Großbölting, Thomas, Die schuldigen Hirten, Bonn, Herder Verlag, 2022

Das Buch ist hier, in der günstigen Form, von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben worden.

Das Werk geht inhaltlich auf die Missbrauchsfälle in Deutschland ein, hat seinen Fokus aber in der Aufarbeitung, bzw. deren Fehlen, bei der katholischen Kirche. Es werden nur vereinzelt Schicksale von Betroffenen geschildert, da der Schwerpunkt der Beschreibung auf der Reaktion der Kirche in Deutschland liegt.

Der Zölibat wird dabei nicht als eine der Hauptursachen für den Missbrauch angesehen, da dieser auch in Relation zum Rest der Bevölkerungen gesehen wird, aber, er wird als Ausdruck einer gelebten Überlegenheit der geweihten Priester in der katholischen Kirche verstanden, der einen Standesdünkel erzeugt, der die Akteure dazu bringt, das Amt des Priesters und die Institution der Kirche zu schützen, als den Opfern zu helfen.

Auch der hohe Stand der Priester in der Gesellschaft der 1960er bis 1980er Jahre wird thematisiert, da darin eine Ursache für das Schweigen im in den Gemeinden gesehen wird. Ein deutlicher Hinweis erfolgt auch in Richtung von Dritten, da der Autor einen Missbrauch immer als eine gemeinschaftliche Tat sieht, und gerade nicht als eine Handlung von einzelnen Personen, die in Deutschland bevorzugt betont wird.

Auch die monarchischen, autoritären und kaum öffentlichen Strukturen in der katholischen Kirche werden angeprangert, in denen der Bischof immer noch wie in Monarch über den Gemeinden steht und quasi alle Entscheidungen in seiner Person konzentriert werden.

Insgesamt ein lohnendes Buch für jene, die einen Blick eher auf die Strukturen des Missbrauchs suchen.

Es kann bei der BPB für 4,50 Euro für die 237 Text bezogen werden.

Küng, Hans, Christentum und Weltreligionen, München, R. Piper GmbH, 1984

Wie der Titel bereits anzeigt, handelt es sich hier um ein älteres Buch von Hans Küng.

In dem Buch wird versuchte, eine gemeinsame Grundlage für einen Weltethos zu erarbeiten, indem man sich von den Glaubensgrundsätzen und dem Ursprung der einzelnen Religionen annähert, um Gemeinsamkeiten offenzulegen. Es wird dabei auch die historische Entwickelung rekapituliert und Vertreter der Religionen erhalten die Möglichkeit, ihre Ansichten darzulegen, während Küng darauf aus (seiner) christlichen Perspektive antwortet.

Ich habe das Buch vor allem deshalb gelesen, um einen Überblick über die Religionen und deren Beziehung zum Christentum zu erhalten. Man sollte nicht mit der Erwartung an das Buch gehen, dass man alles versteht oder jede einzelne Religion erläutert wird. Es ist eher ein Werk, welches die Grundlagen anspricht und dazu ermuntert, sich selbst näher mit dem Thema zu befassen und ggf. mit der eigenen Religion, oder dem eigenen Atheismus.

Aufgrund des Alters des Buches ist es derzeitig nur im Antiquariat zu erwerben, für um die 5 Euro.

 

Plokhy, Serhii, Die Frontlinie

Aufgrund der aktuellen Krise in der Ukraine wollte ich mich über die Hintergründe des Konfliktes informieren und fand im Werk von Serhii Plokhy eine umfassende Darstellung der Geschichte der Ukraine, der Ursprünge des Landes und seiner Beziehungen zur EU und zu Russland.

Auch wenn das Buch mit Kapitel I etwas schwerfällig beginnt, da es hier um die Diskssion in den westlichen Staaten, um die Eigenständigkeit der Ukraine geht und die Auffassung in der UdSSR zu dieser Thematik, nimmt das Buch danach deutlich an Informationsgehalt zu.

Es wird die „Wiedervereinigung“ der Kosaken mit Russland im Jahr 1654 besprochen, wie auch der Status der Ukraine unter Stalin und der „Große Hunger“ in den 1930er Jahren. Es folgt ein Kapitel zur Unabhängigkeit der Ukraine nach 1990 und der Beziehung zur EU und dem neuen Russland.

Der aktuelle Konflikt wird nur am Rande erfasst, da das Werk bereits 2021 erschienen ist.

Es werden auch die religiösen Beziehungen zwischen der heutigen Ukraine und Russland thematisiert, wie auch die Beziehungen zu Russland unter den Zaren und zum polnisch-litauischen Staat.

Man merkt dem Autor dabei allerdings an, dass er sehr aus der Sicht der Ukraine schreibt, was oft das Gefühl einer Parteinahme entstehen lässt.

Wertvoll an der Darstellung ist, dass die meisten Menschen, außerhalb der Ukraine, die historischen Zusammenhänge kaum kennen dürften, auch die Ereignisse im Jahr 1654, der Vertrag von Perejaslaw etc. dürften westlichen Lesern kaum bekannt sein.

Auch der Hinweis auf die Diskussion darüber, ob die Ukraine zu Europa gehört, welche Weltbilder damit verbunden sind und wie die westlichen Staaten die Ukraine „am langen Arm“ hielten, was den Beitritt zur EU angeht, werden in dieser Form in der EU ansonsten nicht diskutiert.

Wer jenseits von Telegram an der Diskussion teilnehmen möchte und bereit ist, dafür etwas Zeit aufzuwenden, kann zu einem Preis von 4,50 € keinen Fehlkauf tätigen.

Whitlock, Craig, Die Afghanistan Paper

Ich habe mich, wie gerne in der Vergangenheit, bei der BPB mit günstigen Büchern eingedeckt.

Die BPB veröffentlicht, zu sehr überschaubaren Preisen, Werke, die in den Fachverlagen für 40-50 Euro erscheinen.

Beim vorliegenden Werk handelt es sich um eine Monographie, die die Zeit des Einsatzes in Afghanistan beschreibt, wobei der Autor hier nur öffentlich zugängliche Quellen auswertet.

Auf den guten 355 Seiten des Hauptextes wird das Bild eine chaotischen Strategie der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan gezeichnet, die scheinbar keinen Willen hatten, sich mit den Realitäten im Land auseinanderzusetzen, was bereits mit dem Erwerb einer der Landessprachen (nicht) begann.

Nach der Lektüre kommt man zu der Ansicht, dass die Korruption in Afghanistan sich durch die Milliarden an Fördergeldern der USA und ihrer Verbündeten massiv verstärkt hat und jeder Versuch, den Anbau von Drogen zu unterbinden, ins Leere gelaufen ist.

Auch wird ein düsteres Bild der US-Regierungen unter Bush, Obama, Trump und Biden gezeichnet, die nicht bereit waren, die Probleme in Afghanistan offen zu benennen, sondern dem Militär nur vage Anweisungen gaben, es solle dort für Frieden sorgen, egal wie.

Der Abzug aus Afghanistan selbst wird nur noch im letzten Kapitel erwähnt, erfährt hier aber erneut die Darstellung, dass man auf Biegen und Brechen den Einsatz beenden wollte, ohne sich übe die Konsequenzen Gedanken zu machen.

Für Leser, die sich an Politik, Geschichte oder aktuellen Ereignissen ein Interesse haben, sei das Buch für rund 7,00 Euro bei der BPB empfohlen. Vielleicht wird dadurch auch die etwas abstrakte Diskussion über den Einsatz, an dem auch die Bundeswehr beteiligt war, etwas relativiert.

English Today, by Gehard Leitner

Bei dem kleinen Buch handelt es sich um einen soliden Überblick über die englische Sprache in der englischen Sprache selbst.

Ich habe es mir tatsächlich angeschafft, um etwas Hintergrundwissen zu erlangen, aber auch, um meine Sprachkenntnisse zu trainieren.

Das Buch gibt einen Überblick über die Geschichte der englischen Sprache in der Welt. Ihre Entstehung, ihre Ausbreitung und ihre Veränderung, sowie den Weg zur Dominanz als lingua franca.

Besonders gut gelungen sind die Hinweise zur Aussprache, die Textbeispiele aus verschiedenen Sprachräumen und die Verweise, wie es zu diesen besonderen Entwicklungen kam.

Das Werk ist derzeitig vergriffen, kann aber für 1 Euro als gebrauchtes Buch gefunden werden.

Länderbericht Frankreich von Corine Defrance und Ilrich Pfeil (Hrsg.)

Unter Verweis auf die anderen Länderberichte der BPB, die ich bereits gelesen haben, stellt dieses Werk keine Ausnahme dar. Es bietet einen soliden Überblick über Frankreich, seine Geschichte, die Politik, Verwaltung und das Militär.

Ein Kapitel widmet sich dabei vor allem der (Vorstellung) der Dominanz der französischen Kultur und der französischen Lebensweise, die von den Franzosen selbst, vor allem wenn sie nicht zur weißen Mehrheit gehören, so gar nicht erlebt wird.

Auch wird auf die Trennung von Staat und Kirche und dem Problem des Antisemitismus eingegangen, sowie der deutschen Wahrnehmung der französischen Wirtschaft als wenig produktiv.

Für alle, die an Frankreich interessiert sind, erneut ein gelungenes Werk, für einen soliden Überblick.

Erhältlich bei der BPB für 4,50 Euro.

 

Länderbericht Russland von Heiko Pleines und weiteren

Wie bereits zuvor habe ich erneut einen neuen Länderbericht gelesen. Wie auch der zuletzt beschriebene, stammt er von der Bundeszentrale für politische Bildung, auch wenn er bereits aus dem Jahr 2010 datiert.

In Übereinstimmung mit den anderen Länderberichten ist der Überblick über das behandelte Land, hier Russland bzw. auch die Sowjetunion, recht umfassend. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft werden eingehend beschrieben.

Besonders interessant war hier, dass der Bericht bereits im Jahr 2010 auf die Krise in der Ukraine, das Interesse Russlands an der Krim und der Ostukraine eingeht und die Gefahr beschreibt, dass Putin hier eine „Klärung“ der Lage anstreben wird.

Der Bericht geht auch auf die gesellschaftliche Lage, das Militär und die Abhängigkeit der Wirtschaft von Energieexporten ein, was ihn gerade, in der aktuellen Lage, zu einer guten Möglichkeit macht, sich einen Überblick über Russland zu verschaffen.

Mit gut 500 Seiten Text, einem ausführlichen Anhang und zahlreichen Literaturhinweisen ist das Werk zu empfehlen, wenn man sich grundlegend informieren möchte.

Da das Werk bei der Bundeszentrale vergriffen war, habe ich es bei www.zvab.com für rund 5 Euro erworben.

Ich kann den Kauf allen empfehlen, die sich selbst eine Grundlage für eine eigene Meinungsbildung über Russland verschaffen wollen und auch Anregungen für eine weitere Lektüre suchen.

Länderbericht Japan

Von der Bundeszentrale für politische Bildung wird die Reihe: Länderberichte veröffentlicht, in denen ein Überblick über Geschichte, Kultur, Sprache und Politik eines Landes gegeben werden.

Die Länderberichte kommen in der bekannten Softcoverform daher und geben, in diesem Fall, auf über 500 Seiten einen Bericht über Japan und seine Gesellschaft.

Bilder und Karten sind im Werk enthalten, spielen aber keine große Rolle, da es hauptsächlich auf die gut verfassten Berichte und Reportagen ankommt. Die Bilder lockern den Textfluss aber auf, dass sie gerade nicht in den Haupttext integriert werden, sondern gesondert im Buch vorhanden sind.

Das Werk ist aktuell und deckt auch das politische System und die Entwicklung seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima ab.

Interessant sind auch die Darstellungen zum japanischen Wirtschaftssystem, der speziellen Art der Unternehmensführung und auch zum Problem des demographischen Wandels.

Auch die Auswirkungen auf die Gesellschaft, das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Beeinflussung durch die USA werden in das Werk eingebunden.

Besonders interessant sind auch die Darstellungen zur Religion und zum Konflikt mit China und der Besonderheit des japanischen Militärs nach 1945.

Für meinen Geschmack waren die etwas langatmigen Ausführungen der persönlichen Erfahrungsberichte im Buch etwas zu umfangreich, dies aber eine Sache des Geschmacks und sie runden das Werk nur noch ab.

 

Erhältlich ist das Werk bei der Bundeszentrale für politische Bildung für derzeitig 4,50 Euro.

 

 

 

Corona Bilanz von Udo Di Fabio

Di Fabio, Udo, Corono Bilanz, München, C.H. Beck, 2021

In seinem neuesten Werk beschreibt Udo Di Fabio die Entwicklung der Pandemie, die getroffenen Maßnahmen und wertet diese unter dem Eindruck, dass immer mehr Menschen meinen, in einer ungerechten Welt zu leben oder gar in einer neuen, deutschen Diktatur.

Er verweist auf die bisherigen Erfahrungen bei der Bekämpfung der Pandemie und beschreibt auch die Grenzen des Rechts, wenn er darauf verweist, dass man viele Debatten in Deutschland mit dem Verweis beendet, das sei rechtlich nicht möglich, obwohl eigentlich eine gesellschaftliche und politische Debatte angezeigt gewesen wäre, die man damit, quasi als Totschlagargument, beendet.

Er kommt dabei zu dem Schluss, dass Demokratien sich in der Krise bewährt haben und Autokratien, wie etwa in China, die Pandemie nicht deutlich besser eindämmen konnten, oder, im Fall von Brasilien, sogar deutlich schlechter abgeschnitten haben.

Auch die Spannungen im deutschen Föderalismus finden ihren Platz, wie auch eine Debatte mit dem Soziologen Armin Nassehi über die Grenzen der Wissenschaft und die Erwartungen einer Bevölkerung, die von der Wissenschaft absolute Wahrheiten erwartet, wo diese ihrem Wesen nach permanent nach der Wahrheit sucht und sich selbst korrigiert.

Der Text des Buches ist auf 178 Seiten abgedruckt (ohne Anhang und Anmerkungen).

Der Preis beträgt bei Amazon derzeitig: 24,95 Euro.