Making it so von Patrick Stewart oder besser bekannt als: Captain Jean-Luc Picard

Als Star Trek Fan, der gerade mit TNG (The Next Generation) aufgewachsen ist, war Captain Picard immer der Held meiner Kindheit. Ich wollte nie Feuerwehrmann oder Polizist werden, sondern immer auf der Enterprise (D) dienen und in der Sternenflotte ein Raumschiff kommandieren.

Die Technologie meiner Zeit verhindert, dass ich diesen Wunsch in der realen Welt auslebe, sodass ich, bei einer teils schwierigen Kindheit, mich immer in die Welt von Star Trek begeben habe, um einen Ausgleich zu finden.

Patrick Stewart, anders als andere Schauspieler, distanziert sich in seiner Autobiographie nicht von seinem berühmtesten Charakter, der auch seine Rolle als Professor X überstrahlt, sondern bindet ihn in sein Leben ein.

Er konzentriert sich in seiner Biographie auch nicht nur auf Star Trek, sondern erzählt auch die Geschichte seiner Kindheit, seine Ausbildung und seinen Werdegang am Theater, ohne dass dies aufgesetzt wirkt oder in den Hintergrund tritt.

Wenig bekannt dürfte, was er selbst etwas ironisch kommentiert, sein, dass er in sehr einfachen Verhältnissen aufwuchs und es in seiner Familie auch Gewalterfahrungen mit dem Vater gab. Auch seine ersten Gehversuche am Theater und seine ersten Auftritte kommentiert er sehr warmherzig und auch selbstironisch, wie man ihn von seinen Rollen auf der Leinwand kennt.

Ab Seite 247 sind auch einige Photos aus seinem Leben in das Buch eingefügt, die ihn teils als Kind und sehr privat zeigen. Auffällig ist dabei, dass er bereits in jungen Jahren eine Glatze hat, sodass dies als sein Markenzeichen gelten kann, auch wenn er selbst es am Anfang eher als lästig empfand, bereits mit Anfang 20 seine Haare zu verlieren.

Auch die Schilderung, dass er die Rolle des Captain Picard, die ihn berühmt gemacht hat, gar nicht annehmen wollte, bzw., dass er glaubte, dass TNG nur eine Staffel überlebt, da er am Anfang nicht vom Erfolg überzeugt war, wirken in der Schilderung sehr organisch und lebhaft.

Offen geht er auch mit seinen Wechseln in der Ehe um und beschreibt auch sein Zögern, nach über 15 Jahren als Captain Pircard nochmals zur Star Trek zurückzukehren.

Ich kann jedem Star Trek Fan, speziell den Fans von TNG, das Buch nur empfehlen. Ich habe hier die englische Version gelesen, welche für rund 24,00 Euro im Buchhandel erhältlich ist.

Welzer, Harald, Zeitenende, Politik ohne Leitbild, Gesellschaft in Gefahr

Als Liebhaber von Sachbüchern aus dem S. Fischer Verlag konnte ich mir das neueste Werk von Harald Welzer nicht entgehen lassen.

Das Buch beschäftigt sich primär, auch in anlehnend an vorangegangene Werke des Autors, mit der Frage, ob die Politik in Deutschland noch einen Bezug zur Lebenswirklichkeit der meisten Menschen im Land hat. Besonders spricht der Autor dabei die Frage an, ob die in der Ampelkoalition diskutierten Themen, wie das Gender oder das „Heizungsgesetz“ überhaupt der Nerv der Zeit treffen, daher für die Masse der Bevölkerung relevant sind. Wenig überraschend kommt er dabei zu dem Ergebnis, dass dies nicht der Fall zu sein scheint.

Besonders negativ erscheint ihm dabei, dass es einen Konsens in den Medien und in der Politik gibt, was als richtig zu gelten hat. Dieser Konsens wird, unausgesprochen, auch gelebt, etwa wenn es um Waffenlieferungen an die Ukraine geht. Anstatt das Für und das Wieder dieser Lieferungen zu diskutieren, werden diese als notwendig dargestellt und bei einer abweichenden Meinung wird nicht gefragt, wieso dies so ist, sondern wie man die Bevölkerung von der „richtigen“ Meinung überzeugen kann.

In Bezug auf den Klimawandel merkt er an, dass es eine massive Verkürzung der Debatte nur in Bezug auf CO2-Neutralität gibt. Dass aber andere Aspekte, etwa die Umweltzerstörung und Belastung durch die Gewinnung von Rohstoffen ausgeblendet werden, die etwa für die Produktion von Batterien für die E-Autos erforderlich sind.

Er schlägt dabei auch eine Brücke dazu, dass gerade die Grünen einen Hang dazu haben, die Bevölkerung belehren zu wollen. Sie würden dabei einen Habitus versprühen, dass sie immer im Recht seien, und die ungebildete Masse der Bevölkerung erst an ihre einzige Wahrheit heranführen müssen. Da sie selbst der Meinung sind, dass sie nie falsch liegen, nehmen sie die Argumente anderen Menschen dabei nicht wahr, sondern gehen eben daran, diese „falsche“ Meinung zu ändern. Dies ist beim Gender, beim Vegetarismus oder dem Heizungsgesetz ebenso, wie bei der Atomkraft.

In diesem Zusammenhang verweist er auch auf die unglaubliche Umweltverschmutzung durch Kriegshandlungen, etwa in der Ukraine, aber auch in Friedenszeiten durch das Militär, was aber in der öffentlichen Debatte immer ausgeblendet wird.

Er kritisiert auch selektive Wahrnehmung der Welt in Deutschland, wenn nur aus einer europäischen und spezifisch deutschen Sichtweise auf die Welt geblickt wird, Ereignisse auf der Südhalbkugel oder dort wichtige Ereignisse in Deutschland in den Medien aber keine Rolle spielen. Er verweist dabei darauf, dass 85 % der Weltbevölkerung im globalen Süden leben, diese aber nur zu 11 % in deutschen Medien Platz erhalten (S. 172).

Er kritisiert auch, dass die Parteien immer mehr in die Mitte der Gesellschaft drängen und deren Konzepte und Lösungen und Themen sich immer mehr ähneln (CDU, FDP, Grüne, SPD), sodass am Rande der Politik Parteien wie die AfD entstehen können, die einfach aus Trotz gewählt werden, da man von den anderen Parteien ohnehin keine Lösung mehr erwartet.

Besonders kritisiert er dabei (S. 205), dass die Politk sich über die Menschen erhebt und dabei so tut, als seien die Bürger unmündige Kinder, die man „abholen“ muss und auf „Augenhöhe“ mit den Menschen zu reden hat, was, wenn man dies sagen muss, ja scheinbar nicht tut.

Auch Ansätze eines Gesellschaftsrates sieht er, bei allen Vorteilen, kritisch, wobei er auf den bekannten Fakt verweist, dass bei solchen Veranstaltungen sich immer die gleichen Menschen engagieren, nämlich die Wohlhabenden und politisch ohne engagierten Menschen, sodass die Masse der Bevölkerungen eben nicht zu solchen Versammlungen geht.

Kritisch merkt er an, dass die Demokratie von Beteiligung und Interesse lebt und die breite Masse der Bevölkerung sich dafür nicht interessiert und keine Kenntnisse davon hat, wie der Staat und seine Institutionen aufgebaut sind und wie diese funktionieren.

Als markante Zahlen weist er aus (S. 237), dass 88,6 % der Befragten in der Bevölkerung angeben, dass Politiker mehr versprechen, als sie halten können. Weitere 84,3 % geben an, dass Politiker nur bis zur nächsten Wahl denken.

Am Ende kritisiert er vor allem die Situation im Bildungssystem. Die IT-Systeme der Schulen sind marode, die Gebäude ebenso. WiFi existiert in Schulen faktisch gar nicht, sodass die Schulen bereits den Eindruck vermitteln, dass er der Gesellschaft egal ist, wie die Menschen lernen, Hauptsache durch und gut. Und dann erwarte die Politik, dass neue Höchstleistungen auf dem Bildungssektor erbracht werden, Stichwort: PISA-Studie.

Erschreckend ist ein Hinweis auf Angaben der Kultusministerkonferenz (S. 242), dem nach ist der Bedarf an Lehrer in Mathematik in NRW bis 2030 nur zu 37 %, in Chemie zu 26 % und in Informatik zu ganzen 4,6 % gedeckt. Umgekehrt gesagt: Es fehlen rund 95 % der Lehrkräfte im Fach Informatik und immerhin stolze 63 % im Fach Mathematik.

Zum Schluss konstatiert er, dass es auch an Räumen fehlt, in denen Menschen Gemeinschaft auch leben können und nicht nur immer darüber geredet wird. Einer dieser Räume, in denen sich Menschen aus unterschiedlichen Schichten begegnen, ist die Schule, die so wenig Aufmerksamkeit erhält, denn: Kinder sind keine Wähler.

Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, auch wenn man nicht alle Einzelheiten teilen muss. Es regt an, kritisch zu denken.

Es ist zum Preis von 24,00 Euro bei, S. Fischer Verlag zu beziehen.