat und danach gar nicht mehr weiß, wo man aufgehört zu lesen.

Die Erzähl- und Informationsdichte ist sehr groß, sodass man nicht selten, auch als Kenner der Materie, auf Wikipedia zurückgreifen muss, um sich einen Namen oder die Lage einer römischen Provinz ins Gedächtnis zu rufen, sofern man nicht, wie ich als Historiker, den Putzger (Sammlung historischer Karten), auf dem Schreibtisch stehen hat.

Michael Sommer erzeugt beim Lesen einen sehr angenehmen Fluss, wenn er auch auf die Persönlichkeit der Handelnden eingeht, die Verbindungen zwischen den Akteuren schildert und auch Wirtschaft und Gesellschaft als Thema, in allen Kapiteln, immer wieder anspricht.

Er widmet dabei den einzelnen Epochen etwa den gleichen Raum in der Beschreibung, wobei, naturgemäß, man es bei Julius Caesar oder Augustus eher als zu kurz empfindet, bei den weniger bekannten Persönlichkeiten und Epochen aber eher als länger, wobei er beim Schreiben zu keiner Zeit in eine unnötig lange Umschreibung verfällt.

Auch seine Schilderung zu den Ursachen, etwa des Überganges von der Republik zum Prinzipat oder dem Verfall der Kaiserherrschaft, die Ablehnung der römischen Bevölkerung zu einer neuen Monarchie, die de facto des Prinzipat aber war, für er sehr deutlich aus und verweis auch auf entsprechende Quellen und Stellungen bei den antiken Autoren, wie Cicero.

Das Lesen des Buches macht, nicht nur durch den großen Literatur- und Anmerkungsapparat, sondern auch, durch das Einbinden in den Text, Lust auf mehr, sodass man schon beim Lesen nach weiteren Werken Ausschau hält, um angesprochene Themen zu vertiefen.

Zu empfehlen ist das Werk für Studenten der Geschichtswissenschaft ebenso, wie für „normale“ Leser, ohne einen universitären Hintergrund, die sich über die Zeit der römischen Antike informieren wollen. Durch einfache und verständliche Sprache fällt der Einstieg leicht, nur eines muss der geneigte Leser für dieses Werk mitbringen: Zeit.

Römische Geschichte: Von den Anfängen bis zum Untergang von Michael Sommer,
Preis 38,00 Euro beim Amazon.de