Weber Claudia, Der Pakt, Bonn, C.H. Beck Verlag, 2020

Bei diesem Werk handelt es sich erneut um ein Werk aus der Reihe der BPB.

Kontrovers an diesem Werk dürfte sein, dass es den Hitler-Stalin-Pakt nicht aus der Blickwinkel behandel, Zeit für die Verteidigung der UdSSR gegen den Angriff Deutschlands zu erlangen, sondern seinen Blick explizit darauf richtet, wie beide Seiten, das Deutsche Reich und die UdSSR, von diesem Vertrag profitiert haben, sowohl militärisch, politisch, als auch wirtschaftlich.

Ein wesentlicher Punkt ist darin zu sehen, dass auch, was wenig bekannt ist, es eine starke Zusammenarbeit bei der Besetzung Polens und der Auslöschung des dortigen Widerstandes gab, der sich in gemeinsamen Polizei- und Militäraktionen äußerte. Diese Aktionen liefen auch noch ab, als die offiziellen Kriegshandlungen bereits beendet waren.

Auch wird heute, von vielen linken Autoren, der Anteil Stalin negiert, der die Komintern und die kommunistischen Parteien Europas anwies, sich nicht gegen Hitler zu stellen, was so weit ging, dass in den Niederlanden und in Frankreich die kommunistischen Führer einer Zusammenarbeit mit der Wehrmacht, nach der Niederlage der Länder, suchen sollten.

Ebenfalls wird der Umfang der wirtschaftlichen Hilfen im Buch deutlich dargestellt, die teilweise 50 % des sowjetischen Außenhandelsvolumens in Richtung Deutschland umlenkten.

Wenig bekannt ist auch die Tatsache, dass Japan, Italien und Deutschland, ab 1940, versuchten, den Dreimächtepakt um Moskau zu erweitern und die UdSSR diesem Projekt durchaus offen gegenüberstand.

Der Hinweis, dass Stalin im 22. Juni 1941 keineswegs vom Angriff der Wehrmacht überrascht wurde und erhebliche Informationen über Ort und Zeitpunkt des Angriffes hatte und die angebliche Überraschung ein Teil eines sowjetischen Narratives zum Zweiten Weltkrieg ist, überrascht heute kaum noch.

Der Fakt, dass die UdSSR erst nach 1990 überhaupt eingeräumt hat, dass es das geheime Zusatzabkommen über die Aufteilung Europas gegeben hat und es ein halbes Jahrhundert sowjetische Politik gewesen ist, die reine Existenz des Abkommens zu bestreiten, diente ebenfalls der Stärkung der Legende, dass Hitler und Stalin sich gegensätzlich verhalten haben und dass Sozialismus und Nationalsozialismus feinde gewesen sein.

Wer sich für die Geschichte des Zweiten Weltkrieges interessiert und ggf. einige sozialistische Narrative erschüttern möchte, kann das Werk für 4,50 Euro bei der BPB beziehen.

Behrends, J.C. (Hrsg.), 100 Jahre Roter Oktober, Berlin, C.H. Links Verlag, 2017

Wie bereits auf dieser Website gewohnt, rezensiere ich gerne historisch bzw. politische Werke, die in einer günstigen Variante bei der BPB.

Bei diesem Buch handelt es sich um einen Sammelband, der, wie der Name bereits andeutet, sich mit der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ beschäftigt, bzw. deren Rezension im Laufe der letzten 100 Jahre. Wie die meisten Leser sicherlich wissen, war es nach unserem Kalender eigentlich eine Novemberrevolution (am 7./8.), nur die Nutzung des alten julianischen Kalenders verlegte die Revolution in den Oktober des Jahres 1917.

Das Werk ist dabei kein zusammenhängender Geschichtsband über die Oktoberrevolution per se, sondern es besteht aus einzelnen Beiträgen, die die Feierlichkeiten zu den Jahrestagen abbilden und jeweils von unterschiedlichen Autoren verfasst wurden. Die Ereignisse des „Roten Oktobers“ kommen dabei nur am Rande vor, es wird vielmehr auf deren Rezension bzw. gerade das Fehlen der Rezension im Laufe der Zeit abgestellt.

Auf den insgesamt 294 Fließtext nebst Anhang und Literaturverzeichnis wird auf die jeweilige Weltlage zu den einzelnen Daten eingegangen und auf die Lage in der UdSSR bzw. später in Russland und in China. Interessant sind dabei vor allem die dargestellten Bezüge zur Gesellschaft, Politik und Wirtschaft der damaligen Zeit bzw. zur Politik im (vorwiegend) sozialistischen Lager und deren Bezug zum „Westen“.

Besonders die Darstellung der Feier im Jahr 1957 nimmt auch einen Bezug auf die „Dritte Welt“ und die Dekolonialisierung und die Wirkung, die der Sozialismus auf diese Entwicklung hatte. Auch die Spannungen zwischen Kuba und der UdSSR bzw. die Spannungen zur China und der, aus Moskauer Sicht, Sonderweg Maos werden thematisiert.

Das Werk hat dabei nur wenige Abbildungen, die Plakate zu den jeweiligen Feierlichkeiten zeigen, was aber dem Buch durchaus zugutekommt, da der Text sehr flüssig und angenehm geschrieben ist und es mehr um den Inhalt geht, als um Darstellungen.

Wer nach einer Einordnung der Oktoberrevolution in den zeitlichen Kontext sucht, kommt hier ganz auf seine Kosten. Erwartet werden sollte aber keine Abhandlung für die Revolution an sich, sondern vielmehr deren Wirkung im Laufe der Zeit.

Die Form eines Sammelbandes kommt der Darstellung insofern zugute, als die unterschiedlichen Sichtweisen gut mit der Einordnung in unterschiedliche Zeithorizonte korrespondieren, sodass eine sehr angenehme Darstellung erzeugt wird.

Das Werk ist derzeitig für 1,50 Euro bei der BPB zu erhalten.

Ebert, Jens (Hrsg.), Junge deutsche und sowjetische Soldaten in Stalingrad

Bei der Monographie handelt es sich im wesentlich um eine Zusammenstellung von Briefen, Berichten und Auszügen aus literarischen Werken zum Kampf um Stalingrad. Das Besondere an dem Werk ist, dass es sich nicht um einen Roman oder eine historische Darstellung handelt, sondern explizit um eine Zusammenstellung von Briefen von beiden Seiten der Front.

Umrahmt wird das ganze mit Auszügen aus Reden von Hitler und Göring, sowie von kurzen Darstellungen, die der historischen Einordnung dienen.

Das Buch ist angenehm zu lesen, wobei natürlich die Art der Darstellung variiert und zwischen Texten von Soldaten und Briefen an deren Familien hin zu literarischen Werken wechselt, die über den Kampf geschrieben wurden.

Es sind auch einige wenige Bilder im Werk vorhanden, die sich aber angenehm in den Textfluss einfügen.#

Am Anfang gibt es einen kurzen Exkurs zur Quellenlage, in der auf die geringe Tradition des Briefeschreibens in der UdSSR bzw. den Vorgängerstaaten eingegangen wird, sodass die Menge und die Qualität der Briefe auf der sowjetischen Seite stark von der auf der deutschen Seite abweicht. Hinzukommt, dass das sowjetische Postsystem, im Frieden wie auch im Krieg, nur wenig ausgebaut war, was die reine Quantität der Überlieferungen stark reduziert.

Am Ende wird neben der Verarbeitung in der Literatur auch auf die unterschiedliche Überlieferung in der BRD, der DDR und der UdSSR kurz eingegangen. Die Sichtweise auf den Kampf um Stalingrad wurde dabei unterschiedlich in den jeweiligen Staaten überliefert, sodass dies auch zu unterschiedlichen Wertungen in den Gesellschaften führt.

Das Buch ist eine gute Primärquelle, allerdings dürfte für ein volles Verständnis bereits ein solides Vorwissen über den Zweiten Weltkrieg und die Hintergründe erforderlich sein, wenn man sich nicht in oberflächlichen Plattitüden ergehen will.

Man kann das Werk derzeitig für 4,50 Euro bei der BPB beziehen.

Bleyer, Alexandra, 1848, Bonn, Philipp Reclam Verlag, 2022

Wie bereits bekannt, handelt es sich bei diesem Buch wieder um ein günstiges Werk von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Auf den 314 Seiten des Textes wird ein guter Überblick über die Ereignisse der Revolution von 1848 gegeben, wobei das Buch einen großen Wert darauf legt, auch die Vor- und Nachgeschichte in die Schilderung einzubinden.

Was etwas stören an der Darstellung ist, ist die Tatsache, dass quasi zwanghaft versucht wird, die Rolle der Frau in die Geschichte einzubinden. Man hat dabei überwiegend, gerade am Anfang des Werkes, nicht das Gefühl, dass die Schilderungen zur geschichtlichen Darstellung gehören, sondern dass der Autor quasi, ob passend oder nicht, auch nur den entferntesten Anteil von Frauen an den Ereignissen zwanghaft in seine Schilderung einbauen wollte. Selbst nur Briefe oder die Ehefrauen von Randfiguren des Geschehens werden immer wieder in den Text angeführt, was eher störend und ablenkend wirkt, als dass es den Informationsgewinn steigert.

Interessant ist an der Darstellung, dass es nicht nur um die deutschen Staaten im engeren Sinne geht, sondern auch die Ereignisse in Frankreich, England, Österreich und auf dem Balkan mit in die Darstellung eingebunden werden, was die Darstellung, ab der Mitte, dann deutlich flüssiger und auch angenehmer zu lesen gestaltet.

Die Abläufe in der Nationalversammlung und die Reaktionen in Deutschland waren gut und logisch dargestellt, auch die Darstellung der verschiedenen Ansichten der Teilnehmer und die unterschiedlichen Zielsetzungen fließen gut ein.

Insgesamt daher ein gutes Werk, wenn man nicht zu viel Tiefgang erwartet und mit der sehr starken Betonung der Rolle der Frauen, gerade am Anfang, umgehen kann, auch wenn diese unpassend wirkt.

Das Werk ist bei der BPB für 4,50 Euro zu erhalten.

Über das Verbrennen von Büchern – Erich Kästner

Bei diesem kleinen Band, von gerade einmal 51 Seiten, handelt es sich direkt um ein Buch von Erich Käster, sondern um eine Zusammenstellung von Texten bzw. Reden, die er zum Thema der Bücherverbrennung verfasst hat.

Der kleine Band ist bei BPB erschienen und sammelt Beiträge aus den Jahren 1947, 1958, 1965 und 1945, die in dieser Reihenfolge auch abgedruckt sind.

Im ersten Beitrag berichtet Kästner, wie er, in Berlin, bei der Verbrennung von Büchern anwesend gewesen ist. Er beschreibt das Schauspiel, wobei er die Studenten, die die Bücher verbrennen sollen, als eher unwillig erlebt und diese sogar dabei beobachtet, wie sie einzelne Bücher unter ihren (SA-)Uniformen verstecken, scheinbar um sie selbst anschließend lesen zu können.

Er sinniert in diesem ersten Beitrag auch darüber, ob man Bücher per se überhaupt verbrennen kann, oder ob man dadurch sie nicht eher noch interessanter und damit noch gefährlicher für die Verbrenner macht.

Beim zweiten Text handelt es sich um eine Ansprache vor dem P.E.N. vom 10. Mai 1953. Er verweist in diesem Text darauf, dass schon immer Bücher verbrannt wurden, seit dem es Bücher gibt und zitiert dabei Tacitus, der bereits im Imperium Romanum beklagte, dass Stimme und Geist des Volkes getötet werden sollen, indem man Bücher verbrennt.

Interessant ist auch sein Hinweis darauf, dass der Nationalsozialismus bereits seit 1928 hätte bekämpft werden müssen und dass man eben nicht warten darf, bis der Kampf gegen die Unterdrücker selbst als Landesverrat bezeichnet wird.

Im dritten Text geht er auf einen Vorfall aus dem Jahr 1965 ein, bei dem der „Bund entschiedener Christen“ eine Bücherverbrennung mit Verweis auf die Bibel vollzogen hat, da bereits Paulus die Verbrennung heidnischen Zauberbücher gefordert habe. Er beschreibt in diesem Zusammenhang, dass Politik und Gesellschaft sehr zurückhaltend auf die Ereignisse reagiert haben und sich mehr Gedanken um die Brandgefahr machten, als um die Symbolik der Handlung, die man scheinbar, aus Mangel an Geschichtskenntnissen, nicht erkannte.

Im letzten Text im Buch geht es um ein Schreiben des Verlagsdirektors Gustav Rassy vom 24. Oktober 1933, indem er Autoren aufforderte, sich zur neuen Freiheit der Autoren im „neuen Deutschland“ zu äußert. Er verweist ironisch darauf, dass es für manche Autoren nunmehr natürlich gut sei, dass man ihre Werke nicht mehr kritisieren darf, etwa die Ahnenkunde, sodass sie höhere Auflagen erzielen können.

Ab Seite 43 folgt am Ende des Büchleins noch eine kurze Chronologie der Bücherverbrennungen und ab Seite 47 eine Liste der Autoren, die der Verbrennung anheimgefallen sind.

Das Buch ist insgesamt kurzweilig und eher ein Dokument der Zeitgeschichte und keine historische Abhandlung. Wer sich historisch für die Ereignisse interessiert, hat hierdurch einen Zugang zu einer Primärquelle.

Der Titel kann für 1,50 Euro bei der BPB bezogen werden.

Esperanto

Ich bin niemand, der schnell und einfach Sprachen lernt, was aber nicht bedeutet, dass ich mich nicht für Sprachen interessiere.

In meiner Schulzeit habe ich Englisch gelernt und, als jemand, der gerne Computerspiele spielt und ein großer Star Trek Fan ist, habe ich mich auch außerhalb der Schule für diese Sprache interessiert. Englisch ist heute die aktuelle lingua franca, daher die allgemeine Verkehrssprache auf der Welt. Wer heute kein Englisch spricht, ist quasi vom weltweiten Verkehr der Informationen ausgeschlossen. Für deutsche Muttersprachler, wie mich, ist es dabei recht einfach Englisch zu lernen, da Englisch zu den germanischen Sprachen gehört.

In meiner Schulzeit dürfte ich auch nicht Französisch lernen. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges war Französisch die lingua franca und ist bis heute die Sprache der Diplomatie. Ich persönlich habe mich immer sehr schwergetan, Französisch zu lernen. Nicht umsonst gilt Französisch bis heute als eine der am schwersten zu erlernen Sprachen.

Ein großer Nachteil aller natürlichen Sprachen ist dabei, dass sie sich über Zeit entwickelt haben, mit etlichen Ausnahmen im Vokabular und in der Grammatik. Auch werdend die Sprachen von den jeweiligen Nationalstaaten in die Welt getragen, so kommt die Dominanz der englischen Sprache vom British Empire und später, bis in die heutige Zeit, von der Dominanz der USA in der Welt, sowohl kulturelle, wirtschaftlich und militärisch.

Im Gegensatz zu den natürlichen Sprachen existieren noch die Plansprachen. Sie basieren auf dem Gedanken, die Unregelmäßigkeiten der natürlichen Sprachen zu eliminieren, sodass z.B. alle Verben regelmäßig sind, die Zeitformen einheitlich gebildet werden oder alle Substantive auf dem gleichen Buchstaben ändern. Diese Vereinfachungen dienen dazu, dass die Sprachen einfach erlernt werden können, von allen Menschen auf der Welt, sodass niemand, allein aufgrund der Geburt, einen Vorteil bei der Kommunikation haben.

Esperanto wurde dabei bereits im 19. Jahrhundert entwickelt und, wie sie oft, aus Bedarf heraus. Esperanto bedeutet dabei, im Übrigen, in Esperanto selbst Hoffnung. Ludwik Lejzer Zamenhof ist der Entwickler des Esperanto, stammt aus Polen und war ständig einem Sprachgewirr aus Deutsch, Russisch und Polnisch ausgesetzt und suchte nach einer Möglichkeit eine gemeinsame Sprache für alle diese Muttersprachler zu entwickeln. Aus diesem Gedanken heraus spricht man bei Plansprachen auch gerne von Brückensprachen, die eben die Kluft zwischen verschiedenen Muttersprachen überbrücken sollen.

Neben Esperanto existieren noch diverse weitere Plansprachen, jedoch gilt sie allgemein als die erfolgreichste künstliche Sprache und es gibt sogar Muttersprachler des Esperantos, da es von den Eltern auch an die Kinder weitergegeben wird.

Das Besondere am Esperanto ist dabei, dass es meist von den Menschen als erste Sprache freiwillig gelernt wird, anders als z.B. Englisch oder Französisch, welches, meist unter Zwang, in die Köpfer der Kinder gefüllt wird. Ein Vorteil von Esperanto ist, dass es seine Vokabeln aus dem Deutschen, Englischen, Lateinischen und Russischen entnimmt, sodass die Sprecher von Esperanto auch Begriffe aus diesen Sprachen im Alltag erkennen.

Man schätzt, dass heute ca. 2 Millionen Menschen Esperanto sprechen. Auch existieren ca. 2 Millionen Bücher aus Esperanto.

Etwas, was man auch nicht unterschätzen darf, ist der Fakt, dass Esperanto-Sprecher das erste Mal tatsächlich die Grammatik einer Sprache verstehen und anwenden können, was sie dann auch auf andere Sprachen übertragen kann.

In diesem Video, von ca. 6 Minuten, lernt man die gesamten Grundlagen des Esperantos, ein Traum für jeden Schüler, der sich gerade durch Französisch quält ;).

Das Paulus Evangelium von Wolfgang Hohlbein

Ich habe seit langem mal wieder zu einem Buch von Wolfgang Hohlbein gegriffen. Seit ich „Die Elfen“ aus seiner Feder gelesen hatte, was bereits 10 Jahre her sein dürfte, habe ich den Autor etwas aus den Augen verloren.

Zu diesem Buch bin ich mehr dadurch gekommen, dass ich über den Titel gestolpert bin, da ich mich, für Geschichte interessiere und der Titel einen interessanten, wenn auch fiktiven, Bezug zur katholischen Kirche vermuten ließ.

Enttäuscht hat mich das Werk in keiner Weise. Ich kannte Hohlbeins Art, durch eine dichte Beschreibung der Umgebung und der Personen die Leser in der Geschichte einzufangen. Er verbindet dabei die Handlung im Buch mit historischen Ereignissen, sodass darauf eine Art historischer Phantasyroman wird, in dem historische Gegebenheiten und Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte verwoben werden. Der große Vorteil dabei ist, dass man die Grenze zwischen Fakt und Fiktion kaum wahrnimmt, wenn man sich mit dem Thema nicht vertieft beschäftigt.

Die Rahmenhandlung ist relativ schnell erzählt: Ein Hacker entwickelt ein Programm und dringt dabei in ein Computersystem des Vatikans ein, aus dem sich ergibt, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, sondern die Auferstehung eine Lüge war und Jesus, als Petrus, den Vorfall überlebt hat. Die Hacker sind dabei junge Studenten, die in das Visier eines Kardinals der Kirche geraten, der die gestohlenen Daten zerstören will, während Geheimdienste das Programm für ihre Zwecke an sich reißen wollen. Diese Parteien treten dabei in komplizierte Interaktionen, die dazu führen, dass viele der Akteure sterben und eine klare Linie zwischen Gut und Böse nicht mehr erkennbar ist. Dies alles wird dann von Hohlbeins Fähigkeit umschlossen, die Situationen wie ein Gemälde im Kopf des Lesers auszubreiten.

Die insgesamt 703 Seiten des Buches waren für mich sehr kurzweilig. Gerade für historisch interessierte Leser kann ich das Buch nur wärmsten empfehlen. Es ist dabei durchaus mit Bestsellern wie Sakrileg vergleichbar.

Aufgrund der Tatsache, dass es etwas älter ist, ist es teilweise, in gebundener Auflage, für 5 Euro zu erhalten.

Atzendorfer Chronik von Samuel Benedikt Carsted

Als jemand, der in der Gemeine Atzendorf aufgewachsen ist und Geschichte studiert hat, war ich natürlich an diesem Werk interessiert.

Das Werk ist aktuell nicht verfügbar, sondern liegt nur als antiquarisches Werk vor. Der Druck stammt aus dem Jahr 1928 und war das Ergebnis einer Historikerkommission, die die kirchliche Chronik des Pfarrers Carsted auswertet und erstmalig in einer gedruckten Form publizierte. Zu erwähnen ist, dass der Druck in Fraktur erfolgte, sodass die interessierten Leser sich an dieses Schriftbild gewöhnen müssen.

Das Werk selbst wurde im 17. Jahrhundert verfasst und beschreibt die Geschichte des Ortes dieser Zeit, vor allem des Siebenjährigen Krieges, in dem der Autor als Feldgeistlicher tätig gewesen ist. Das Werk besteht daher etwa zur Hälfte aus einer Beschreibung des Kriegsgeschehens, vornehmlich in Schlesien und nur im restlichen Teil aus einer Beschreibung des Ortes Atzendorf und seiner Geschichte.

Interessant ist dabei insbesondere die Beschreibung der Lebensweise der Personen im Ort, der Benennung der Namen der Einwohner und auch die Beschreibung der Orte in der Umgebung und die Zerstörung des Ortes im Dreißigjährigen Krieges.

Sehr ausführlich werden etwa die Feierlichkeiten und Angewohnheiten bei einer Hochzeit beschrieben. Auch findet die Mode der Zeit eine starke Erwähnung, die damals bereits als teilweise dekadent beschrieben wird.

Der Autor fügt auch eine Beschreibung der Landwirtschaft und des Gaststättenwesens ein und beschreibt auch in einer ausführlichen Art und Weise, wie er selbst der Landwirtschaft nachgeht und welche Gewinne der Pfarrei und die anderen Einwohner aus ihrer Tätigkeit ziehen.

Hinweise auf die Beziehungen zur Obrigkeit in Magdeburg und die Beziehungen zu den umliegenden Kirchen werden ebenfalls gegeben.

Der Druck umfasst, nach eigener Angabe, nicht die komplette Chronik, da bereits beim Druck einige Teile verloren gegangen waren.

Ich würde das Werk für Leute empfehlen, die gerne eine Quelle aus der Zeit lesen wollen und eine Beziehung zu den Orten in der Gegend haben. Für andere Personen dürfte die starke Fokussierung auf Atzendorf und seine Umgebung eher weniger interessant sein und sie dürften mit einem allgemeinen Werk besser bedient sein.

Gänswein, Georg, Nichts als die Wahrheit, Freiburg im Breisgau, Herder Verlag, 2023

Das von Georg Gänswein verfasste Buch, hier in der deutschen Übersetzung der italienischen Originalausgabe, spiegelt die Sicht des Autors auf das Leben von Joseph Ratzinger bzw. des späteren Papst Benedikt XVI. wider. In den gute 310 Seiten wird das Leben von Joseph Ratzinger dargestellt, natürlich mit einem besonderen Focus auf seine spätere Tätigkeit als Erzbischof, Kardinal und Papst.

Interessant an dem Werk ist primär die Sichtweise von Gänswein auf den Papst und seine persönlichen Einblicke. Man sollte sich natürlich nicht darüber täuschen, dass der Autor, aufgrund seiner persönlichen Beziehung zum Papst, kein objektives Urteil abgeben kann, was er in dem Werk aber auch nicht zu überdecken versucht. Es klingt immer wieder die Bewunderung für den späteren Papst an, der für Gänswein auch eine Autorität und ein Lehrer gewesen zu sein scheint.

Wenn er sich zu Vorgängen im Pontifikat von Benedikt XVI. äußert, schwingt dieses Vertrauen und eine gewisse Verteidigungshaltung gegenüber dem Papst mit, sodass, rein objektiv, die persönliche Zuneigung und die geschilderten Tatsachen sich nicht immer klar voneinander trennen lassen.

Zwar betont er in dem Werk sehr, dass er sich um einen Ausgleich mit dem Nachfolger Benedikts, Papst Franziskus, bemüht hat, er lässt dabei aber auch immer eine gewisse Differenz und Ferne anklingen.

Die Beschreibung zur Tätigkeit von Joseph Ratzinger in den Glaubenskongregation, der früheren Inquisition, bei der Gänswein und der spätere Papst sich kennenlernten, wie auch die privaten Gespräche und die Beschreibung des Lebens Ratzingers nach seinem Rücktritt als Papst, verschaffen aber angenehme Einblicke, die in dieser Form von einer anderen Person nicht gegeben werden können.

Wenn man bereit ist, sich mit einer gewissen Nähe und Subjektivität des Verfassers abzufinden, ist das Werk ein angenehm zu lesendes Opus, welches historisch Interessierten, und damit nicht nur Katholiken, einen wertvollen Einblick hinter den Schleier des Vatikans bietet.

Gerade auch die Ausführungen zu den Gründen des Rücktrittes von Benedikt XVI. bestätigen, so die Ausführungen im Buch, nochmals die Verlautbarungen, dass er aus gesundheitlichen Gründen vom Amt zurückgetreten ist.

Auch der kurze Exkurs zur Wahl Ratzingers zum Papst ist interessant zu lesen, auch wenn er wenig neues zur Thematik enthält.

Das Buch ist beim Herder-Verlag zum Preis von 28,00 Euro zu erhalten.

Zitate

Als großer Freund von wikimedia möchte ich hier, vor allem aus Gründen der „Relevanz“, eine eigene kleine Sammlung von Zitaten anlegen, die mir persönlich gefallen. Sie haben hier keine spezielle Anordnung, sind aber von mir aus möglichst genau zitierten Werken entnommen, sodass sie entsprechend überprüfbar sind.

Ich wünsche daher Spaß beim Stöbern. 😉

„I cite Wikipedia because is collectively written and edited and, therfore, the perfect place to find accepted wisdome“ – Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 114 -> frei übersetzt: Ich zitiere Wikipedia, weil Sie kollektiv geschrieben ist und damit der Perfekte Platz ist, um akzeptierte Wissen zu finden. / Je cite Wikipédia car il est écrit et édité collectivement et, par conséquent, l’endroit idéal pour trouver la sagesse acceptée / Mi citas Vikipedion ĉar estas kolektive skribita kaj redaktita kaj, do, la perfekta loko por trovi akceptitan saĝon.

: „No tree, it is said, can grow into heaven unless its roots reach into hell. Carl Gustav Jung, zitiert nach: Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 180 -> frei übersetzt: „„Kein Baum, so heißt es, kann in den Himmel wachsenwenn seine Wurzeln nicht in die Hölle reichen.“ / „Aucun arbre, dit-on, ne peut pousser jusqu’au paradis si ses racines n’atteignent pas l’enfer.“ / „Neniu arbo, laŭdire, povas kreski en la ĉielon, se ĝiaj radikoj ne atingas la inferon.“

„When someone claim to be acting from the highest principles, for the good of others, there is no reason to assume that the person’s motives, are genuine. People motivated to make things better usually aren’t concerned with changing other people – or, if they are, they take responsibility for making the same changes to themselves (and first).“Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 290 -> frei übersetzt: „Wenn jemand behauptet, nach höchsten Grundsätzen zum Wohle anderer zu handeln, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Motive dieser Person echt sind. Menschen, die motiviert sind, Dinge besser zu machen, sind in der Regel nicht daran interessiert, andere Menschen zu verändern – oder, wenn doch, übernehmen sie die Verantwortung dafür, die gleichen Veränderungen an sich selbst vorzunehmen (und zuerst).“ / „Lorsque quelqu’un prétend agir selon les principes les plus élevés, pour le bien des autres, il n’y a aucune raison de supposer que les motivations de la personne sont authentiques. Les personnes motivées pour améliorer les choses ne se soucient généralement pas de changer les autres – ou, si elles le sont, elles prennent la responsabilité de faire les mêmes changements pour elles-mêmes (et en premier). / „Kiam iu asertas, ke ĝi agas laŭ la plej altaj principoj, por la bono de aliaj, ne ekzistas kialo supozi, ke la motivoj de la persono estas aŭtentaj. Homoj instigitaj por plibonigi aferojn kutime ne zorgas pri ŝanĝi aliajn homojn – aŭ, se ili estas, ili prenas respondecon fari la samajn ŝanĝojn al si mem (kaj unue).“

Ad astra per aspera“ – Durch harte Zeiten (Anstrengung) zu den Sternen. – Motto der Sternenflotte der Erde, Star Trek. -> „Through hard times to the stars“ / „À travers les moments difficiles aux étoiles“ / „Tra malfacilaj tempoj al la steloj“

„Sei wie ein Fels an dem sich beständig die Wellen brechen!“ – Marc Aurel -> „Be like a rock on which the waves are constantly breaking!“ / „Soyez comme un rocher sur lequel les vagues se brisent sans cesse !“ / „Estu kiel roko, sur kiu la ondoj senĉese rompiĝas!“

„Wer unter einer Last fällt, wird nur schwerlich mit der Last aufstehen“ – Johannes vom Kreuz -> „Whoever falls under a burden will find it difficult to get up with the burden“ / „Celui qui tombe sous un fardeau aura du mal à se relever avec le fardeau“ / „Kiu falos sub ŝarĝon, estos malfacile leviĝi kun la ŝarĝo“

„Was ihn nicht umbringt, macht ihn stärker“ – Friedrich Nietzsche -> „What doesn’t kill him makes him stronger“ / „Ce qui ne le tue pas le rend plus fort“ / „Kio ne mortigas lin igas lin pli forta“

„Erst durch Freiheit – wenn man sie denn nutzt – verwirklicht man sich selbst, im Gelingen oder auch im Scheitern.“ – Timm, Uwe -> „Only through freedom – if you use it – do you realize yourself, whether you succeed or fail.“ / „Ce n’est que par la liberté – si vous l’utilisez – que vous vous réalisez, que vous réussissiez ou échouiez.“ / „Nur per libereco – se vi uzas ĝin – vi realigas vin mem, ĉu vi sukcesas aŭ malsukcesas.“

„Alles, was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.“ – René Descartes -> „Anything that is merely probable is probably false.“ / „Tout ce qui est simplement probable est probablement faux.“ / „Ĉio, kio estas simple verŝajna, verŝajne estas falsa.“