Ginsburg, Tobias, Die Reise ins Reich, Bonn, Rowohlt Verlag, 2023

Seit längerem beschäftigt mich, sowohl beruflich als auch privat, die sogenannte „Reichsbürgerbewegung“. Interessant daran finde ich, wie man so viele Menschen von einer fixen Idee überzeugen kann. Dort treten selbsternannte Könige, Grafen, geschäftsführende Reichsregierungen und Selbstverwalter auf und finden tatsächlich Menschen, die dies alles ernst nehmen.

Das Buch ist dabei eher eine eher locker geschriebenes Werk, welches auch oft in die Alltagssprache abdriftet.  Man sollte hier also keine solide historische oder soziologische Studie erwarten, sondern der Autor, ein Journalist, beschreibt seine Erfahrungen, die er, verdeckt, in der Szene sammelt. Was besonders fasziniert ist, wie einfach es scheinbar war, sich, mit etwas rechtem Gedankengut und einer schnell zusammengeschriebenen Facebookseite, in der Szene Vertrauen zu erschleichen und als einer der ihren in deren Gedankenwelt aufgenommen zu werden.

Bedauerlich ist, was im Buch auch an mehreren Stellen erwähnt wird, dass es etliche Mitläufer gibt, die von den „Reichsbürgern“ verführt werden, ihre Lebenszeit, Arbeitskraft und ihr Vermögen in diese Sache investieren, damit die Führungskräfte, wie Peter Fitzek und sein Königreich, das Geld für die eigenen Zwecke verwenden können. Man hat oft das Gefühl, was der Autor auch selbst beschreibt, dass man den Menschen eigentlich helfen will, dies aber einfach nicht schafft, da diese sich ganz mit der Bewegung identifizieren, da sie in der normalen Gesellschaft bis dato keine Erfolg hatten und sich nun erstmals ernst genommen fühlen.

Zur Besorgnis gereicht dabei, dass scheinbar eine enge Verbindung zwischen Teilen der „Reichsbürger“ und Teilen der AfD besteht, sodass die Partei und die Szene sich austauschen und auch gegenseitig unterstützen. Auch die vom Autor beschriebenen offene Worte, man sich allein wähnt und auch der Alkohol etwas geflossen ist, die dann von Atomkriegen, einer Neubesiedlungs Ostpreußens durch Deutsche und Wehrsportgruppen reden, macht deutlich, dass diese Gruppe eben nicht nur aus seltsamen Leuten besteht, sondern auch reale Gefahren lauern.

Das Buch ist dabei sehr locker geschrieben und für einen Einblick in die Szene und Gedankenwelt gut geeignet, gerade weil es eher auf praktischen Erfahrungen basiert, als auf einer wissenschaftlichen Forschung.

Das Werk kann derzeitig für 4,50 Euro bei der BPB erworben werden.