Gänswein, Georg, Nichts als die Wahrheit, Freiburg im Breisgau, Herder Verlag, 2023

Das von Georg Gänswein verfasste Buch, hier in der deutschen Übersetzung der italienischen Originalausgabe, spiegelt die Sicht des Autors auf das Leben von Joseph Ratzinger bzw. des späteren Papst Benedikt XVI. wider. In den gute 310 Seiten wird das Leben von Joseph Ratzinger dargestellt, natürlich mit einem besonderen Focus auf seine spätere Tätigkeit als Erzbischof, Kardinal und Papst.

Interessant an dem Werk ist primär die Sichtweise von Gänswein auf den Papst und seine persönlichen Einblicke. Man sollte sich natürlich nicht darüber täuschen, dass der Autor, aufgrund seiner persönlichen Beziehung zum Papst, kein objektives Urteil abgeben kann, was er in dem Werk aber auch nicht zu überdecken versucht. Es klingt immer wieder die Bewunderung für den späteren Papst an, der für Gänswein auch eine Autorität und ein Lehrer gewesen zu sein scheint.

Wenn er sich zu Vorgängen im Pontifikat von Benedikt XVI. äußert, schwingt dieses Vertrauen und eine gewisse Verteidigungshaltung gegenüber dem Papst mit, sodass, rein objektiv, die persönliche Zuneigung und die geschilderten Tatsachen sich nicht immer klar voneinander trennen lassen.

Zwar betont er in dem Werk sehr, dass er sich um einen Ausgleich mit dem Nachfolger Benedikts, Papst Franziskus, bemüht hat, er lässt dabei aber auch immer eine gewisse Differenz und Ferne anklingen.

Die Beschreibung zur Tätigkeit von Joseph Ratzinger in den Glaubenskongregation, der früheren Inquisition, bei der Gänswein und der spätere Papst sich kennenlernten, wie auch die privaten Gespräche und die Beschreibung des Lebens Ratzingers nach seinem Rücktritt als Papst, verschaffen aber angenehme Einblicke, die in dieser Form von einer anderen Person nicht gegeben werden können.

Wenn man bereit ist, sich mit einer gewissen Nähe und Subjektivität des Verfassers abzufinden, ist das Werk ein angenehm zu lesendes Opus, welches historisch Interessierten, und damit nicht nur Katholiken, einen wertvollen Einblick hinter den Schleier des Vatikans bietet.

Gerade auch die Ausführungen zu den Gründen des Rücktrittes von Benedikt XVI. bestätigen, so die Ausführungen im Buch, nochmals die Verlautbarungen, dass er aus gesundheitlichen Gründen vom Amt zurückgetreten ist.

Auch der kurze Exkurs zur Wahl Ratzingers zum Papst ist interessant zu lesen, auch wenn er wenig neues zur Thematik enthält.

Das Buch ist beim Herder-Verlag zum Preis von 28,00 Euro zu erhalten.

Römische Geschichte: Von den Anfängen bis zum Untergang von Michael Sommer

Ein gewaltiges Werk, die Römische Geschichte von Michael Sommer, die er dem Leser vorlegt.

Sein Buch deckt die gesamte Geschichte der Stadt Rom, von deren Gründung, über Republik und Prinzipat, bis hin zum Weltreich und dessen Niedergang ab. 912 Seiten ist dieses Werk stark, und nur sehr sparsam bebildert, was aber dem Ziel Rechnung trägt, dass es sich um eine wissenschaftliche Arbeit handelt und nicht nur um ein reines Lesebuch. Die Bilder, meist Karten oder Münzen, fügen sich in den Textfluss sehr gut ein und sind so sparsam, dass sie das Leseerlebnis nicht stören (wer kennt es nicht, dass man etliche Bilder im Text hat und danach gar nicht mehr weiß, wo man aufgehört zu lesen.

Die Erzähl- und Informationsdichte ist sehr groß, sodass man nicht selten, auch als Kenner der Materie, auf Wikipedia zurückgreifen muss, um sich einen Namen oder die Lage einer römischen Provinz ins Gedächtnis zu rufen, sofern man nicht, wie ich als Historiker, den Putzger (Sammlung historischer Karten), auf dem Schreibtisch stehen hat.

Michael Sommer erzeugt beim Lesen einen sehr angenehmen Fluss, wenn er auch auf die Persönlichkeit der Handelnden eingeht, die Verbindungen zwischen den Akteuren schildert und auch Wirtschaft und Gesellschaft als Thema, in allen Kapiteln, immer wieder anspricht.

Er widmet dabei den einzelnen Epochen etwa den gleichen Raum in der Beschreibung, wobei, naturgemäß, man es bei Julius Caesar oder Augustus eher als zu kurz empfindet, bei den weniger bekannten Persönlichkeiten und Epochen aber eher als länger, wobei er beim Schreiben zu keiner Zeit in eine unnötig lange Umschreibung verfällt.

Auch seine Schilderung zu den Ursachen, etwa des Überganges von der Republik zum Prinzipat oder dem Verfall der Kaiserherrschaft, die Ablehnung der römischen Bevölkerung zu einer neuen Monarchie, die de facto des Prinzipat aber war, für er sehr deutlich aus und verweis auch auf entsprechende Quellen und Stellungen bei den antiken Autoren, wie Cicero.

Das Lesen des Buches macht, nicht nur durch den großen Literatur- und Anmerkungsapparat, sondern auch, durch das Einbinden in den Text, Lust auf mehr, sodass man schon beim Lesen nach weiteren Werken Ausschau hält, um angesprochene Themen zu vertiefen.

Zu empfehlen ist das Werk für Studenten der Geschichtswissenschaft ebenso, wie für „normale“ Leser, ohne einen universitären Hintergrund, die sich über die Zeit der römischen Antike informieren wollen. Durch einfache und verständliche Sprache fällt der Einstieg leicht, nur eines muss der geneigte Leser für dieses Werk mitbringen: Zeit.

Römische Geschichte: Von den Anfängen bis zum Untergang von Michael Sommer,
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