Weber Claudia, Der Pakt, Bonn, C.H. Beck Verlag, 2020

Bei diesem Werk handelt es sich erneut um ein Werk aus der Reihe der BPB.

Kontrovers an diesem Werk dürfte sein, dass es den Hitler-Stalin-Pakt nicht aus der Blickwinkel behandel, Zeit für die Verteidigung der UdSSR gegen den Angriff Deutschlands zu erlangen, sondern seinen Blick explizit darauf richtet, wie beide Seiten, das Deutsche Reich und die UdSSR, von diesem Vertrag profitiert haben, sowohl militärisch, politisch, als auch wirtschaftlich.

Ein wesentlicher Punkt ist darin zu sehen, dass auch, was wenig bekannt ist, es eine starke Zusammenarbeit bei der Besetzung Polens und der Auslöschung des dortigen Widerstandes gab, der sich in gemeinsamen Polizei- und Militäraktionen äußerte. Diese Aktionen liefen auch noch ab, als die offiziellen Kriegshandlungen bereits beendet waren.

Auch wird heute, von vielen linken Autoren, der Anteil Stalin negiert, der die Komintern und die kommunistischen Parteien Europas anwies, sich nicht gegen Hitler zu stellen, was so weit ging, dass in den Niederlanden und in Frankreich die kommunistischen Führer einer Zusammenarbeit mit der Wehrmacht, nach der Niederlage der Länder, suchen sollten.

Ebenfalls wird der Umfang der wirtschaftlichen Hilfen im Buch deutlich dargestellt, die teilweise 50 % des sowjetischen Außenhandelsvolumens in Richtung Deutschland umlenkten.

Wenig bekannt ist auch die Tatsache, dass Japan, Italien und Deutschland, ab 1940, versuchten, den Dreimächtepakt um Moskau zu erweitern und die UdSSR diesem Projekt durchaus offen gegenüberstand.

Der Hinweis, dass Stalin im 22. Juni 1941 keineswegs vom Angriff der Wehrmacht überrascht wurde und erhebliche Informationen über Ort und Zeitpunkt des Angriffes hatte und die angebliche Überraschung ein Teil eines sowjetischen Narratives zum Zweiten Weltkrieg ist, überrascht heute kaum noch.

Der Fakt, dass die UdSSR erst nach 1990 überhaupt eingeräumt hat, dass es das geheime Zusatzabkommen über die Aufteilung Europas gegeben hat und es ein halbes Jahrhundert sowjetische Politik gewesen ist, die reine Existenz des Abkommens zu bestreiten, diente ebenfalls der Stärkung der Legende, dass Hitler und Stalin sich gegensätzlich verhalten haben und dass Sozialismus und Nationalsozialismus feinde gewesen sein.

Wer sich für die Geschichte des Zweiten Weltkrieges interessiert und ggf. einige sozialistische Narrative erschüttern möchte, kann das Werk für 4,50 Euro bei der BPB beziehen.

Behrends, J.C. (Hrsg.), 100 Jahre Roter Oktober, Berlin, C.H. Links Verlag, 2017

Wie bereits auf dieser Website gewohnt, rezensiere ich gerne historisch bzw. politische Werke, die in einer günstigen Variante bei der BPB.

Bei diesem Buch handelt es sich um einen Sammelband, der, wie der Name bereits andeutet, sich mit der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ beschäftigt, bzw. deren Rezension im Laufe der letzten 100 Jahre. Wie die meisten Leser sicherlich wissen, war es nach unserem Kalender eigentlich eine Novemberrevolution (am 7./8.), nur die Nutzung des alten julianischen Kalenders verlegte die Revolution in den Oktober des Jahres 1917.

Das Werk ist dabei kein zusammenhängender Geschichtsband über die Oktoberrevolution per se, sondern es besteht aus einzelnen Beiträgen, die die Feierlichkeiten zu den Jahrestagen abbilden und jeweils von unterschiedlichen Autoren verfasst wurden. Die Ereignisse des „Roten Oktobers“ kommen dabei nur am Rande vor, es wird vielmehr auf deren Rezension bzw. gerade das Fehlen der Rezension im Laufe der Zeit abgestellt.

Auf den insgesamt 294 Fließtext nebst Anhang und Literaturverzeichnis wird auf die jeweilige Weltlage zu den einzelnen Daten eingegangen und auf die Lage in der UdSSR bzw. später in Russland und in China. Interessant sind dabei vor allem die dargestellten Bezüge zur Gesellschaft, Politik und Wirtschaft der damaligen Zeit bzw. zur Politik im (vorwiegend) sozialistischen Lager und deren Bezug zum „Westen“.

Besonders die Darstellung der Feier im Jahr 1957 nimmt auch einen Bezug auf die „Dritte Welt“ und die Dekolonialisierung und die Wirkung, die der Sozialismus auf diese Entwicklung hatte. Auch die Spannungen zwischen Kuba und der UdSSR bzw. die Spannungen zur China und der, aus Moskauer Sicht, Sonderweg Maos werden thematisiert.

Das Werk hat dabei nur wenige Abbildungen, die Plakate zu den jeweiligen Feierlichkeiten zeigen, was aber dem Buch durchaus zugutekommt, da der Text sehr flüssig und angenehm geschrieben ist und es mehr um den Inhalt geht, als um Darstellungen.

Wer nach einer Einordnung der Oktoberrevolution in den zeitlichen Kontext sucht, kommt hier ganz auf seine Kosten. Erwartet werden sollte aber keine Abhandlung für die Revolution an sich, sondern vielmehr deren Wirkung im Laufe der Zeit.

Die Form eines Sammelbandes kommt der Darstellung insofern zugute, als die unterschiedlichen Sichtweisen gut mit der Einordnung in unterschiedliche Zeithorizonte korrespondieren, sodass eine sehr angenehme Darstellung erzeugt wird.

Das Werk ist derzeitig für 1,50 Euro bei der BPB zu erhalten.

Ebert, Jens (Hrsg.), Junge deutsche und sowjetische Soldaten in Stalingrad

Bei der Monographie handelt es sich im wesentlich um eine Zusammenstellung von Briefen, Berichten und Auszügen aus literarischen Werken zum Kampf um Stalingrad. Das Besondere an dem Werk ist, dass es sich nicht um einen Roman oder eine historische Darstellung handelt, sondern explizit um eine Zusammenstellung von Briefen von beiden Seiten der Front.

Umrahmt wird das ganze mit Auszügen aus Reden von Hitler und Göring, sowie von kurzen Darstellungen, die der historischen Einordnung dienen.

Das Buch ist angenehm zu lesen, wobei natürlich die Art der Darstellung variiert und zwischen Texten von Soldaten und Briefen an deren Familien hin zu literarischen Werken wechselt, die über den Kampf geschrieben wurden.

Es sind auch einige wenige Bilder im Werk vorhanden, die sich aber angenehm in den Textfluss einfügen.#

Am Anfang gibt es einen kurzen Exkurs zur Quellenlage, in der auf die geringe Tradition des Briefeschreibens in der UdSSR bzw. den Vorgängerstaaten eingegangen wird, sodass die Menge und die Qualität der Briefe auf der sowjetischen Seite stark von der auf der deutschen Seite abweicht. Hinzukommt, dass das sowjetische Postsystem, im Frieden wie auch im Krieg, nur wenig ausgebaut war, was die reine Quantität der Überlieferungen stark reduziert.

Am Ende wird neben der Verarbeitung in der Literatur auch auf die unterschiedliche Überlieferung in der BRD, der DDR und der UdSSR kurz eingegangen. Die Sichtweise auf den Kampf um Stalingrad wurde dabei unterschiedlich in den jeweiligen Staaten überliefert, sodass dies auch zu unterschiedlichen Wertungen in den Gesellschaften führt.

Das Buch ist eine gute Primärquelle, allerdings dürfte für ein volles Verständnis bereits ein solides Vorwissen über den Zweiten Weltkrieg und die Hintergründe erforderlich sein, wenn man sich nicht in oberflächlichen Plattitüden ergehen will.

Man kann das Werk derzeitig für 4,50 Euro bei der BPB beziehen.