Der Club Dumas von Arturo Pérez-Reverte

Bekannter als das Buch selbst dürfte seine Verfilmung in Form des Werkes „Die Neun Pforten“  sein. Auch wenn die Verfilmung die Handlung sehr vereinfacht und vom Buch auch stark abweicht, hat sie einen Vorteil: sie weckt das Interesse an dem Buch selbst.

Die Handlung des Werkes ist recht einfach umrissen: Corso, ein Mann, der für wohlhabende Sammler Bücher aufspürt und ihnen beschafft, wird mit der Fall betraut, die Echtheit eines Buches „Die Neun Pforten“ zu prüfen. Aufhänger dafür ist im Roman selbst aber die Prüfung der Echtheit von Dokumenten, die von Alexandre Dumas stammen, dem Autor des Buches „Die Drei Musketiere“.

In der Folge entspinnt sich dann die aus der Verfilmung bekannte Jagd nach dem Buch und die Untersuchung der Echtheit des Werkes. Die Abweichungen zum Buch besteht darin, dass die Namen verändert wurden und die Handlung im Buch selbst deutlich länger andauert und verwickelter ist. Man wird deutlich tiefer in Gespräch über alte Literatur und die Ausdeutung der Werke verwickelt, als dies in der Verfilmung zum Tragen kommt.

Interessant ist der Roman vorwiegend für jene Leser, die selbst eine starke Leidenschaft für alte Bücher haben und sich von dem Zauber von altem Papier und von Geheimnissen zwischen den Seiten faszinieren lassen wollen. Das Rätsel um „Die Neun Pforten“ wird im Roman selbst eher relativiert, da man eher die Suche nach den Manuskripten von Dumas in den Focus rückt. Auch das Ende ist weniger dramatisch als in der Verfilmung, da hier das letzte Bild aus dem Buch fehlt und Boris Balkan sich nicht verbrennt, sondern das Ritual zur Beschwörung Luzifers schlicht nicht funktioniert.

Der Roman ist insofern fordernd, als die Handlungen komplex sind und man aber dennoch immer das Gefühl hat, mehr erfahren zu wollen.

Eine Empfehlung ist das Buch für Fans von historisch inspirierten Romanen, die sich, lose an die echte Geschichte angelehnte Gegebenheiten, in einer spannenden und mysteriösen Erzählung gefangennehmen lassen wollen.

Seminarangebote

Aufgrund meiner praktischen Erfahrungen biete ich Seminare in folgenden Bereichen an:

  1. Kommunale Bekämpfung der Schwarzarbeit
  2. Außendienst von Vollzugsbeamten
  3. Außendienst und Kontrollen im Gewerberecht
  4. Gefahrenabwehr- und Ordnungswidrigkeiten richtig anwenden
  5. Betreten von Wohnungen und Grundstücken durch Behörden
  6. Einführung in das Staatsrecht
  7. Umgang mit Reichsbürger in der Verwaltung

Alle diese Seminare richten sich vor allem an die Praktiker in den Kommunen, daher die Mitarbeiter des Außendienstes und die Führungsebene dieser Mitarbeiter. Seminare für Führungskräfte biete ich bei Bedarf an, da diese eine andere Zielrichtung haben.

Für Details können Sie mich gerne kontaktieren.

Schulungen in den Behörden biete insofern ebenfalls an, sofern die gewünscht wird. In Regel lohnt eine solche Veranstaltung ab 8 Mitarbeitern.

Aufgrund der praktischen Natur meiner Seminare sollte die Teilnehmerzahl 10-15 nicht überschreiten, um Rückfragen, Diskussionen und Fallgestaltungen zu ermöglichen.

Welzer, Harald, Zeitenende, Politik ohne Leitbild, Gesellschaft in Gefahr

Als Liebhaber von Sachbüchern aus dem S. Fischer Verlag konnte ich mir das neueste Werk von Harald Welzer nicht entgehen lassen.

Das Buch beschäftigt sich primär, auch in anlehnend an vorangegangene Werke des Autors, mit der Frage, ob die Politik in Deutschland noch einen Bezug zur Lebenswirklichkeit der meisten Menschen im Land hat. Besonders spricht der Autor dabei die Frage an, ob die in der Ampelkoalition diskutierten Themen, wie das Gender oder das „Heizungsgesetz“ überhaupt der Nerv der Zeit treffen, daher für die Masse der Bevölkerung relevant sind. Wenig überraschend kommt er dabei zu dem Ergebnis, dass dies nicht der Fall zu sein scheint.

Besonders negativ erscheint ihm dabei, dass es einen Konsens in den Medien und in der Politik gibt, was als richtig zu gelten hat. Dieser Konsens wird, unausgesprochen, auch gelebt, etwa wenn es um Waffenlieferungen an die Ukraine geht. Anstatt das Für und das Wieder dieser Lieferungen zu diskutieren, werden diese als notwendig dargestellt und bei einer abweichenden Meinung wird nicht gefragt, wieso dies so ist, sondern wie man die Bevölkerung von der „richtigen“ Meinung überzeugen kann.

In Bezug auf den Klimawandel merkt er an, dass es eine massive Verkürzung der Debatte nur in Bezug auf CO2-Neutralität gibt. Dass aber andere Aspekte, etwa die Umweltzerstörung und Belastung durch die Gewinnung von Rohstoffen ausgeblendet werden, die etwa für die Produktion von Batterien für die E-Autos erforderlich sind.

Er schlägt dabei auch eine Brücke dazu, dass gerade die Grünen einen Hang dazu haben, die Bevölkerung belehren zu wollen. Sie würden dabei einen Habitus versprühen, dass sie immer im Recht seien, und die ungebildete Masse der Bevölkerung erst an ihre einzige Wahrheit heranführen müssen. Da sie selbst der Meinung sind, dass sie nie falsch liegen, nehmen sie die Argumente anderen Menschen dabei nicht wahr, sondern gehen eben daran, diese „falsche“ Meinung zu ändern. Dies ist beim Gender, beim Vegetarismus oder dem Heizungsgesetz ebenso, wie bei der Atomkraft.

In diesem Zusammenhang verweist er auch auf die unglaubliche Umweltverschmutzung durch Kriegshandlungen, etwa in der Ukraine, aber auch in Friedenszeiten durch das Militär, was aber in der öffentlichen Debatte immer ausgeblendet wird.

Er kritisiert auch selektive Wahrnehmung der Welt in Deutschland, wenn nur aus einer europäischen und spezifisch deutschen Sichtweise auf die Welt geblickt wird, Ereignisse auf der Südhalbkugel oder dort wichtige Ereignisse in Deutschland in den Medien aber keine Rolle spielen. Er verweist dabei darauf, dass 85 % der Weltbevölkerung im globalen Süden leben, diese aber nur zu 11 % in deutschen Medien Platz erhalten (S. 172).

Er kritisiert auch, dass die Parteien immer mehr in die Mitte der Gesellschaft drängen und deren Konzepte und Lösungen und Themen sich immer mehr ähneln (CDU, FDP, Grüne, SPD), sodass am Rande der Politik Parteien wie die AfD entstehen können, die einfach aus Trotz gewählt werden, da man von den anderen Parteien ohnehin keine Lösung mehr erwartet.

Besonders kritisiert er dabei (S. 205), dass die Politk sich über die Menschen erhebt und dabei so tut, als seien die Bürger unmündige Kinder, die man „abholen“ muss und auf „Augenhöhe“ mit den Menschen zu reden hat, was, wenn man dies sagen muss, ja scheinbar nicht tut.

Auch Ansätze eines Gesellschaftsrates sieht er, bei allen Vorteilen, kritisch, wobei er auf den bekannten Fakt verweist, dass bei solchen Veranstaltungen sich immer die gleichen Menschen engagieren, nämlich die Wohlhabenden und politisch ohne engagierten Menschen, sodass die Masse der Bevölkerungen eben nicht zu solchen Versammlungen geht.

Kritisch merkt er an, dass die Demokratie von Beteiligung und Interesse lebt und die breite Masse der Bevölkerung sich dafür nicht interessiert und keine Kenntnisse davon hat, wie der Staat und seine Institutionen aufgebaut sind und wie diese funktionieren.

Als markante Zahlen weist er aus (S. 237), dass 88,6 % der Befragten in der Bevölkerung angeben, dass Politiker mehr versprechen, als sie halten können. Weitere 84,3 % geben an, dass Politiker nur bis zur nächsten Wahl denken.

Am Ende kritisiert er vor allem die Situation im Bildungssystem. Die IT-Systeme der Schulen sind marode, die Gebäude ebenso. WiFi existiert in Schulen faktisch gar nicht, sodass die Schulen bereits den Eindruck vermitteln, dass er der Gesellschaft egal ist, wie die Menschen lernen, Hauptsache durch und gut. Und dann erwarte die Politik, dass neue Höchstleistungen auf dem Bildungssektor erbracht werden, Stichwort: PISA-Studie.

Erschreckend ist ein Hinweis auf Angaben der Kultusministerkonferenz (S. 242), dem nach ist der Bedarf an Lehrer in Mathematik in NRW bis 2030 nur zu 37 %, in Chemie zu 26 % und in Informatik zu ganzen 4,6 % gedeckt. Umgekehrt gesagt: Es fehlen rund 95 % der Lehrkräfte im Fach Informatik und immerhin stolze 63 % im Fach Mathematik.

Zum Schluss konstatiert er, dass es auch an Räumen fehlt, in denen Menschen Gemeinschaft auch leben können und nicht nur immer darüber geredet wird. Einer dieser Räume, in denen sich Menschen aus unterschiedlichen Schichten begegnen, ist die Schule, die so wenig Aufmerksamkeit erhält, denn: Kinder sind keine Wähler.

Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, auch wenn man nicht alle Einzelheiten teilen muss. Es regt an, kritisch zu denken.

Es ist zum Preis von 24,00 Euro bei, S. Fischer Verlag zu beziehen.

Ginsburg, Tobias, Die Reise ins Reich, Bonn, Rowohlt Verlag, 2023

Seit längerem beschäftigt mich, sowohl beruflich als auch privat, die sogenannte „Reichsbürgerbewegung“. Interessant daran finde ich, wie man so viele Menschen von einer fixen Idee überzeugen kann. Dort treten selbsternannte Könige, Grafen, geschäftsführende Reichsregierungen und Selbstverwalter auf und finden tatsächlich Menschen, die dies alles ernst nehmen.

Das Buch ist dabei eher eine eher locker geschriebenes Werk, welches auch oft in die Alltagssprache abdriftet.  Man sollte hier also keine solide historische oder soziologische Studie erwarten, sondern der Autor, ein Journalist, beschreibt seine Erfahrungen, die er, verdeckt, in der Szene sammelt. Was besonders fasziniert ist, wie einfach es scheinbar war, sich, mit etwas rechtem Gedankengut und einer schnell zusammengeschriebenen Facebookseite, in der Szene Vertrauen zu erschleichen und als einer der ihren in deren Gedankenwelt aufgenommen zu werden.

Bedauerlich ist, was im Buch auch an mehreren Stellen erwähnt wird, dass es etliche Mitläufer gibt, die von den „Reichsbürgern“ verführt werden, ihre Lebenszeit, Arbeitskraft und ihr Vermögen in diese Sache investieren, damit die Führungskräfte, wie Peter Fitzek und sein Königreich, das Geld für die eigenen Zwecke verwenden können. Man hat oft das Gefühl, was der Autor auch selbst beschreibt, dass man den Menschen eigentlich helfen will, dies aber einfach nicht schafft, da diese sich ganz mit der Bewegung identifizieren, da sie in der normalen Gesellschaft bis dato keine Erfolg hatten und sich nun erstmals ernst genommen fühlen.

Zur Besorgnis gereicht dabei, dass scheinbar eine enge Verbindung zwischen Teilen der „Reichsbürger“ und Teilen der AfD besteht, sodass die Partei und die Szene sich austauschen und auch gegenseitig unterstützen. Auch die vom Autor beschriebenen offene Worte, man sich allein wähnt und auch der Alkohol etwas geflossen ist, die dann von Atomkriegen, einer Neubesiedlungs Ostpreußens durch Deutsche und Wehrsportgruppen reden, macht deutlich, dass diese Gruppe eben nicht nur aus seltsamen Leuten besteht, sondern auch reale Gefahren lauern.

Das Buch ist dabei sehr locker geschrieben und für einen Einblick in die Szene und Gedankenwelt gut geeignet, gerade weil es eher auf praktischen Erfahrungen basiert, als auf einer wissenschaftlichen Forschung.

Das Werk kann derzeitig für 4,50 Euro bei der BPB erworben werden.

Sturm, Roland (Hrsg.), Länderbericht Großbritannien

Wie auf meiner Website bereits häufiger habe ich erneut einen Länderbericht von der BPB gelesen.

In diesem Fall über Großbritannien, oder, wie man als Deutscher auch sagen kann, über unsere Verwandten von der Insel.

Der Länderbericht fasst, wie alle Werke dieser Reihe, Kultur. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in einer angenehmen Länge zusammen und erlaubt einen ersten Einblick in den Aufbau und das Funktionieren des Landes, mit dem er sich befasst.

An diesem Bericht fällt dabei negativ auf, dass der Teil über den englischen Sport, im Vergleich zu Wirtschaft und Politik, doch etwa lang geraten ist. Es ist hier die Frage, ob ein Leser, seitenlange Abhandlungen über Fußball und Cricket lesen möchte, oder nicht doch eher, wenn er schon zu so einem Buch greift, mehr über Wirtschaft, Gesellschaft und Geschichte erfahren möchte.

Davon abgesehen erbringt das Werk wiederum eine solide Grundlage, die die Möglichkeit lässt, sich vertieft mit einzelnen Aspekten zu beschäftigen.

Besonders gelungen sind dabei die Abhandlungen über das britische Gesundheitssystem und das Schulsystem, welche in der Welt eine große Beachtung finden, im Positiven wie im Negativen.

Der Konflikt in Nordirland und die Umwandlung das British Empire in das Commonwealth werden relativ kurz angesprochen, wobei die Darlegungen ausreichen, um sich, bei Interesse, selbst damit zu befassen.

Das Buch wurde dabei vor 2020 beendet, sodass der Brexit und seine Konsequenzen nur angesprochen werden konnten. Sehr interessant war dabei die Darlegung im Buch, wie die Medien die EU dargestellt haben und wie viele Briten nur sehr oberflächlich über die EU und ihre Funktionsweise informiert waren.

Das politische System und die Monarchie erscheinen eher in der Form einer historischen Abhandlung, ohne das vertieft darauf eingegangen wird.

In der Summe kann ich diesen speziellen Länderbericht, der für 4,50 Euro bei der BPB zu beziehen ist, nur als groben Überblick empfehlen, es fehlt ihm eine gewisse Tiefe, die bei anderen Ländeberichten besser gegeben war.

Weber Claudia, Der Pakt, Bonn, C.H. Beck Verlag, 2020

Bei diesem Werk handelt es sich erneut um ein Werk aus der Reihe der BPB.

Kontrovers an diesem Werk dürfte sein, dass es den Hitler-Stalin-Pakt nicht aus der Blickwinkel behandel, Zeit für die Verteidigung der UdSSR gegen den Angriff Deutschlands zu erlangen, sondern seinen Blick explizit darauf richtet, wie beide Seiten, das Deutsche Reich und die UdSSR, von diesem Vertrag profitiert haben, sowohl militärisch, politisch, als auch wirtschaftlich.

Ein wesentlicher Punkt ist darin zu sehen, dass auch, was wenig bekannt ist, es eine starke Zusammenarbeit bei der Besetzung Polens und der Auslöschung des dortigen Widerstandes gab, der sich in gemeinsamen Polizei- und Militäraktionen äußerte. Diese Aktionen liefen auch noch ab, als die offiziellen Kriegshandlungen bereits beendet waren.

Auch wird heute, von vielen linken Autoren, der Anteil Stalin negiert, der die Komintern und die kommunistischen Parteien Europas anwies, sich nicht gegen Hitler zu stellen, was so weit ging, dass in den Niederlanden und in Frankreich die kommunistischen Führer einer Zusammenarbeit mit der Wehrmacht, nach der Niederlage der Länder, suchen sollten.

Ebenfalls wird der Umfang der wirtschaftlichen Hilfen im Buch deutlich dargestellt, die teilweise 50 % des sowjetischen Außenhandelsvolumens in Richtung Deutschland umlenkten.

Wenig bekannt ist auch die Tatsache, dass Japan, Italien und Deutschland, ab 1940, versuchten, den Dreimächtepakt um Moskau zu erweitern und die UdSSR diesem Projekt durchaus offen gegenüberstand.

Der Hinweis, dass Stalin im 22. Juni 1941 keineswegs vom Angriff der Wehrmacht überrascht wurde und erhebliche Informationen über Ort und Zeitpunkt des Angriffes hatte und die angebliche Überraschung ein Teil eines sowjetischen Narratives zum Zweiten Weltkrieg ist, überrascht heute kaum noch.

Der Fakt, dass die UdSSR erst nach 1990 überhaupt eingeräumt hat, dass es das geheime Zusatzabkommen über die Aufteilung Europas gegeben hat und es ein halbes Jahrhundert sowjetische Politik gewesen ist, die reine Existenz des Abkommens zu bestreiten, diente ebenfalls der Stärkung der Legende, dass Hitler und Stalin sich gegensätzlich verhalten haben und dass Sozialismus und Nationalsozialismus feinde gewesen sein.

Wer sich für die Geschichte des Zweiten Weltkrieges interessiert und ggf. einige sozialistische Narrative erschüttern möchte, kann das Werk für 4,50 Euro bei der BPB beziehen.

Behrends, J.C. (Hrsg.), 100 Jahre Roter Oktober, Berlin, C.H. Links Verlag, 2017

Wie bereits auf dieser Website gewohnt, rezensiere ich gerne historisch bzw. politische Werke, die in einer günstigen Variante bei der BPB.

Bei diesem Buch handelt es sich um einen Sammelband, der, wie der Name bereits andeutet, sich mit der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ beschäftigt, bzw. deren Rezension im Laufe der letzten 100 Jahre. Wie die meisten Leser sicherlich wissen, war es nach unserem Kalender eigentlich eine Novemberrevolution (am 7./8.), nur die Nutzung des alten julianischen Kalenders verlegte die Revolution in den Oktober des Jahres 1917.

Das Werk ist dabei kein zusammenhängender Geschichtsband über die Oktoberrevolution per se, sondern es besteht aus einzelnen Beiträgen, die die Feierlichkeiten zu den Jahrestagen abbilden und jeweils von unterschiedlichen Autoren verfasst wurden. Die Ereignisse des „Roten Oktobers“ kommen dabei nur am Rande vor, es wird vielmehr auf deren Rezension bzw. gerade das Fehlen der Rezension im Laufe der Zeit abgestellt.

Auf den insgesamt 294 Fließtext nebst Anhang und Literaturverzeichnis wird auf die jeweilige Weltlage zu den einzelnen Daten eingegangen und auf die Lage in der UdSSR bzw. später in Russland und in China. Interessant sind dabei vor allem die dargestellten Bezüge zur Gesellschaft, Politik und Wirtschaft der damaligen Zeit bzw. zur Politik im (vorwiegend) sozialistischen Lager und deren Bezug zum „Westen“.

Besonders die Darstellung der Feier im Jahr 1957 nimmt auch einen Bezug auf die „Dritte Welt“ und die Dekolonialisierung und die Wirkung, die der Sozialismus auf diese Entwicklung hatte. Auch die Spannungen zwischen Kuba und der UdSSR bzw. die Spannungen zur China und der, aus Moskauer Sicht, Sonderweg Maos werden thematisiert.

Das Werk hat dabei nur wenige Abbildungen, die Plakate zu den jeweiligen Feierlichkeiten zeigen, was aber dem Buch durchaus zugutekommt, da der Text sehr flüssig und angenehm geschrieben ist und es mehr um den Inhalt geht, als um Darstellungen.

Wer nach einer Einordnung der Oktoberrevolution in den zeitlichen Kontext sucht, kommt hier ganz auf seine Kosten. Erwartet werden sollte aber keine Abhandlung für die Revolution an sich, sondern vielmehr deren Wirkung im Laufe der Zeit.

Die Form eines Sammelbandes kommt der Darstellung insofern zugute, als die unterschiedlichen Sichtweisen gut mit der Einordnung in unterschiedliche Zeithorizonte korrespondieren, sodass eine sehr angenehme Darstellung erzeugt wird.

Das Werk ist derzeitig für 1,50 Euro bei der BPB zu erhalten.

Ebert, Jens (Hrsg.), Junge deutsche und sowjetische Soldaten in Stalingrad

Bei der Monographie handelt es sich im wesentlich um eine Zusammenstellung von Briefen, Berichten und Auszügen aus literarischen Werken zum Kampf um Stalingrad. Das Besondere an dem Werk ist, dass es sich nicht um einen Roman oder eine historische Darstellung handelt, sondern explizit um eine Zusammenstellung von Briefen von beiden Seiten der Front.

Umrahmt wird das ganze mit Auszügen aus Reden von Hitler und Göring, sowie von kurzen Darstellungen, die der historischen Einordnung dienen.

Das Buch ist angenehm zu lesen, wobei natürlich die Art der Darstellung variiert und zwischen Texten von Soldaten und Briefen an deren Familien hin zu literarischen Werken wechselt, die über den Kampf geschrieben wurden.

Es sind auch einige wenige Bilder im Werk vorhanden, die sich aber angenehm in den Textfluss einfügen.#

Am Anfang gibt es einen kurzen Exkurs zur Quellenlage, in der auf die geringe Tradition des Briefeschreibens in der UdSSR bzw. den Vorgängerstaaten eingegangen wird, sodass die Menge und die Qualität der Briefe auf der sowjetischen Seite stark von der auf der deutschen Seite abweicht. Hinzukommt, dass das sowjetische Postsystem, im Frieden wie auch im Krieg, nur wenig ausgebaut war, was die reine Quantität der Überlieferungen stark reduziert.

Am Ende wird neben der Verarbeitung in der Literatur auch auf die unterschiedliche Überlieferung in der BRD, der DDR und der UdSSR kurz eingegangen. Die Sichtweise auf den Kampf um Stalingrad wurde dabei unterschiedlich in den jeweiligen Staaten überliefert, sodass dies auch zu unterschiedlichen Wertungen in den Gesellschaften führt.

Das Buch ist eine gute Primärquelle, allerdings dürfte für ein volles Verständnis bereits ein solides Vorwissen über den Zweiten Weltkrieg und die Hintergründe erforderlich sein, wenn man sich nicht in oberflächlichen Plattitüden ergehen will.

Man kann das Werk derzeitig für 4,50 Euro bei der BPB beziehen.

Bleyer, Alexandra, 1848, Bonn, Philipp Reclam Verlag, 2022

Wie bereits bekannt, handelt es sich bei diesem Buch wieder um ein günstiges Werk von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Auf den 314 Seiten des Textes wird ein guter Überblick über die Ereignisse der Revolution von 1848 gegeben, wobei das Buch einen großen Wert darauf legt, auch die Vor- und Nachgeschichte in die Schilderung einzubinden.

Was etwas stören an der Darstellung ist, ist die Tatsache, dass quasi zwanghaft versucht wird, die Rolle der Frau in die Geschichte einzubinden. Man hat dabei überwiegend, gerade am Anfang des Werkes, nicht das Gefühl, dass die Schilderungen zur geschichtlichen Darstellung gehören, sondern dass der Autor quasi, ob passend oder nicht, auch nur den entferntesten Anteil von Frauen an den Ereignissen zwanghaft in seine Schilderung einbauen wollte. Selbst nur Briefe oder die Ehefrauen von Randfiguren des Geschehens werden immer wieder in den Text angeführt, was eher störend und ablenkend wirkt, als dass es den Informationsgewinn steigert.

Interessant ist an der Darstellung, dass es nicht nur um die deutschen Staaten im engeren Sinne geht, sondern auch die Ereignisse in Frankreich, England, Österreich und auf dem Balkan mit in die Darstellung eingebunden werden, was die Darstellung, ab der Mitte, dann deutlich flüssiger und auch angenehmer zu lesen gestaltet.

Die Abläufe in der Nationalversammlung und die Reaktionen in Deutschland waren gut und logisch dargestellt, auch die Darstellung der verschiedenen Ansichten der Teilnehmer und die unterschiedlichen Zielsetzungen fließen gut ein.

Insgesamt daher ein gutes Werk, wenn man nicht zu viel Tiefgang erwartet und mit der sehr starken Betonung der Rolle der Frauen, gerade am Anfang, umgehen kann, auch wenn diese unpassend wirkt.

Das Werk ist bei der BPB für 4,50 Euro zu erhalten.

Über das Verbrennen von Büchern – Erich Kästner

Bei diesem kleinen Band, von gerade einmal 51 Seiten, handelt es sich direkt um ein Buch von Erich Käster, sondern um eine Zusammenstellung von Texten bzw. Reden, die er zum Thema der Bücherverbrennung verfasst hat.

Der kleine Band ist bei BPB erschienen und sammelt Beiträge aus den Jahren 1947, 1958, 1965 und 1945, die in dieser Reihenfolge auch abgedruckt sind.

Im ersten Beitrag berichtet Kästner, wie er, in Berlin, bei der Verbrennung von Büchern anwesend gewesen ist. Er beschreibt das Schauspiel, wobei er die Studenten, die die Bücher verbrennen sollen, als eher unwillig erlebt und diese sogar dabei beobachtet, wie sie einzelne Bücher unter ihren (SA-)Uniformen verstecken, scheinbar um sie selbst anschließend lesen zu können.

Er sinniert in diesem ersten Beitrag auch darüber, ob man Bücher per se überhaupt verbrennen kann, oder ob man dadurch sie nicht eher noch interessanter und damit noch gefährlicher für die Verbrenner macht.

Beim zweiten Text handelt es sich um eine Ansprache vor dem P.E.N. vom 10. Mai 1953. Er verweist in diesem Text darauf, dass schon immer Bücher verbrannt wurden, seit dem es Bücher gibt und zitiert dabei Tacitus, der bereits im Imperium Romanum beklagte, dass Stimme und Geist des Volkes getötet werden sollen, indem man Bücher verbrennt.

Interessant ist auch sein Hinweis darauf, dass der Nationalsozialismus bereits seit 1928 hätte bekämpft werden müssen und dass man eben nicht warten darf, bis der Kampf gegen die Unterdrücker selbst als Landesverrat bezeichnet wird.

Im dritten Text geht er auf einen Vorfall aus dem Jahr 1965 ein, bei dem der „Bund entschiedener Christen“ eine Bücherverbrennung mit Verweis auf die Bibel vollzogen hat, da bereits Paulus die Verbrennung heidnischen Zauberbücher gefordert habe. Er beschreibt in diesem Zusammenhang, dass Politik und Gesellschaft sehr zurückhaltend auf die Ereignisse reagiert haben und sich mehr Gedanken um die Brandgefahr machten, als um die Symbolik der Handlung, die man scheinbar, aus Mangel an Geschichtskenntnissen, nicht erkannte.

Im letzten Text im Buch geht es um ein Schreiben des Verlagsdirektors Gustav Rassy vom 24. Oktober 1933, indem er Autoren aufforderte, sich zur neuen Freiheit der Autoren im „neuen Deutschland“ zu äußert. Er verweist ironisch darauf, dass es für manche Autoren nunmehr natürlich gut sei, dass man ihre Werke nicht mehr kritisieren darf, etwa die Ahnenkunde, sodass sie höhere Auflagen erzielen können.

Ab Seite 43 folgt am Ende des Büchleins noch eine kurze Chronologie der Bücherverbrennungen und ab Seite 47 eine Liste der Autoren, die der Verbrennung anheimgefallen sind.

Das Buch ist insgesamt kurzweilig und eher ein Dokument der Zeitgeschichte und keine historische Abhandlung. Wer sich historisch für die Ereignisse interessiert, hat hierdurch einen Zugang zu einer Primärquelle.

Der Titel kann für 1,50 Euro bei der BPB bezogen werden.