Eisiges Schweigen Flussabwärts von Michael Thumann

Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann, Michael | Hardcover

In seinem 2025 erschienenen Buch Eisiges Schweigen flussabwärts unternimmt der ZEIT-Korrespondent Michael Thumann eine eindrucksvolle Reise von Moskau nach Berlin. Dabei dokumentiert er die zunehmende politische und gesellschaftliche Kälte zwischen Russland und Europa. Seine Route führt ihn über die schwer bewachten Außengrenzen Russlands, zunächst nach Osten Richtung Zentralasien, dann nach Westen über die baltischen Staaten und Polen nach Deutschland . (Eisiges Schweigen flussabwärts | Lesejury, csm_ZFL_social-media-bild_Schmidt_5859f41361.jpg, Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann | e-Book)

Thumann beschreibt eindringlich die Herausforderungen, denen sich Journalisten in Russland gegenübersehen, einschließlich Schikanen und eingeschränktem Zugang zu Informationen. Er berichtet von Begegnungen mit russischen Flüchtlingen und Menschen aus Osteuropa, die ihre Ängste vor Russlands Revanchismus und Kriegslust äußern . Dabei reflektiert er auch seine eigene Familiengeschichte und die Ursachen für das angespannte deutsch-russische Verhältnis. (Michael Thumann: Eisiges Schweigen flussabwärts bei hugendubel.de …, Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann | e-Book, csm_ZFL_social-media-bild_Schmidt_5859f41361.jpg)

Das Buch ist ein persönlicher Reisebericht, der die erneute Teilung Europas mit eigenen Augen erkundet und ein mitreißendes zeitgeschichtliches Zeugnis von der Suche nach einer Sicherheit bietet, die viele bereits verloren haben . (Eisiges Schweigen flussabwärts: Eine Reise von Moskau nach Berlin)

Bibliografische Angaben:

  • Autor: Michael Thumann
  • Titel: Eisiges Schweigen flussabwärts – Eine Reise von Moskau nach Berlin
  • Verlag: C.H.Beck
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • ISBN: 978-3-406-83003-7
  • Seitenzahl: 284

Dan Brown: Sakrileg

Dan Browns Thriller Sakrileg – The Da Vinci Code ist ein packender Mystery-Roman, der sich mit einer Verschwörung innerhalb der katholischen Kirche, der Kunstgeschichte und dem Geheimnis um den Heiligen Gral befasst. Die illustrierte Ausgabe enthält zahlreiche Bilder von Kunstwerken, Symbolen und Schauplätzen, die eine tiefere visuelle Ebene in die spannende Handlung einfügen.

Die Geschichte beginnt mit dem Mord am Kurator des Louvre, Jacques Saunière, in Paris. Vor seinem Tod hinterlässt Saunière kryptische Hinweise, die auf Leonardo da Vincis Werke, insbesondere die Mona Lisa und Das letzte Abendmahl, verweisen. Der Harvard-Symbologe Robert Langdon wird in den Fall verwickelt, als er von der französischen Polizei als Verdächtiger befragt wird. Ihm zur Seite steht die Kryptologin Sophie Neveu, die gleichzeitig die Enkelin des Ermordeten ist. Gemeinsam erkennen sie, dass Saunière zu einer geheimen Bruderschaft gehörte – dem Prieuré de Sion –, die seit Jahrhunderten ein verborgenes Wissen über den Heiligen Gral bewahrt.

Auf der Flucht vor der Polizei und dem zwielichtigen Bischof Aringarosa sowie seinem fanatischen Handlanger Silas, einem Opus-Dei-Mönch, folgen Langdon und Sophie einer Reihe von Rätseln und Hinweisen, die sie zunächst zu einem Schweizer Bankschließfach führen. Dort entdecken sie eine hölzerne Kryptex, die eine weitere geheime Botschaft enthält. Mit der Hilfe des exzentrischen Historikers Sir Leigh Teabing setzen sie ihre Suche fort, die sie nach England führt. Teabing erklärt ihnen seine Theorie, dass der Heilige Gral nicht – wie oft angenommen – ein Kelch sei, sondern ein verborgenes Geheimnis über Maria Magdalena. Sie sei nach Jesu Kreuzigung nach Frankreich geflohen und habe seine Blutlinie weitergetragen. Die Kirche habe diese Wahrheit über Jahrhunderte hinweg unterdrückt, um ihre eigene Macht zu schützen.

Während ihrer Flucht durch London und Paris entkommen Langdon und Sophie mehrfach nur knapp ihren Verfolgern. Doch schließlich werden sie von Teabing selbst verraten, der sich als Drahtzieher hinter der Jagd nach dem Gral entpuppt. In einem dramatischen Showdown wird Teabing verhaftet, während Langdon und Sophie das letzte Rätsel lösen: Der Heilige Gral ist in einer verborgenen Gruft unter der Rosslyn-Kapelle in Schottland. Dort entdeckt Sophie ihre wahre Herkunft – sie ist eine Nachfahrin Jesu und Maria Magdalenas. Doch die tatsächlichen Überreste des Grals bleiben unentdeckt.

Die Geschichte endet mit Langdons Erkenntnis, dass das Geheimnis des Grals verborgen bleiben muss, um seinen spirituellen Wert zu bewahren. Die letzte Szene zeigt ihn kniend vor dem Louvre, wo er versteht, dass das größte Mysterium möglicherweise direkt unter der Glaspyramide des Museums ruht.

Die illustrierte Ausgabe des Romans bereichert die fesselnde Erzählung mit Kunstwerken, historischen Dokumenten und Symbolen, die die vielschichtige Verschwörung noch greifbarer machen. Dan Browns Werk verbindet dabei fiktive Elemente mit realen kunsthistorischen und religiösen Theorien, was den Roman sowohl zu einer spannenden Lektüre als auch zu einem faszinierenden Einblick in die Welt der Symbolik macht.

Die illustrierte Ausgabe ist derzeitig nur antiquarisch erhältlich, für um die 30 Euro.

Christian Schweppe – Zeiten ohne Wende (München, C.H. Beck, 2024)

Christian Schweppes Zeiten ohne Wende ist eine schonungslose Analyse der deutschen Verteidigungspolitik und der gescheiterten Umsetzung der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“. Das Buch beleuchtet auf knapp 320 Seiten die historische, politische und gesellschaftliche Entwicklung der Bundeswehr und Deutschlands Rolle in der internationalen Sicherheitsarchitektur seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022.

Inhalt und Schwerpunkte

Das Werk gliedert sich in drei Phasen, die von der Ausrufung der Zeitenwende über die Schwierigkeiten der Umsetzung bis hin zur Frage, ob diese jemals realisiert wird, reichen.

Im Kapitel Kaltstart analysiert Schweppe die Überraschung und Überforderung der deutschen Politik, die sowohl auf den Kriegsausbruch als auch auf die eigenen strukturellen Defizite unzureichend vorbereitet war. Die jahrelange Vernachlässigung der Bundeswehr und die mangelhafte Ausrüstung werden deutlich, sei es durch fehlende Munition oder sogar T-Shirts in den Kasernen.

In Mangelwirtschaft und Abschreckung beschreibt Schweppe die ineffiziente Beschaffung und das bürokratische Dickicht, das dringend notwendige Modernisierungen blockiert. Trotz Milliardeninvestitionen bleibt Deutschland weit hinter den NATO-Vorgaben zurück, während gleichzeitig Widersprüche, wie inkompatible Ausrüstung zwischen den NATO-Partnern, den Verteidigungserfolg gefährden.

Die Kapitel der zweiten Phase, wie Geheimnisse und Goldrausch, legen politische Fehler offen. So wird etwa die Entscheidung, der Ukraine lediglich 5.000 Helme zu liefern, zur internationalen Lachnummer, während fragwürdige Lobbyaktivitäten rund um das Sondervermögen der Bundeswehr zunehmen. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wird als Symbol dieser chaotischen Phase dargestellt – mit unglücklichen öffentlichen Auftritten und mangelnder Fachkompetenz.

Der dritte Teil, beginnend mit Neubeginn, zeigt mit der Ernennung von Boris Pistorius zwar Ansätze eines Wandels, doch bleibt der Reformstau immens. Von maroden Kasernen bis hin zu fehlender Digitalisierung sieht Schweppe die Umsetzung der Zeitenwende weiterhin blockiert. Auch ambitionierte Projekte, wie die dauerhafte Stationierung deutscher Truppen in Litauen, kranken an mangelnder Planung.

Fazit

Schweppes Buch ist sowohl ein politisches als auch ein historisches Werk, das die Diskrepanz zwischen der Ausrufung der Zeitenwende und der Realität scharf herausarbeitet. Es zeigt auf, wie politische, bürokratische und wirtschaftliche Hürden Deutschland daran hindern, eine glaubwürdige Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Zeiten ohne Wende ist ein Weckruf, der verdeutlicht, dass die angekündigten Veränderungen bislang weitgehend ausblieben und Deutschland weiterhin in einem sicherheitspolitischen Dilemma steckt.

Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich für Verteidigungspolitik, die Geschichte der Bundeswehr und die Herausforderungen moderner Sicherheitspolitik interessieren. Schweppes präzise Analyse macht deutlich, dass echte Reformen notwendig sind, um den Anspruch der Zeitenwende zu erfüllen.

Das Buch umfasst 348 Seiten Text und ist für 26 Euro zu erhalten.

Dr. Herny Picker, Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier

Henry Pickerts Buch „Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier“ bietet einen eindrucksvollen Einblick in die Gedankenwelt Adolf Hitlers während seiner Zeit im Führerhauptquartier. Die Aufzeichnungen erstrecken sich über die Jahre 1941 bis 1942 und spiegeln die Dynamiken, Entscheidungen und politischen Visionen Hitlers wider. Die Gespräche vermitteln, in welcher Weise Hitler über Politik, Ideologie, Religion und Krieg nachdachte und wie er versuchte, seine Ideen in die Realität umzusetzen.

Ein bedeutender Aspekt des Buches ist die Entstehungsgeschichte der Tischgespräche selbst. Diese wurden von Pickert, einem Juristen und Nicht-Mitglied der NSDAP oder Wehrmacht, in direkter Nähe zu Hitler verfasst. Das Führerhauptquartier, das weniger als fester Ort, sondern als mobile Kommandozentrale verstanden werden muss, ermöglichte Pickert den direkten Zugang zu Hitlers innerstem Kreis und brachte ihm auch persönliche Feindschaften ein, etwa die von Heinrich Himmler. Dennoch gelang es ihm, die Tischgespräche zu dokumentieren und eine Sicht auf Hitler zu eröffnen, die durch die Nähe zu den Ereignissen bemerkenswert detailliert ist.

Die Tischgespräche selbst offenbaren Hitlers Weltsicht in vielerlei Facetten. Er betrachtete die Welt als eine Art „Wanderpokal“, der immer in die Hände des Stärkeren gerät. Diese Sichtweise spiegelt sich auch in seinen politischen Zielen wider: Hitler verfolgte eine aggressive Expansionspolitik und sah sich als Berufener, das Schicksal Europas unter deutscher Führung zu bestimmen. Sein Plan, ein vereintes Europa unter deutscher Hegemonie zu schaffen, ist ein immer wiederkehrendes Thema der Gespräche, ebenso wie die Propaganda, die durch einfache und einprägsame Slogans von Joseph Goebbels den Massen vermittelt wurde.

Ein weiteres bemerkenswertes Thema der Tischgespräche ist Hitlers Haltung gegenüber Religion. Er sah in Jesus Christus einen Arier und war der Ansicht, dass die Religion der Menschheit eine geistige Basis bieten sollte, ohne jedoch den institutionellen Kirchen zu vertrauen. Seine Abneigung gegen die christlichen Kirchen, die sich gegen seine Judenpolitik und gegen die Ermordung von geistig behinderten Menschen stellten, kommt immer wieder zum Ausdruck. Gleichzeitig äußerte er eine gewisse Faszination für mystische und pseudoreligiöse Themen, die sich etwa in seiner Vorstellung vom „Blut und Boden“-Heidentum widerspiegelt.

Die Gespräche beleuchten auch Hitlers persönliche Lebensweise. Er war ein strenger Vegetarier, der eine gesunde Ernährung propagierte und strikte Tagesabläufe einhielt. Auch seine Beziehungen zu seinen engsten Vertrauten im Führerhauptquartier werden thematisiert. Interessanterweise beschreibt Pickert Hitler hier als „pater familias“, der den Mitarbeitern gegenüber eine offene und beinahe fürsorgliche Haltung einnahm. Eva Braun, Hitlers langjährige Partnerin, wird ebenfalls als seine einzige Geliebte seit 1932 erwähnt, wobei er gleichzeitig als Charmeur gegenüber anderen Frauen beschrieben wird.

Die politische und militärische Seite des Buches ist nicht minder eindrucksvoll. Hitler spricht in den Tischgesprächen offen über seine Pläne, wie etwa die Eroberung und Besiedlung des Ostens, die er nach dem Vorbild der britischen Kolonialpolitik in Indien plante. Auch die Judenvernichtung wird, wenn auch nur am Rande, thematisiert. Interessanterweise behauptet Pickert, dass die Details dazu im Führerhauptquartier nicht diskutiert wurden und Hitler selbst die „Reichskristallnacht“ nicht genehmigt habe.

Auch die Beziehung zu anderen Nationen und politischen Führern findet Eingang in die Gespräche. So wird die Zusammenarbeit mit Mussolini thematisiert, und Hitlers vergebliches Bemühen, Großbritannien als Verbündeten zu gewinnen, wird deutlich. Besonders sticht die Bemerkung hervor, dass Hitler die britische Marine nicht provozieren wollte, um eine Allianz nicht zu gefährden – ein Unterfangen, das letztendlich scheiterte.

Was die militärischen Aspekte angeht, gibt das Buch interessante Einblicke in Hitlers Meinung zur Wehrmacht und zu neuen Technologien. Die Förderung der Luftwaffe und der Panzerwaffe war ihm ein persönliches Anliegen, da er die Marine, insbesondere Schlachtschiffe, als veraltet und ineffektiv ansah. Der Entschluss, die russische Stadt Leningrad auszuhungern und zu zerstören, ist nur ein Beispiel für die grausame Konsequenz seiner Überlegungen.

Insgesamt ist Pickerts Buch eine eindrucksvolle Dokumentation, die tief in Hitlers Gedankenwelt eindringt. Die Tischgespräche sind geprägt von Hitlers Visionen einer neuen Weltordnung, seiner Obsession für Rassenideologie und seinen kruden Vorstellungen zur Formung der Gesellschaft. Die Gespräche, oft von langen Monologen geprägt, zeigen einen Mann, der fest davon überzeugt war, die Zukunft Europas zu gestalten, jedoch viele der sozialen und politischen Realitäten vollkommen falsch einschätzte.

Die Tatsache, dass die Gespräche direkt aus dem Führerhauptquartier stammen und aus einer Zeit, in der der Zweite Weltkrieg seinen Höhepunkt erreichte, machen dieses Buch zu einer einzigartigen Quelle für Historiker und interessierte Leser. Es ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen der Entscheidungsprozesse und gibt einen Einblick in die Widersprüche und Gedankengänge eines der umstrittensten Figuren der Geschichte.

Das Werk ist im Hauptteil 502 Seiten stark und im Antiquariat erhältlich.

Nolte, Ernst, Der Faschismus in seiner Epoche, München, Piper, 1963

Ernst Noltes Werk *“Der Faschismus in seiner Epoche“* (1963) gilt als ein wegweisender Versuch, den Faschismus als historisches und transnationales Phänomen zu begreifen. Nolte untersucht die Entstehung und Entwicklung des Faschismus in Europa von 1914 bis 1945 und analysiert ihn im Kontext seiner Epoche, die von den Weltkriegen und den tiefgreifenden sozialen und politischen Umwälzungen geprägt war.

Nolte betrachtet den Faschismus nicht als isoliertes, rein nationales Phänomen, sondern als eine Reaktion auf den Ersten Weltkrieg und die Bedrohungen durch den Kommunismus und die moderne Demokratie. Er beschreibt, wie der Faschismus durch die Schriften und Reden seiner Führer, insbesondere Mussolini und Hitler, definiert und geformt wurde. Nolte betont, dass der Faschismus, im Gegensatz zu etablierten Ideologien wie Liberalismus und Sozialismus, eine neue, noch unbestimmte politische Form darstellte, die auf den Instinkten und Ängsten der Massen basierte.

Ein zentraler Aspekt des Buches ist der Vergleich der verschiedenen faschistischen Bewegungen, insbesondere des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus. Nolte zeigt auf, wie diese Bewegungen trotz ihrer Ähnlichkeiten durch nationale Eigenheiten geprägt waren und häufig in Konkurrenz zueinander standen. Er beleuchtet auch die ideologischen Wurzeln des Faschismus, die teilweise im Marxismus verankert sind, und beschreibt den Faschismus als einen Totalitätsanspruch, der weder Gott noch Moral als Maßstab anerkennt.

Das Buch bietet eine umfassende Analyse der Action française, die Nolte als eine besondere Ausprägung des Faschismus betrachtet, sowie eine detaillierte Untersuchung der Praxis und der Organisationsstrukturen der faschistischen Bewegungen. Nolte argumentiert, dass der Faschismus in erster Linie praxisorientiert war, mit der Tat als zentralem Element, im Gegensatz zur stark ideologisch geprägten Doktrin des Marxismus.

**Ernst Nolte:**

Ernst Nolte (1923–2016) war ein deutscher Historiker und Philosoph, der sich insbesondere mit der Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts befasste. Bekannt wurde er durch seine kontroversen Arbeiten zum Faschismus und zum Nationalsozialismus. Nolte vertrat die Auffassung, dass der Faschismus als Reaktion auf die Bedrohung durch den Kommunismus verstanden werden müsse, eine These, die ihn in den 1980er Jahren in den sogenannten Historikerstreit verwickelte. Seine Arbeiten waren prägend für die Faschismusforschung, wurden aber auch vielfach kritisiert, insbesondere wegen seiner Vergleiche zwischen Nationalsozialismus und Bolschewismus. Nolte lehrte an verschiedenen Universitäten, darunter die Freie Universität Berlin, und hinterließ ein viel diskutiertes Werk, das nach wie vor in der Geschichtswissenschaft rezipiert wird.

Ich habe das Werk antiquarisch erworben. Es umfasst 545 Seiten Fließtext.

al-Khalili, Jim, Im Haus der Weisheit, Frankfurt am Main, S. Fischer, 2010

Bei diesem Werk handelt es sich um eine Mischung aus der Darstellung von Allgemeinwissen und Geschichtswissen, welches sich sehr angenehm lesen lässt.

Das Buch behandelt die Geschichte der Wissenschaft im Islam und deren Einfluss auf die europäische oder besser gesagt „westliche, moderne“ Wissenschaft. Der Autor macht dabei auch Ausflüge in einzelne Fachgebiete, wie die Astronomie und gibt den Lesern Hinweise auf Ursprünge bestimmte Wörter (etwa Sinus) oder die Überlieferung bestimmter Ansichten, die auch in Europa fussgefasst haben, aber eigentlich von Gelehrten aus dem arabischen Raum stammen.

Das Werk umfasst 387 Seiten mit einem umfangreichen Anmerkungsapparat im Anschluss an den Text. Die einzelnen Kapitel werden dabei mit Zitaten aus dem arabischen Raum eingeleitet, wobei der Autor hier vom islamischen Raum sprechen würde. Er widmet selbst diesen Unterschied, ob man nun islamisch oder arabischen sagen sollte, eigene Ausführungen, die lehrreich und interessant zu lesen sind.

Auch wenn der Autor dies später selbst relativiert, sind gerade die Ausführungen zur Übersetzungstätigkeit im arabischen Raum, vom alten Griechischen ins Arabische und später vom Arabischen ins Lateinische, sehr interessant dargestellt und lassen den Fluss des Wissen über die Jahrhunderte gut erkennen.

Auch der Bezug zu einzelnen historischen Persönlichen im muslimischen Raum und deren Lebensumstände und wirtschaftlichen und religiösen Zwänge lassen eine Vertrautheit beim Lesen entstehen, die das Faktenwissen sehr gut in die historische Erzählung einbettet.

Als Ergebnis kann man sagen, dass der muslimische und der europäische (christliche) Raum weiter weniger von der gegenseitigen Zusammenarbeit und der Befruchtung der Wissenssuche wissen, als tatsächlich das Morgen- und Abendland historisch verbunden waren.

Das Werk ist im S. Fischer Verlag erschienen und kann für ca. 26 Euro, in der gedruckten Fassung, erworben werden.

Münkler, Herfried, Welt in Aufruhr, 6. Auflage, Berlin, Rowohlt Verlag, 2023

In seinem sehr lesenswerten und aktuellen Werk kommt Münkler auf gut 456 Seiten auf die aktuelle Weltlage und deren Entwicklung in den vergangenen Jahren und für die nahe Zukunft zu sprechen.

Das Buch ist verständlich und flüssig zu lesen, setzt an einigen Stellen, für ein vollständiges Verständnis, aber die Kenntnis von einigen Klassikern  der Geschichts- bzw. Politikwissenschaft voraus bzw. auch profunde Kenntnisse im Staatsrecht.

Einfache Lösungen oder einfache Sichtweisen sollte man von diesem Buch nicht erwarten. Der Autor versteht es, die aktuelle politische Lage in der Welt mit verschiedenen Theorien einzuordnen und zu analysieren, die sich einfachen Lösungen aus Talkshows entziehen.

Seine Darstellung des Interesses von Staaten, der verschiedenen Ansätze von Politik, Staaten, wie Russland, wirtschaftlich einzubinden und damit an kriegerischen Auseinandersetzungen zu hindern, beschreibt er ebenso, wie das Scheitern dieser Politik und der Selbsttäuschung, der sich viele Menschen in Europa und gerade in Deutschland hingeben, dass ohne militärische Macht Politik in der Welt gemacht werden kann.

Er verweist auch darauf, dass die Welt nicht nach reiner ökonomischer Logik funktioniert, sondern gerade auch historische Machtansprüche und das eigene Verständnis von Imperium, Einflusszonen und Weltmacht eine trage Rolle spielt.

Einflusszonen und der Krieg als Mittel der Politik bzw. für Politik sind, mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, wieder an der Tagesordnung. Er bindet dabei auch Klassiker wie Clausewitz in seine Betrachtung ein und zeigt auf, dass gerade die alte Logik von Einflusszonen immer noch besteht. Ein „Frieden schaffen ohne Waffen“ hat seine Grenzen an der Realität erreicht und wird sich in der Zukunft mit neuen Konflikten befassen müssen.

Sein Ausblick in die Zukunft lässt erwarten, dass neben den USA und China auch die USA, Indien und Russland in der Zukunft eine dominante Rolle spielen werden, sodass die EU gut beraten ist, in diesem Spiel aus wirtschaftlicher und militärischer Macht nicht von Anfang an in ein Hintertreffen zu geraten, gerade, wenn ein Präsident Trump den Schutz für Europa nicht mehr an die erste Stelle stellt.

Das Buch ist im Rowohlt Verlagen erschienen und für 31,00 Euro erhältlich.

Stalingrad von Wassili Grossman

Bei Grossmans Werk handelt es sich um einen Roman und damit nicht um ein Werk der Geschichtsschreibung im akademischen Sinne.  Was diesen Roman besonders macht, ist die Tatsache, dass sein Autor selbst im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der UdSSR gekämpft hat und sein Roman teilweise autobiographische Züge trägt.

Grossman schrieb sein Buch im Zeitalter des Stalinismus, was ein Erscheinen seines Werkes lange Zeit verhindert hat und es starker Einflussnahme der Zensur unterlag. Bis heute ist die Aufarbeitung der Werksgeschichte nicht abgeschlossen, was im Buch selbst auch dargestellt wird.

Das Buch ist einfach zu lesen und man kann sich schnell in die Welt der Figuren hineinversetzen. Was etwas kompliziert ist, ist die Tatsache, dass die Figuren schnell eingeführt werden und sich ihre Wege teilweise kreuzen, sodass man schnell der Überblick verlieren kann bei der Erzählung.

In der Mitte des Buches wechselt die Erzählung auch teilweise auf die Seite der Deutschen, sodass man auch diese Seite aus der Nähe des Buches betrachten kann. Man merkt der Darstellung aber eine Überhöhung der sowjetischen Sichtweise an und auch die Ansicht, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Es ist eben ein Roman und keine objektive, historische Darstellung.

Auf den Gut 1222 Seiten, mit Vor- und Nachwort, wird dem Leser aber eine spannende Lektüre geboten. Die Handlungen orientieren sich dabei lose an den historischen Ereignissen der Zeit. Die privaten Lebensgeschichten der Figuren nehmen teilweise einen breiten Raum ein, was manchmal zu einigen Längen in der Darstellung führt, wohingegen andere Passagen sehr kurz, bündig und intensiv geschildert werden.

Es liegt somit am Interesse des Lesers, ob  er sich auf dieses umfangreiche Werk einlassen möchte. Man sollte aber hier keine leichte Bettlektüre erwarten, sondern man muss bereit sein, sich auf die Zeit und die Ereignisse einzulassen, was dann aber zu einem sehr intensiven Leseerlebnis führt.

Das Werk erschien im Ullstein Verlag und ist für 23,99 Euro zu erwerben.

Schumacher, Gerhard: Vorwärts in die Vergangenheit, Durchblick durch einige „reichsbürgerliche“ Nebelwände, 2. Auflage, Hannover, jmb-Berlag, 2018

Aufgrund eines von mir gegebenen Seminars hatte ich die für mich interessante Gelegenheit, mich erneut und vertieft mit dem Thema der sogenannten „Reichsbürger“ zu befassen.

Dieses Thema ist primär für die Verwaltungen interessanten, insbesondere für die Eingriffsverwaltungen, wie die Ordnungsämter, Bauämter, aber auch für den Bereich der Jobcenter.

Sogenannte „Reichsbürger“ lassen sich dabei nicht in ein einheitliches Schema oder in eine Gedankenwelt einordnen, sondern sie neigen dazu, Versatzstücke aus verschiedenen Verschwörungstheorien zu kombinieren, um ihre eigene und absolut wahre Weltsicht zu untermauern.

Bindendes Glied dieser losen „Bewegung“ ist dabei die Ablehnung des Staates, seiner Behörden und seiner Anordnungen, meist gespeist durch ein eigenes Gefühl der Minderwertigkeit und ein Scheitern im persönlichen Leben.

Die „Bewegung“ ist untereinander auch stark fragmentiert, sodass sie auch sich ausschließende Erzählungen pflegen und es diverse Könige, Grafen und „Reichsregierungen“ gibt, die natürlich alle jeweils die einzig Wahre sind.

In diesem Zusammenhang passt das hier vorgestellte Buch von Gerhard Schuhmacher, welcher, mit einer gewissen Ironie, die wesentlichen „Argumente“ der „Reichsbürger“ darstellt und deren Kern freilegt der, fast immer, auf Lügen und falschen Behauptungen basieren und im Rest der Fälle, im besten Fall, auf einer gravieren Unvermögen des Verstehens und Lesen von Texten, insbesondere von Urteilen und Rechtstexten.

Auf 408 Seiten und in einem großen Anhang stellt er darf, dass die gängigen Behauptungen der „Reichsbürger“ schlicht Lügen sind, die man mit einfachen Mitteln. etwa einer schnellen Recherche zu angeführten „Quellen“ der „Reichsbürger“ enttarnen kann.

Besonders die Ausführungen, dass das Deutsche Reich noch bestehe oder Deutschland sich im Kriegszustand befindet, sind Narrative, die von der Szene gepflegt werden, aber von anderen Teilen, die eine „Selbstverwaltung“ in einer Plattenbauwohnung gründen, abgelehnt werden.

Für eine Vertiefung bei der Beschäftigung mit dem Thema, kann das Werk nur empfohlen werden, hingewiesen sei aber darauf, dass es sehr in die Tiefe geht und damit ein starkes Interesse und eine Gewisse Vorkenntnis erfordert, die Sachverhalt ganz zu erfassen.

Schöneberger, Christoph und Sophie: Die Reichsbürger

In Vorbereitung für ein Seminar zu diesem Thema habe ich dieses Werk, als aktuelle Ausarbeitung, gelesen. Es ist mit 139 Seiten Fließtext kompakt, gut und flüssig geschrieben.

Die beiden Autoren geben einen Überblick über die Verhaltensweisen von sogenannten „Reichsbürgern“ und deren Gedankenwelt und stellen Verbindungen zu aktuellen Gruppierungen und Ereignissen her.

Einige der Gedankenkonstrukte der „Reichsbürger“ werden angesprochen, vor allem deren starke Ablehnung des derzeitigen Staatsgebildes. Die Autoren kommen dabei zu dem Schluss, dass „Reichsbürger“ nicht pauschal als Verrückte eingeordnet werden können, sondern es ein breites Spektrum an verschiedenen Ansichten und Auswüchsen in dieser Szene gibt.

Interessant an diesem Werk ist, dass die verschiedenen Gruppierungen, wie Königreiche, Reichsregierungen und Selbstverwalter, anhand von aktuellen Beispielen referiert werden und man eine Vorstellung davon erhält, wie diese Menschen die Welt sehen und sich in dieser verorten.

Wichtig ist dabei auch die Feststellung, dass sich die „Argumente“ der „Reichsbürger“ zwar juristisch schnell entkräften lassen, dass dies aber nicht ausreicht, um andere Menschen von der Richtigkeit der Rechtsordnung zu überzeugen. Die Rechtsordnung lebt davon, dass die Masse der Menschen an diese glaubt, ihre Gerechtigkeit, Verbindlichkeit und deren Funktionsfähigkeit. Genau hier setzen „Reichsbürger“ aber an und wollend den Glauben an die Verbindlichkeit des Staates, des Rechtes und der Verwaltung unterwandern.

Grund dafür ist meist, dass man im eigenen Leben, sozial und wirtschaftlich, gescheitert ist, was man natürlich nicht sich selbst zu schreiben kann und will, sondern dies auf Verschwörungen, den „Deep State“ und die jüdische Weltverschwörung schiebt, deren Opfern man geworden sei, damit man selbst keine Verantwortung für das eigene Scheitern tragen muss.

Insgesamt ein sehr kurzwelliges, aber auch anspruchsvolles Buch, welches für 18,00 Euro im Buchhandel erhältlich ist.