Eisiges Schweigen Flussabwärts von Michael Thumann

Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann, Michael | Hardcover

In seinem 2025 erschienenen Buch Eisiges Schweigen flussabwärts unternimmt der ZEIT-Korrespondent Michael Thumann eine eindrucksvolle Reise von Moskau nach Berlin. Dabei dokumentiert er die zunehmende politische und gesellschaftliche Kälte zwischen Russland und Europa. Seine Route führt ihn über die schwer bewachten Außengrenzen Russlands, zunächst nach Osten Richtung Zentralasien, dann nach Westen über die baltischen Staaten und Polen nach Deutschland . (Eisiges Schweigen flussabwärts | Lesejury, csm_ZFL_social-media-bild_Schmidt_5859f41361.jpg, Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann | e-Book)

Thumann beschreibt eindringlich die Herausforderungen, denen sich Journalisten in Russland gegenübersehen, einschließlich Schikanen und eingeschränktem Zugang zu Informationen. Er berichtet von Begegnungen mit russischen Flüchtlingen und Menschen aus Osteuropa, die ihre Ängste vor Russlands Revanchismus und Kriegslust äußern . Dabei reflektiert er auch seine eigene Familiengeschichte und die Ursachen für das angespannte deutsch-russische Verhältnis. (Michael Thumann: Eisiges Schweigen flussabwärts bei hugendubel.de …, Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann | e-Book, csm_ZFL_social-media-bild_Schmidt_5859f41361.jpg)

Das Buch ist ein persönlicher Reisebericht, der die erneute Teilung Europas mit eigenen Augen erkundet und ein mitreißendes zeitgeschichtliches Zeugnis von der Suche nach einer Sicherheit bietet, die viele bereits verloren haben . (Eisiges Schweigen flussabwärts: Eine Reise von Moskau nach Berlin)

Bibliografische Angaben:

  • Autor: Michael Thumann
  • Titel: Eisiges Schweigen flussabwärts – Eine Reise von Moskau nach Berlin
  • Verlag: C.H.Beck
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • ISBN: 978-3-406-83003-7
  • Seitenzahl: 284

Münkler, Herfried, Welt in Aufruhr, 6. Auflage, Berlin, Rowohlt Verlag, 2023

In seinem sehr lesenswerten und aktuellen Werk kommt Münkler auf gut 456 Seiten auf die aktuelle Weltlage und deren Entwicklung in den vergangenen Jahren und für die nahe Zukunft zu sprechen.

Das Buch ist verständlich und flüssig zu lesen, setzt an einigen Stellen, für ein vollständiges Verständnis, aber die Kenntnis von einigen Klassikern  der Geschichts- bzw. Politikwissenschaft voraus bzw. auch profunde Kenntnisse im Staatsrecht.

Einfache Lösungen oder einfache Sichtweisen sollte man von diesem Buch nicht erwarten. Der Autor versteht es, die aktuelle politische Lage in der Welt mit verschiedenen Theorien einzuordnen und zu analysieren, die sich einfachen Lösungen aus Talkshows entziehen.

Seine Darstellung des Interesses von Staaten, der verschiedenen Ansätze von Politik, Staaten, wie Russland, wirtschaftlich einzubinden und damit an kriegerischen Auseinandersetzungen zu hindern, beschreibt er ebenso, wie das Scheitern dieser Politik und der Selbsttäuschung, der sich viele Menschen in Europa und gerade in Deutschland hingeben, dass ohne militärische Macht Politik in der Welt gemacht werden kann.

Er verweist auch darauf, dass die Welt nicht nach reiner ökonomischer Logik funktioniert, sondern gerade auch historische Machtansprüche und das eigene Verständnis von Imperium, Einflusszonen und Weltmacht eine trage Rolle spielt.

Einflusszonen und der Krieg als Mittel der Politik bzw. für Politik sind, mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, wieder an der Tagesordnung. Er bindet dabei auch Klassiker wie Clausewitz in seine Betrachtung ein und zeigt auf, dass gerade die alte Logik von Einflusszonen immer noch besteht. Ein „Frieden schaffen ohne Waffen“ hat seine Grenzen an der Realität erreicht und wird sich in der Zukunft mit neuen Konflikten befassen müssen.

Sein Ausblick in die Zukunft lässt erwarten, dass neben den USA und China auch die USA, Indien und Russland in der Zukunft eine dominante Rolle spielen werden, sodass die EU gut beraten ist, in diesem Spiel aus wirtschaftlicher und militärischer Macht nicht von Anfang an in ein Hintertreffen zu geraten, gerade, wenn ein Präsident Trump den Schutz für Europa nicht mehr an die erste Stelle stellt.

Das Buch ist im Rowohlt Verlagen erschienen und für 31,00 Euro erhältlich.

Stalingrad von Wassili Grossman

Bei Grossmans Werk handelt es sich um einen Roman und damit nicht um ein Werk der Geschichtsschreibung im akademischen Sinne.  Was diesen Roman besonders macht, ist die Tatsache, dass sein Autor selbst im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der UdSSR gekämpft hat und sein Roman teilweise autobiographische Züge trägt.

Grossman schrieb sein Buch im Zeitalter des Stalinismus, was ein Erscheinen seines Werkes lange Zeit verhindert hat und es starker Einflussnahme der Zensur unterlag. Bis heute ist die Aufarbeitung der Werksgeschichte nicht abgeschlossen, was im Buch selbst auch dargestellt wird.

Das Buch ist einfach zu lesen und man kann sich schnell in die Welt der Figuren hineinversetzen. Was etwas kompliziert ist, ist die Tatsache, dass die Figuren schnell eingeführt werden und sich ihre Wege teilweise kreuzen, sodass man schnell der Überblick verlieren kann bei der Erzählung.

In der Mitte des Buches wechselt die Erzählung auch teilweise auf die Seite der Deutschen, sodass man auch diese Seite aus der Nähe des Buches betrachten kann. Man merkt der Darstellung aber eine Überhöhung der sowjetischen Sichtweise an und auch die Ansicht, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Es ist eben ein Roman und keine objektive, historische Darstellung.

Auf den Gut 1222 Seiten, mit Vor- und Nachwort, wird dem Leser aber eine spannende Lektüre geboten. Die Handlungen orientieren sich dabei lose an den historischen Ereignissen der Zeit. Die privaten Lebensgeschichten der Figuren nehmen teilweise einen breiten Raum ein, was manchmal zu einigen Längen in der Darstellung führt, wohingegen andere Passagen sehr kurz, bündig und intensiv geschildert werden.

Es liegt somit am Interesse des Lesers, ob  er sich auf dieses umfangreiche Werk einlassen möchte. Man sollte aber hier keine leichte Bettlektüre erwarten, sondern man muss bereit sein, sich auf die Zeit und die Ereignisse einzulassen, was dann aber zu einem sehr intensiven Leseerlebnis führt.

Das Werk erschien im Ullstein Verlag und ist für 23,99 Euro zu erwerben.

Masala, Carlo, Bedingt Abwehrbereit, Deutschlands Schwäche in der Zeitenwende

Als jemand, der sich sehr für Geschichte und Politik interessiert, sind Sachbücher, wie jenes von Carlo Masala, immer ein besonderes Lesevergnügen, da aktuelle Thema aufbereitet und diskutiert werden. Dies bedeutet natürlich nicht, dass man alle dort geäußerten Meinungen hinnimmt und nicht auch als Fakten dargestellte Informationen prüft, dennoch regt es zum Nachdenken an, was immer ein geistiger Genuss ist.

Das Buch schlägt dabei einen großen Bogen, von der Gründung der NATO über die Verteidigungspolitik im Kalten Krieg und legt seinen Schwerpunkt dann auf die aktuellen Konflikte, vornehmlich jenen in der Ukraine, spricht aber auch den Konflikt im Gazastreifen an.

Der Schwerpunkt der Betrachtungen liegt dabei auf der Verteidigungspolitik Deutschlands bzw. deren Fehlen. Der Autor legt dabei offen, wie sehr sich Deutschland auf den Schutz durch die USA verlässt, ohne ein eigenes, militärisches Potenzial vorzuhalten, welches zur Verteidigung gegen einen Angriff, etwa durch Russland, geeignet wäre.

Als Hauptproblemen werden dabei die fehlende Finanzierung der Bundeswehr benannt, die auch mit dem „Sondervermögen“, nicht ausgeräumt werden, die fehlende politische Strategie und der Unwillen, der Bevölkerung mitzuteilen, dass man in einer kriegerischen und instabilen Welt lebt.

Interessant sind auch die Überlegungen zur Thematik, ob die Deutschen überhaupt wehr willig sind, da man sich an eine „Friedensdividende“ gewöhnt hat, wonach dem Militär, weder in Schule noch in der Gesellschaft, eine tragende Rolle eingeräumt wird.

Die mangelnde Ausrüstung der Bundeswehr, die Weigerung, 2 % des BIP in die Rüstung zu investieren und das fehlende Konzept für die Bundeswehr haben dazu geführt, dass Deutschland heute kaum mehr Kriegsbereit ist.

Allein der Begriff des Krieges wird von der Politik kaum verwendet, auch wenn, wie man in der Ukraine sieht, er von einem auf den anderen Tag zur Realität werden kann. Deutschland hat, auch aufgrund des Zweiten Weltkrieges, eine Grundhemmung, sich über Gewalt und militärische Stärke zu verständigen, die aber für eine wirksame Außenpolitik erforderlich ist.

Der Fakt, dass das diplomatische Gewicht eines Landes gerade auch von der militärischen Stärke abhängt, wird in Deutschland weder gerne gesehen noch anerkannt.

In der Summe ist das Buch dazu geeignet, ggf. das eigene Denken anzuregen und sich auch mit der Situation von Deutschland in der Welt, seine Wirtschaftsmacht und seiner fehlenden Militärmacht zu beschäftigen.

Das Buch ist für 18,00 Euro im Handel erhältlich und umfasst 206 Seiten.