12 Rules of Life von Jordan B. Peterson

Bei dieser Monographie handelt es sich nur vordergründig um ein Buch für die Lebensberatung. Im Grunde ist es eher ein Ratgeber für den Umgang mit sich selbst und der eigenen Einstellung zum Leben.

Jordan B. Peterson ist dabei dafür bekannt, eher eine konservative Linie zu vertreten, die den etablierten, eher linken politischen Ansichten, nicht entspricht, was ihm auch immer weiter Kritik erbringt. Ich persönlich vertrete dabei die Auffassung, dass man Autoren aller politischen Richtungen lesen sollte, um eine neutrale bzw. ausgewogene Sichtweise zu erhalten. Oder anders formuliert, wie es Mark Twain, sinngemäß übersetzt, ausdrückte: „Immer, wenn man beginnt, die Meinung der Mehrheit zu teilen, ist es an der Zeit sich zu besinnen.“

In diesem Sinne sind die Meinungen von Autoren, die nicht den Mainstream teilen, sicher die wertvollsten Werke, die man lesen sollte.

Das Buch besteht, ohne die Anlagen, aus 372 Seiten, wobei ich hier das englische Original gelesen haben, was ich jedem empfehlen würde, man die Originalsprache des Autos spricht, da jeder Übersetzung immer eine Interpretation ist, sodass man den Text, in der Übersetzung, immer in der Interpretation des Übersetzers zu Gesicht bekommt und nicht das unverfälschte Original des Autors. Nicht umsonst nennt man Dolmetscher im Englischen interpreter.

Das Buch selbst besteht im Grunde aus 12 Kapitel, welche sich auf die 12 Regeln beziehen. Die einzelnen Regeln beziehen sich im Grunde darauf, dass man sich seiner Selbst bewusst sein soll. Dass es wichtig ist, sich der eigenen Wünsche und Unzulänglichkeiten bewusst zu werden und sich nicht mit Selbsttäuschungen zu belasten.

Das Buch spart auch Schmerzen und Leiden nicht aus und verweist dabei auf die Bibel und die buddhistische Philosophie, die bereits erkannt haben, dass das Leben eben auch Leid ist und dass gerade der Umgang mit dem unvermeidlichen Leid im Leben das Maß an Zufriedenheit bestimmt.

Kritik wird dabei auch am Mainstream in der Gesellschaft geübt, etwas auch daran, dass entgegen der verbreiteten Auffassung, Männer keineswegs in der Gesellschaft dominant sind und dass auch ein Matriarchat keines Wegs zu einer friedlichen Gesellschaft führt.

Auch übt der Autor Kritik daran, dass Männer immer mehr wie Frauen erzogen werden, obwohl Frauen selbst es sind, die dann eher die maskulinen Männer suchen und verwundert darauf reagieren, kaum noch solche zu finden.

Eine starke Kritik übt er auch daran, dass weite Teile der Wissenschaft bereits heute von Frauen dominiert werden, obwohl immer noch das Narrativ von der Benachteiligung der Frauen im Wissenschaftsbetrieb gepflegt wird.

Ich selbst fand die Lektüre dabei sehr angenehm und auch, mit der großen politischen und gesellschaftlichen Bandbreite, sehr anregend.

Wer hier also keinen Lebensberater im engeren Sinne sucht, sondern nach einem Buch, welches einen durch Kritik an der eigenen Wahrnehmung zu einem besseren Umgang mit der eigenen Umwelt führt, hier ist sicher richtig.

Das Werk ist derzeitig für rund 13,00 Euro im englischen Original bei Amazon verfügbar.

Esperanto

Ich bin niemand, der schnell und einfach Sprachen lernt, was aber nicht bedeutet, dass ich mich nicht für Sprachen interessiere.

In meiner Schulzeit habe ich Englisch gelernt und, als jemand, der gerne Computerspiele spielt und ein großer Star Trek Fan ist, habe ich mich auch außerhalb der Schule für diese Sprache interessiert. Englisch ist heute die aktuelle lingua franca, daher die allgemeine Verkehrssprache auf der Welt. Wer heute kein Englisch spricht, ist quasi vom weltweiten Verkehr der Informationen ausgeschlossen. Für deutsche Muttersprachler, wie mich, ist es dabei recht einfach Englisch zu lernen, da Englisch zu den germanischen Sprachen gehört.

In meiner Schulzeit dürfte ich auch nicht Französisch lernen. Bis zum Ende des 1. Weltkrieges war Französisch die lingua franca und ist bis heute die Sprache der Diplomatie. Ich persönlich habe mich immer sehr schwergetan, Französisch zu lernen. Nicht umsonst gilt Französisch bis heute als eine der am schwersten zu erlernen Sprachen.

Ein großer Nachteil aller natürlichen Sprachen ist dabei, dass sie sich über Zeit entwickelt haben, mit etlichen Ausnahmen im Vokabular und in der Grammatik. Auch werdend die Sprachen von den jeweiligen Nationalstaaten in die Welt getragen, so kommt die Dominanz der englischen Sprache vom British Empire und später, bis in die heutige Zeit, von der Dominanz der USA in der Welt, sowohl kulturelle, wirtschaftlich und militärisch.

Im Gegensatz zu den natürlichen Sprachen existieren noch die Plansprachen. Sie basieren auf dem Gedanken, die Unregelmäßigkeiten der natürlichen Sprachen zu eliminieren, sodass z.B. alle Verben regelmäßig sind, die Zeitformen einheitlich gebildet werden oder alle Substantive auf dem gleichen Buchstaben ändern. Diese Vereinfachungen dienen dazu, dass die Sprachen einfach erlernt werden können, von allen Menschen auf der Welt, sodass niemand, allein aufgrund der Geburt, einen Vorteil bei der Kommunikation haben.

Esperanto wurde dabei bereits im 19. Jahrhundert entwickelt und, wie sie oft, aus Bedarf heraus. Esperanto bedeutet dabei, im Übrigen, in Esperanto selbst Hoffnung. Ludwik Lejzer Zamenhof ist der Entwickler des Esperanto, stammt aus Polen und war ständig einem Sprachgewirr aus Deutsch, Russisch und Polnisch ausgesetzt und suchte nach einer Möglichkeit eine gemeinsame Sprache für alle diese Muttersprachler zu entwickeln. Aus diesem Gedanken heraus spricht man bei Plansprachen auch gerne von Brückensprachen, die eben die Kluft zwischen verschiedenen Muttersprachen überbrücken sollen.

Neben Esperanto existieren noch diverse weitere Plansprachen, jedoch gilt sie allgemein als die erfolgreichste künstliche Sprache und es gibt sogar Muttersprachler des Esperantos, da es von den Eltern auch an die Kinder weitergegeben wird.

Das Besondere am Esperanto ist dabei, dass es meist von den Menschen als erste Sprache freiwillig gelernt wird, anders als z.B. Englisch oder Französisch, welches, meist unter Zwang, in die Köpfer der Kinder gefüllt wird. Ein Vorteil von Esperanto ist, dass es seine Vokabeln aus dem Deutschen, Englischen, Lateinischen und Russischen entnimmt, sodass die Sprecher von Esperanto auch Begriffe aus diesen Sprachen im Alltag erkennen.

Man schätzt, dass heute ca. 2 Millionen Menschen Esperanto sprechen. Auch existieren ca. 2 Millionen Bücher aus Esperanto.

Etwas, was man auch nicht unterschätzen darf, ist der Fakt, dass Esperanto-Sprecher das erste Mal tatsächlich die Grammatik einer Sprache verstehen und anwenden können, was sie dann auch auf andere Sprachen übertragen kann.

In diesem Video, von ca. 6 Minuten, lernt man die gesamten Grundlagen des Esperantos, ein Traum für jeden Schüler, der sich gerade durch Französisch quält ;).

Das Paulus Evangelium von Wolfgang Hohlbein

Ich habe seit langem mal wieder zu einem Buch von Wolfgang Hohlbein gegriffen. Seit ich „Die Elfen“ aus seiner Feder gelesen hatte, was bereits 10 Jahre her sein dürfte, habe ich den Autor etwas aus den Augen verloren.

Zu diesem Buch bin ich mehr dadurch gekommen, dass ich über den Titel gestolpert bin, da ich mich, für Geschichte interessiere und der Titel einen interessanten, wenn auch fiktiven, Bezug zur katholischen Kirche vermuten ließ.

Enttäuscht hat mich das Werk in keiner Weise. Ich kannte Hohlbeins Art, durch eine dichte Beschreibung der Umgebung und der Personen die Leser in der Geschichte einzufangen. Er verbindet dabei die Handlung im Buch mit historischen Ereignissen, sodass darauf eine Art historischer Phantasyroman wird, in dem historische Gegebenheiten und Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte verwoben werden. Der große Vorteil dabei ist, dass man die Grenze zwischen Fakt und Fiktion kaum wahrnimmt, wenn man sich mit dem Thema nicht vertieft beschäftigt.

Die Rahmenhandlung ist relativ schnell erzählt: Ein Hacker entwickelt ein Programm und dringt dabei in ein Computersystem des Vatikans ein, aus dem sich ergibt, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben ist, sondern die Auferstehung eine Lüge war und Jesus, als Petrus, den Vorfall überlebt hat. Die Hacker sind dabei junge Studenten, die in das Visier eines Kardinals der Kirche geraten, der die gestohlenen Daten zerstören will, während Geheimdienste das Programm für ihre Zwecke an sich reißen wollen. Diese Parteien treten dabei in komplizierte Interaktionen, die dazu führen, dass viele der Akteure sterben und eine klare Linie zwischen Gut und Böse nicht mehr erkennbar ist. Dies alles wird dann von Hohlbeins Fähigkeit umschlossen, die Situationen wie ein Gemälde im Kopf des Lesers auszubreiten.

Die insgesamt 703 Seiten des Buches waren für mich sehr kurzweilig. Gerade für historisch interessierte Leser kann ich das Buch nur wärmsten empfehlen. Es ist dabei durchaus mit Bestsellern wie Sakrileg vergleichbar.

Aufgrund der Tatsache, dass es etwas älter ist, ist es teilweise, in gebundener Auflage, für 5 Euro zu erhalten.

Gänswein, Georg, Nichts als die Wahrheit, Freiburg im Breisgau, Herder Verlag, 2023

Das von Georg Gänswein verfasste Buch, hier in der deutschen Übersetzung der italienischen Originalausgabe, spiegelt die Sicht des Autors auf das Leben von Joseph Ratzinger bzw. des späteren Papst Benedikt XVI. wider. In den gute 310 Seiten wird das Leben von Joseph Ratzinger dargestellt, natürlich mit einem besonderen Focus auf seine spätere Tätigkeit als Erzbischof, Kardinal und Papst.

Interessant an dem Werk ist primär die Sichtweise von Gänswein auf den Papst und seine persönlichen Einblicke. Man sollte sich natürlich nicht darüber täuschen, dass der Autor, aufgrund seiner persönlichen Beziehung zum Papst, kein objektives Urteil abgeben kann, was er in dem Werk aber auch nicht zu überdecken versucht. Es klingt immer wieder die Bewunderung für den späteren Papst an, der für Gänswein auch eine Autorität und ein Lehrer gewesen zu sein scheint.

Wenn er sich zu Vorgängen im Pontifikat von Benedikt XVI. äußert, schwingt dieses Vertrauen und eine gewisse Verteidigungshaltung gegenüber dem Papst mit, sodass, rein objektiv, die persönliche Zuneigung und die geschilderten Tatsachen sich nicht immer klar voneinander trennen lassen.

Zwar betont er in dem Werk sehr, dass er sich um einen Ausgleich mit dem Nachfolger Benedikts, Papst Franziskus, bemüht hat, er lässt dabei aber auch immer eine gewisse Differenz und Ferne anklingen.

Die Beschreibung zur Tätigkeit von Joseph Ratzinger in den Glaubenskongregation, der früheren Inquisition, bei der Gänswein und der spätere Papst sich kennenlernten, wie auch die privaten Gespräche und die Beschreibung des Lebens Ratzingers nach seinem Rücktritt als Papst, verschaffen aber angenehme Einblicke, die in dieser Form von einer anderen Person nicht gegeben werden können.

Wenn man bereit ist, sich mit einer gewissen Nähe und Subjektivität des Verfassers abzufinden, ist das Werk ein angenehm zu lesendes Opus, welches historisch Interessierten, und damit nicht nur Katholiken, einen wertvollen Einblick hinter den Schleier des Vatikans bietet.

Gerade auch die Ausführungen zu den Gründen des Rücktrittes von Benedikt XVI. bestätigen, so die Ausführungen im Buch, nochmals die Verlautbarungen, dass er aus gesundheitlichen Gründen vom Amt zurückgetreten ist.

Auch der kurze Exkurs zur Wahl Ratzingers zum Papst ist interessant zu lesen, auch wenn er wenig neues zur Thematik enthält.

Das Buch ist beim Herder-Verlag zum Preis von 28,00 Euro zu erhalten.

Zitate

Als großer Freund von wikimedia möchte ich hier, vor allem aus Gründen der „Relevanz“, eine eigene kleine Sammlung von Zitaten anlegen, die mir persönlich gefallen. Sie haben hier keine spezielle Anordnung, sind aber von mir aus möglichst genau zitierten Werken entnommen, sodass sie entsprechend überprüfbar sind.

Ich wünsche daher Spaß beim Stöbern. 😉

„I cite Wikipedia because is collectively written and edited and, therfore, the perfect place to find accepted wisdome“ – Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 114 -> frei übersetzt: Ich zitiere Wikipedia, weil Sie kollektiv geschrieben ist und damit der Perfekte Platz ist, um akzeptierte Wissen zu finden. / Je cite Wikipédia car il est écrit et édité collectivement et, par conséquent, l’endroit idéal pour trouver la sagesse acceptée / Mi citas Vikipedion ĉar estas kolektive skribita kaj redaktita kaj, do, la perfekta loko por trovi akceptitan saĝon.

: „No tree, it is said, can grow into heaven unless its roots reach into hell. Carl Gustav Jung, zitiert nach: Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 180 -> frei übersetzt: „„Kein Baum, so heißt es, kann in den Himmel wachsenwenn seine Wurzeln nicht in die Hölle reichen.“ / „Aucun arbre, dit-on, ne peut pousser jusqu’au paradis si ses racines n’atteignent pas l’enfer.“ / „Neniu arbo, laŭdire, povas kreski en la ĉielon, se ĝiaj radikoj ne atingas la inferon.“

„When someone claim to be acting from the highest principles, for the good of others, there is no reason to assume that the person’s motives, are genuine. People motivated to make things better usually aren’t concerned with changing other people – or, if they are, they take responsibility for making the same changes to themselves (and first).“Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 290 -> frei übersetzt: „Wenn jemand behauptet, nach höchsten Grundsätzen zum Wohle anderer zu handeln, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Motive dieser Person echt sind. Menschen, die motiviert sind, Dinge besser zu machen, sind in der Regel nicht daran interessiert, andere Menschen zu verändern – oder, wenn doch, übernehmen sie die Verantwortung dafür, die gleichen Veränderungen an sich selbst vorzunehmen (und zuerst).“ / „Lorsque quelqu’un prétend agir selon les principes les plus élevés, pour le bien des autres, il n’y a aucune raison de supposer que les motivations de la personne sont authentiques. Les personnes motivées pour améliorer les choses ne se soucient généralement pas de changer les autres – ou, si elles le sont, elles prennent la responsabilité de faire les mêmes changements pour elles-mêmes (et en premier). / „Kiam iu asertas, ke ĝi agas laŭ la plej altaj principoj, por la bono de aliaj, ne ekzistas kialo supozi, ke la motivoj de la persono estas aŭtentaj. Homoj instigitaj por plibonigi aferojn kutime ne zorgas pri ŝanĝi aliajn homojn – aŭ, se ili estas, ili prenas respondecon fari la samajn ŝanĝojn al si mem (kaj unue).“

Ad astra per aspera“ – Durch harte Zeiten (Anstrengung) zu den Sternen. – Motto der Sternenflotte der Erde, Star Trek. -> „Through hard times to the stars“ / „À travers les moments difficiles aux étoiles“ / „Tra malfacilaj tempoj al la steloj“

„Sei wie ein Fels an dem sich beständig die Wellen brechen!“ – Marc Aurel -> „Be like a rock on which the waves are constantly breaking!“ / „Soyez comme un rocher sur lequel les vagues se brisent sans cesse !“ / „Estu kiel roko, sur kiu la ondoj senĉese rompiĝas!“

„Wer unter einer Last fällt, wird nur schwerlich mit der Last aufstehen“ – Johannes vom Kreuz -> „Whoever falls under a burden will find it difficult to get up with the burden“ / „Celui qui tombe sous un fardeau aura du mal à se relever avec le fardeau“ / „Kiu falos sub ŝarĝon, estos malfacile leviĝi kun la ŝarĝo“

„Was ihn nicht umbringt, macht ihn stärker“ – Friedrich Nietzsche -> „What doesn’t kill him makes him stronger“ / „Ce qui ne le tue pas le rend plus fort“ / „Kio ne mortigas lin igas lin pli forta“

„Erst durch Freiheit – wenn man sie denn nutzt – verwirklicht man sich selbst, im Gelingen oder auch im Scheitern.“ – Timm, Uwe -> „Only through freedom – if you use it – do you realize yourself, whether you succeed or fail.“ / „Ce n’est que par la liberté – si vous l’utilisez – que vous vous réalisez, que vous réussissiez ou échouiez.“ / „Nur per libereco – se vi uzas ĝin – vi realigas vin mem, ĉu vi sukcesas aŭ malsukcesas.“

„Alles, was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.“ – René Descartes -> „Anything that is merely probable is probably false.“ / „Tout ce qui est simplement probable est probablement faux.“ / „Ĉio, kio estas simple verŝajna, verŝajne estas falsa.“

„Russland hat die Grenzen der Ukraine nie anerkannt!“

Ein Satz der, in der einen oder anderen Form, in den vergangenen Monaten immer wieder gefallen ist. Im Jahr 2014 wurde er bemüht, um die Annexion (man sollte bei der Bedeutung des Wortes kurz innehalten, damit die Dimension begreift) der Krim zu begründen, nun dient er zu Begründung der „militärischen Spezialoperation“. Die Frage ist: Stimmt er in dieser Form, oder besser formuliert: Ist er historisch zutreffend?

Anlehnend an das Buch von Manfred Quiring (welches ich hier auf der Seite bereits vorgestellt habe) und von mir ergänzt einige Bemerkungen:

I. Am 21. November 1990 unterzeichneten zahlreiche Staaten, darunter auch die Sowjetunion, die Charta von Paris, in der die Mitgliedsstaaten sich verpflichten, Zitat:

„Die Gefahr von Konflikten in Europa hat abgenommen, doch es bedrohen andere Gefahren
die Stabilität unserer Gesellschaften. Wir sind entschlossen, bei der Verteidigung der
demokratischen Institutionen gegen Verletzungen der Unabhängigkeit, souveränen Gleichheit oder
territorialen Integrität der Teilnehmerstaaten zusammenzuarbeiten. Dazu zählen illegale Aktivitäten
unter Anwendung von äußerem Druck, Zwang und Subversion.“

Diese Vereinbarung ist damit auch auf die damalige UdSSR und ihre Nachfolgestaaten anwendbar, wozu dementsprechend auch die Ukraine gehört.

II. Mit der Erklärung von Alma-Ata vom 21. Dezember 1991 erklärten die Mitgliedsstaaten der UdSSR; darunter auch die Ukraine und Russland, das Ende des Bestehens der UdSSR und die Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

In dieser Erklärung heißt es, Zitat:

„Die unabhängigen Staaten; die Aserbaidshanische Republik, die Republik Armenien, die Republik Weißrußland, die Republik Kasachstan, die Republik Kirgisien, die Republik Moldawien, die Russische Föderation, die Republik Tadshikistan, Turkmenistan, die Republik Usbekistan und die Ukraine, geben

im Bemühen um den Aufbau demokratischer Rechtsstaaten, zwischen denen sich die Beziehungen auf der Grundlage gegenseitiger Anerkennung und des Respekts für die staatliche Souveränität und souveräne Gleichheit entwickeln werden, das unveräußerliche Recht auf Selbstbestimmung, die Prinzipien der Gleichheit und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, die Ablehnung von Gewalt und der Drohung damit sowie wirtschaftlicher und anderer Formen der Druckausübung, – eine friedliche Regelung von Konflikten, – die Achtung der Menschenrechte und Bürgerfreiheiten ein- schließlich des Rechts der nationalen Minderheiten, – gewissen- hafte Erfüllung der Verpflichtungen und andere allgemein anerkannte Prinzipien und Standards des internationalen Rechts;

in Anerkennung und Achtung der territorialen Integrität eines jeden und der Unverletzlichkeit bestehender Grenzen …

Die Mitglieder der Gemeinschaft garantieren gemäß den verfassungsmäßigen Vorschriften die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen, die sich aus den Verträgen und Vereinbarungen der früheren UdSSR ergeben. Die Mitgliedstaaten der Gemeinschaft sagen zu, die Prinzipien dieser Erklärung strikt zu befolgen. …“

Beachten sollte man dabei, dass dieser Vertrag bereits von Boris Jelzin unterzeichnet wurde, daher auch im vollen Bewusstsein, dass die Krim damals zur Ukraine gehörte, hat der Präsident der damaligen Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik und der spätere Präsident der Russischen Föderation, Boris Jelzin, den Vertrag unterzeichnet.

Im Grunde hatte bis zu diesem Zeitpunkt, sowohl die UdSSR, als auch Russland, die Grenzen der Ukraine bereits zweimal anerkannt.

III. Das Budapester Memorandum vom 5. Dezember 1994 war die Grundlage dafür, dass die Ukraine ihre Atomwaffen an Russland abgibt. Im Austausch dafür wurde Ukraine die territoriale Integrität garantiert, im Übrigen wieder durch Russland und wieder mit der Krim (und den östlichen Staatsgebieten der Ukraine).  Zitat:

„The Russian Federation, the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and The United States of America reaffirm their commitment to Ukraine, in accordance with the principles of the CSCE Final Act, to respect the independence and sovereignty and the existing borders of Ukraine.

  1. The Russian Federation, the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and The United States of America reaffirm their obligation to refrain from the threat or use of force against the territorial integrity or political independence of Ukraine, and that none of their weapons will ever be used against Ukraine except in self-defense or otherwise in accordance with the Charter of the United Nations.
  2. The Russian Federation, the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and The United States of America reaffirm their commitment to Ukraine, in accordance with the Principles of the CSCE Final Act, to refrain from economic coercion designed to subordinate to their own interest the exercise by Ukraine of the rights inherent in its sovereignty and thus to secure advantages of any kind.“

IV. Am 31. Mai 1997 unterzeichneten die Ukraine und Russland einen Freundschaftsvertrag. In diesem wurde erneut die territoriale Integrität der Ukraine, durch Russland, bestätigt, dazu gehörte erneut die Krim und das restliche Territorium. Zitat:

„The High Contracting Parties, in accordance with the provisions of the Charter of the United
Nations and their obligations under the Final Act of the Conference on Security and Cooperation
in Europe, shall respect each other’s territorial integrity and confirm the inviolability of their
common borders.“

V. Am 28. Januar 2003 unterzeichneten Russland und die Ukraine einen Grenzvertrag, der erneut die Krim und alle anderen Gebiete der Ukraine als deren Staatsgebiet bestätigte. Der Präsident Russlands hieß damals, wie heute, Vladmir Putin.

VI. Die Krim wurde, im Jahr 1954, durch „Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjet der UdSSR über die Übergabe des Krim-Gebiets aus dem Bestand der RSFSR an den der Ukrainischen SSR erging am 19. Februar 1954“ an die Ukraine übergeben, ein Vorgang, der damals übrigens kaum eine Reaktion auslöste. Unter verweis auf Punkt II. in diesem Text ist dieser Beschluss damit auch für die Nachfolgestaaten der UdSSR, daher auch für Russland, bindend. Die Behauptung, dass die Krim unrechtmäßig der Ukraine gehörte, ist daher unzutreffend, da Russland selbst die Entscheidungen der UdSSR für gültig anerkannt hat.

Ich hoffe, dass dieser kleiner Überblick dazu anregt, sich selbst über die Hintergründe zu informieren und den kritischen Blick schärft, den man immer haben sollte.

Quiring, Manfred, Russland, Ukraine und Weltmachtsträume, erweiterte Neuauflage, Berlin, Ch. Links Verlag, 2022

Wenn man sich aktuell für den Krieg in der Ukraine interessiert, oder in meinem Fall, allgemein für Geschichte und Politik, kommt man nicht umher, sich auch mehr über die Hintergründe zu informieren, die die Auseinandersetzung betreffen.

Das vorliegende Werk bezieht sich dabei mehr auf die Gegenwart und betrachtet den Konflikt mit einem Schwerpunkt in den Jahren nach 1990 und gerade in den letzten 2-5 Jahren.

Der Autor berichtet auch von Äußerungen von Bekannten in Russland selbst, von der Stimmung bei der normalen Bevölkerung im Land und verweist verstärkt darauf, was Putin und seine engen Vertrauten selbst zum Konflikt beigesteuert haben und wie ihre (enttäuschten) Vorstellungen und ideologischen Grundlagen aussehen.

Die Verbindungen Putins zu seinen alten Seilschaften aus dem KGB und deren Aufstieg in Führungspositionen in Staat und Wirtschaft werden ausführlich erwähnt.

Auch analysiert er die ideologische Grundlage für den Krieg, als eine Neuauflage des alten „Panslawismus“ in der Form, dass die russische Nation, Wissenschaft und Kultur zu Vereinigung aller Gebiete der ehemaligen Sowjetunion berufen sei, obwohl diese ausdrücklich eine Union verschiedener Völker war.

Besonders trägt in diesem Zusammenhang der von Putin und auch von vielen Russen gewollte Gedanke, dass Russland, wie die Sowjetunion, eine Großmacht sei, auch wenn sich dies weder durch den Einfluss, noch durch die Wirtschaftsmacht belegen lässt. Die „russische Seele“, so schreibt er, verlange aber danach, auch wenn Russland heute wirtschaftlich, technologisch und auch (konventionell) militärisch keine Großmacht im internationalen Vergleich ist.

Russland kann nur noch mit seinen Atomwaffen diesen Anschein bewahren, was aber andere Staaten nicht davon abhält, die Meinungen Russlands größtenteils zu ignorieren, da die atomare Karte nur einmal gespielt werden kann und anders, als etwas wirtschaftliche Macht, nicht zu einer dauerhaften Beeinflussung taugt.

Er erteilt dabei auch der Mythos eine Absage, dass Russlands Angriff auf die Ukraine eine Reaktion auf eine angeblich zugesagtes Unterbleiben der Osterweiterung der NATO ist, sondern vielmehr Putins Wunsch entspringt, die Gebiete der alten Sowjetunion wieder unter einem Staat zu vereinen.

Für geneigte Leser mit dem Wunsch, mehr über den Hintergrund des Konfliktes zu erfahren, kann die Monographie für 4,50 Euro bei der BPB erworben waren.

 

Großbölting, Thomas, Die schuldigen Hirten, Bonn, Herder Verlag, 2022

Das Buch ist hier, in der günstigen Form, von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben worden.

Das Werk geht inhaltlich auf die Missbrauchsfälle in Deutschland ein, hat seinen Fokus aber in der Aufarbeitung, bzw. deren Fehlen, bei der katholischen Kirche. Es werden nur vereinzelt Schicksale von Betroffenen geschildert, da der Schwerpunkt der Beschreibung auf der Reaktion der Kirche in Deutschland liegt.

Der Zölibat wird dabei nicht als eine der Hauptursachen für den Missbrauch angesehen, da dieser auch in Relation zum Rest der Bevölkerungen gesehen wird, aber, er wird als Ausdruck einer gelebten Überlegenheit der geweihten Priester in der katholischen Kirche verstanden, der einen Standesdünkel erzeugt, der die Akteure dazu bringt, das Amt des Priesters und die Institution der Kirche zu schützen, als den Opfern zu helfen.

Auch der hohe Stand der Priester in der Gesellschaft der 1960er bis 1980er Jahre wird thematisiert, da darin eine Ursache für das Schweigen im in den Gemeinden gesehen wird. Ein deutlicher Hinweis erfolgt auch in Richtung von Dritten, da der Autor einen Missbrauch immer als eine gemeinschaftliche Tat sieht, und gerade nicht als eine Handlung von einzelnen Personen, die in Deutschland bevorzugt betont wird.

Auch die monarchischen, autoritären und kaum öffentlichen Strukturen in der katholischen Kirche werden angeprangert, in denen der Bischof immer noch wie in Monarch über den Gemeinden steht und quasi alle Entscheidungen in seiner Person konzentriert werden.

Insgesamt ein lohnendes Buch für jene, die einen Blick eher auf die Strukturen des Missbrauchs suchen.

Es kann bei der BPB für 4,50 Euro für die 237 Text bezogen werden.

Küng, Hans, Christentum und Weltreligionen, München, R. Piper GmbH, 1984

Wie der Titel bereits anzeigt, handelt es sich hier um ein älteres Buch von Hans Küng.

In dem Buch wird versuchte, eine gemeinsame Grundlage für einen Weltethos zu erarbeiten, indem man sich von den Glaubensgrundsätzen und dem Ursprung der einzelnen Religionen annähert, um Gemeinsamkeiten offenzulegen. Es wird dabei auch die historische Entwickelung rekapituliert und Vertreter der Religionen erhalten die Möglichkeit, ihre Ansichten darzulegen, während Küng darauf aus (seiner) christlichen Perspektive antwortet.

Ich habe das Buch vor allem deshalb gelesen, um einen Überblick über die Religionen und deren Beziehung zum Christentum zu erhalten. Man sollte nicht mit der Erwartung an das Buch gehen, dass man alles versteht oder jede einzelne Religion erläutert wird. Es ist eher ein Werk, welches die Grundlagen anspricht und dazu ermuntert, sich selbst näher mit dem Thema zu befassen und ggf. mit der eigenen Religion, oder dem eigenen Atheismus.

Aufgrund des Alters des Buches ist es derzeitig nur im Antiquariat zu erwerben, für um die 5 Euro.

 

Plokhy, Serhii, Die Frontlinie

Aufgrund der aktuellen Krise in der Ukraine wollte ich mich über die Hintergründe des Konfliktes informieren und fand im Werk von Serhii Plokhy eine umfassende Darstellung der Geschichte der Ukraine, der Ursprünge des Landes und seiner Beziehungen zur EU und zu Russland.

Auch wenn das Buch mit Kapitel I etwas schwerfällig beginnt, da es hier um die Diskssion in den westlichen Staaten, um die Eigenständigkeit der Ukraine geht und die Auffassung in der UdSSR zu dieser Thematik, nimmt das Buch danach deutlich an Informationsgehalt zu.

Es wird die „Wiedervereinigung“ der Kosaken mit Russland im Jahr 1654 besprochen, wie auch der Status der Ukraine unter Stalin und der „Große Hunger“ in den 1930er Jahren. Es folgt ein Kapitel zur Unabhängigkeit der Ukraine nach 1990 und der Beziehung zur EU und dem neuen Russland.

Der aktuelle Konflikt wird nur am Rande erfasst, da das Werk bereits 2021 erschienen ist.

Es werden auch die religiösen Beziehungen zwischen der heutigen Ukraine und Russland thematisiert, wie auch die Beziehungen zu Russland unter den Zaren und zum polnisch-litauischen Staat.

Man merkt dem Autor dabei allerdings an, dass er sehr aus der Sicht der Ukraine schreibt, was oft das Gefühl einer Parteinahme entstehen lässt.

Wertvoll an der Darstellung ist, dass die meisten Menschen, außerhalb der Ukraine, die historischen Zusammenhänge kaum kennen dürften, auch die Ereignisse im Jahr 1654, der Vertrag von Perejaslaw etc. dürften westlichen Lesern kaum bekannt sein.

Auch der Hinweis auf die Diskussion darüber, ob die Ukraine zu Europa gehört, welche Weltbilder damit verbunden sind und wie die westlichen Staaten die Ukraine „am langen Arm“ hielten, was den Beitritt zur EU angeht, werden in dieser Form in der EU ansonsten nicht diskutiert.

Wer jenseits von Telegram an der Diskussion teilnehmen möchte und bereit ist, dafür etwas Zeit aufzuwenden, kann zu einem Preis von 4,50 € keinen Fehlkauf tätigen.