Stalingrad von Wassili Grossman

Bei Grossmans Werk handelt es sich um einen Roman und damit nicht um ein Werk der Geschichtsschreibung im akademischen Sinne.  Was diesen Roman besonders macht, ist die Tatsache, dass sein Autor selbst im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der UdSSR gekämpft hat und sein Roman teilweise autobiographische Züge trägt.

Grossman schrieb sein Buch im Zeitalter des Stalinismus, was ein Erscheinen seines Werkes lange Zeit verhindert hat und es starker Einflussnahme der Zensur unterlag. Bis heute ist die Aufarbeitung der Werksgeschichte nicht abgeschlossen, was im Buch selbst auch dargestellt wird.

Das Buch ist einfach zu lesen und man kann sich schnell in die Welt der Figuren hineinversetzen. Was etwas kompliziert ist, ist die Tatsache, dass die Figuren schnell eingeführt werden und sich ihre Wege teilweise kreuzen, sodass man schnell der Überblick verlieren kann bei der Erzählung.

In der Mitte des Buches wechselt die Erzählung auch teilweise auf die Seite der Deutschen, sodass man auch diese Seite aus der Nähe des Buches betrachten kann. Man merkt der Darstellung aber eine Überhöhung der sowjetischen Sichtweise an und auch die Ansicht, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Es ist eben ein Roman und keine objektive, historische Darstellung.

Auf den Gut 1222 Seiten, mit Vor- und Nachwort, wird dem Leser aber eine spannende Lektüre geboten. Die Handlungen orientieren sich dabei lose an den historischen Ereignissen der Zeit. Die privaten Lebensgeschichten der Figuren nehmen teilweise einen breiten Raum ein, was manchmal zu einigen Längen in der Darstellung führt, wohingegen andere Passagen sehr kurz, bündig und intensiv geschildert werden.

Es liegt somit am Interesse des Lesers, ob  er sich auf dieses umfangreiche Werk einlassen möchte. Man sollte aber hier keine leichte Bettlektüre erwarten, sondern man muss bereit sein, sich auf die Zeit und die Ereignisse einzulassen, was dann aber zu einem sehr intensiven Leseerlebnis führt.

Das Werk erschien im Ullstein Verlag und ist für 23,99 Euro zu erwerben.

Sturm, Roland (Hrsg.), Länderbericht Großbritannien

Wie auf meiner Website bereits häufiger habe ich erneut einen Länderbericht von der BPB gelesen.

In diesem Fall über Großbritannien, oder, wie man als Deutscher auch sagen kann, über unsere Verwandten von der Insel.

Der Länderbericht fasst, wie alle Werke dieser Reihe, Kultur. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in einer angenehmen Länge zusammen und erlaubt einen ersten Einblick in den Aufbau und das Funktionieren des Landes, mit dem er sich befasst.

An diesem Bericht fällt dabei negativ auf, dass der Teil über den englischen Sport, im Vergleich zu Wirtschaft und Politik, doch etwa lang geraten ist. Es ist hier die Frage, ob ein Leser, seitenlange Abhandlungen über Fußball und Cricket lesen möchte, oder nicht doch eher, wenn er schon zu so einem Buch greift, mehr über Wirtschaft, Gesellschaft und Geschichte erfahren möchte.

Davon abgesehen erbringt das Werk wiederum eine solide Grundlage, die die Möglichkeit lässt, sich vertieft mit einzelnen Aspekten zu beschäftigen.

Besonders gelungen sind dabei die Abhandlungen über das britische Gesundheitssystem und das Schulsystem, welche in der Welt eine große Beachtung finden, im Positiven wie im Negativen.

Der Konflikt in Nordirland und die Umwandlung das British Empire in das Commonwealth werden relativ kurz angesprochen, wobei die Darlegungen ausreichen, um sich, bei Interesse, selbst damit zu befassen.

Das Buch wurde dabei vor 2020 beendet, sodass der Brexit und seine Konsequenzen nur angesprochen werden konnten. Sehr interessant war dabei die Darlegung im Buch, wie die Medien die EU dargestellt haben und wie viele Briten nur sehr oberflächlich über die EU und ihre Funktionsweise informiert waren.

Das politische System und die Monarchie erscheinen eher in der Form einer historischen Abhandlung, ohne das vertieft darauf eingegangen wird.

In der Summe kann ich diesen speziellen Länderbericht, der für 4,50 Euro bei der BPB zu beziehen ist, nur als groben Überblick empfehlen, es fehlt ihm eine gewisse Tiefe, die bei anderen Ländeberichten besser gegeben war.