Atzendorfer Chronik von Samuel Benedikt Carsted

Als jemand, der in der Gemeine Atzendorf aufgewachsen ist und Geschichte studiert hat, war ich natürlich an diesem Werk interessiert.

Das Werk ist aktuell nicht verfügbar, sondern liegt nur als antiquarisches Werk vor. Der Druck stammt aus dem Jahr 1928 und war das Ergebnis einer Historikerkommission, die die kirchliche Chronik des Pfarrers Carsted auswertet und erstmalig in einer gedruckten Form publizierte. Zu erwähnen ist, dass der Druck in Fraktur erfolgte, sodass die interessierten Leser sich an dieses Schriftbild gewöhnen müssen.

Das Werk selbst wurde im 17. Jahrhundert verfasst und beschreibt die Geschichte des Ortes dieser Zeit, vor allem des Siebenjährigen Krieges, in dem der Autor als Feldgeistlicher tätig gewesen ist. Das Werk besteht daher etwa zur Hälfte aus einer Beschreibung des Kriegsgeschehens, vornehmlich in Schlesien und nur im restlichen Teil aus einer Beschreibung des Ortes Atzendorf und seiner Geschichte.

Interessant ist dabei insbesondere die Beschreibung der Lebensweise der Personen im Ort, der Benennung der Namen der Einwohner und auch die Beschreibung der Orte in der Umgebung und die Zerstörung des Ortes im Dreißigjährigen Krieges.

Sehr ausführlich werden etwa die Feierlichkeiten und Angewohnheiten bei einer Hochzeit beschrieben. Auch findet die Mode der Zeit eine starke Erwähnung, die damals bereits als teilweise dekadent beschrieben wird.

Der Autor fügt auch eine Beschreibung der Landwirtschaft und des Gaststättenwesens ein und beschreibt auch in einer ausführlichen Art und Weise, wie er selbst der Landwirtschaft nachgeht und welche Gewinne der Pfarrei und die anderen Einwohner aus ihrer Tätigkeit ziehen.

Hinweise auf die Beziehungen zur Obrigkeit in Magdeburg und die Beziehungen zu den umliegenden Kirchen werden ebenfalls gegeben.

Der Druck umfasst, nach eigener Angabe, nicht die komplette Chronik, da bereits beim Druck einige Teile verloren gegangen waren.

Ich würde das Werk für Leute empfehlen, die gerne eine Quelle aus der Zeit lesen wollen und eine Beziehung zu den Orten in der Gegend haben. Für andere Personen dürfte die starke Fokussierung auf Atzendorf und seine Umgebung eher weniger interessant sein und sie dürften mit einem allgemeinen Werk besser bedient sein.

Gänswein, Georg, Nichts als die Wahrheit, Freiburg im Breisgau, Herder Verlag, 2023

Das von Georg Gänswein verfasste Buch, hier in der deutschen Übersetzung der italienischen Originalausgabe, spiegelt die Sicht des Autors auf das Leben von Joseph Ratzinger bzw. des späteren Papst Benedikt XVI. wider. In den gute 310 Seiten wird das Leben von Joseph Ratzinger dargestellt, natürlich mit einem besonderen Focus auf seine spätere Tätigkeit als Erzbischof, Kardinal und Papst.

Interessant an dem Werk ist primär die Sichtweise von Gänswein auf den Papst und seine persönlichen Einblicke. Man sollte sich natürlich nicht darüber täuschen, dass der Autor, aufgrund seiner persönlichen Beziehung zum Papst, kein objektives Urteil abgeben kann, was er in dem Werk aber auch nicht zu überdecken versucht. Es klingt immer wieder die Bewunderung für den späteren Papst an, der für Gänswein auch eine Autorität und ein Lehrer gewesen zu sein scheint.

Wenn er sich zu Vorgängen im Pontifikat von Benedikt XVI. äußert, schwingt dieses Vertrauen und eine gewisse Verteidigungshaltung gegenüber dem Papst mit, sodass, rein objektiv, die persönliche Zuneigung und die geschilderten Tatsachen sich nicht immer klar voneinander trennen lassen.

Zwar betont er in dem Werk sehr, dass er sich um einen Ausgleich mit dem Nachfolger Benedikts, Papst Franziskus, bemüht hat, er lässt dabei aber auch immer eine gewisse Differenz und Ferne anklingen.

Die Beschreibung zur Tätigkeit von Joseph Ratzinger in den Glaubenskongregation, der früheren Inquisition, bei der Gänswein und der spätere Papst sich kennenlernten, wie auch die privaten Gespräche und die Beschreibung des Lebens Ratzingers nach seinem Rücktritt als Papst, verschaffen aber angenehme Einblicke, die in dieser Form von einer anderen Person nicht gegeben werden können.

Wenn man bereit ist, sich mit einer gewissen Nähe und Subjektivität des Verfassers abzufinden, ist das Werk ein angenehm zu lesendes Opus, welches historisch Interessierten, und damit nicht nur Katholiken, einen wertvollen Einblick hinter den Schleier des Vatikans bietet.

Gerade auch die Ausführungen zu den Gründen des Rücktrittes von Benedikt XVI. bestätigen, so die Ausführungen im Buch, nochmals die Verlautbarungen, dass er aus gesundheitlichen Gründen vom Amt zurückgetreten ist.

Auch der kurze Exkurs zur Wahl Ratzingers zum Papst ist interessant zu lesen, auch wenn er wenig neues zur Thematik enthält.

Das Buch ist beim Herder-Verlag zum Preis von 28,00 Euro zu erhalten.

Wieser, Raimund, Praxis des Bußgeldverfahrens, 9. Auflage, Heidelberg, rehm Verlag, 2021

Jeder Praktiker aus dem Bereich des Bußgeldverfahrens dürfte den Namen Wieser bereits gehört haben. Das Buch gilt als Standardwerk auf dem Gebiet, gerade für die tatsächlichen Anwender der Rechtsmaterie, unabhängig von Theorie und Unterricht, was nicht bedeutet, dass die Ausführungen dort weniger wertvoll sind.

Am Beginn steht allerdings die Erkenntnis, dass der Autor das Buch aus seiner Sicht als Richter geschrieben hat. Auch wenn es eine große Nähe zu Praxis aufweist, schimmert auch immer wieder die Sicht des Richters durch, die sich mit der Praxis in den Ämtern, gerade den Kommunen, nicht immer vollständig deckt. Gerade kleinere Kommunen verfügen weder über die Menge des nötigen Personals, noch über die fachliche Tiefe bei den meist mit zahlreichen Aufgaben befassten Mitarbeitern, um die Materie in der Tiefe zu durchdringen, die Wieser verlangt oder erwartet.

Der große Vorteil des Buches wird direkt auf Seiten XI bis XIII am Beginn des Buches zusammengefasst, die große Nähe zur Praxis in der Form von etlichen Musterbescheiden und Musterschreiben, die den Anwender die große Mühe ersparen, sich selbst rechtssichere Schreiben entwickeln zu müssen. Hier ist der obige Nachteil nunmehr ein Vorteil da der Autor seine Sicht als Richter einbringen kann, um die Bescheide, in der Form zu verfassen, die er als Richter in einem Verfahren auch von den Verwaltungsbehördne erwartet.

Das Buch an sich gliedert sich, logischen Aufbai eines Bußgeldverfahrens folgend, in die Einleitung, die Ermittlung, den Erlass des Bußgeldbescheides und die Vor- bzw. Zwischenverfahren und das Verfahren vor dem Gericht. Auf über 800 Seiten wird das Verfahren detailliert beschrieben und es wird aktuelle Rechtsprechung referiert, wie auch die direkte Anwendung in spezifischen Fällen, etwa wenn der Betroffene nicht auffindbar ist.

Die verwendeten Grafiken sind sparsam im Buch verstreut und erleichtern den Überblick.

Ich würde das Werk eher für die Praxis empfehlen, Studenten sind von der schieren Masse der (Detail-)Informationen eher überfordert.

Es handelt sich auch um ein Lesebuch, dass man, wenn man in der Praxis damit befasst ist, durchaus vom Anfang bis zum Ende ducharbeiten sollte.

Der aktuelle Preis von rund 50,00 Euro ist für die gebotenen Informationen mehr als gerechtfertigt. Im Grunde gehört das Buch auf jeden Schreibtisch einer Verwaltungsbehörde, wenn man sich dort ernsthaft mit dem Thema Ordnungswidrigkeiten befassen will.

Zitate

Als großer Freund von wikimedia möchte ich hier, vor allem aus Gründen der „Relevanz“, eine eigene kleine Sammlung von Zitaten anlegen, die mir persönlich gefallen. Sie haben hier keine spezielle Anordnung, sind aber von mir aus möglichst genau zitierten Werken entnommen, sodass sie entsprechend überprüfbar sind.

Ich wünsche daher Spaß beim Stöbern. 😉

„I cite Wikipedia because is collectively written and edited and, therfore, the perfect place to find accepted wisdome“ – Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 114 -> frei übersetzt: Ich zitiere Wikipedia, weil Sie kollektiv geschrieben ist und damit der Perfekte Platz ist, um akzeptierte Wissen zu finden. / Je cite Wikipédia car il est écrit et édité collectivement et, par conséquent, l’endroit idéal pour trouver la sagesse acceptée / Mi citas Vikipedion ĉar estas kolektive skribita kaj redaktita kaj, do, la perfekta loko por trovi akceptitan saĝon.

: „No tree, it is said, can grow into heaven unless its roots reach into hell. Carl Gustav Jung, zitiert nach: Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 180 -> frei übersetzt: „„Kein Baum, so heißt es, kann in den Himmel wachsenwenn seine Wurzeln nicht in die Hölle reichen.“ / „Aucun arbre, dit-on, ne peut pousser jusqu’au paradis si ses racines n’atteignent pas l’enfer.“ / „Neniu arbo, laŭdire, povas kreski en la ĉielon, se ĝiaj radikoj ne atingas la inferon.“

„When someone claim to be acting from the highest principles, for the good of others, there is no reason to assume that the person’s motives, are genuine. People motivated to make things better usually aren’t concerned with changing other people – or, if they are, they take responsibility for making the same changes to themselves (and first).“Jordan B. Peterson, 12 Rules for life, Radom House Canada, S. 290 -> frei übersetzt: „Wenn jemand behauptet, nach höchsten Grundsätzen zum Wohle anderer zu handeln, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Motive dieser Person echt sind. Menschen, die motiviert sind, Dinge besser zu machen, sind in der Regel nicht daran interessiert, andere Menschen zu verändern – oder, wenn doch, übernehmen sie die Verantwortung dafür, die gleichen Veränderungen an sich selbst vorzunehmen (und zuerst).“ / „Lorsque quelqu’un prétend agir selon les principes les plus élevés, pour le bien des autres, il n’y a aucune raison de supposer que les motivations de la personne sont authentiques. Les personnes motivées pour améliorer les choses ne se soucient généralement pas de changer les autres – ou, si elles le sont, elles prennent la responsabilité de faire les mêmes changements pour elles-mêmes (et en premier). / „Kiam iu asertas, ke ĝi agas laŭ la plej altaj principoj, por la bono de aliaj, ne ekzistas kialo supozi, ke la motivoj de la persono estas aŭtentaj. Homoj instigitaj por plibonigi aferojn kutime ne zorgas pri ŝanĝi aliajn homojn – aŭ, se ili estas, ili prenas respondecon fari la samajn ŝanĝojn al si mem (kaj unue).“

Ad astra per aspera“ – Durch harte Zeiten (Anstrengung) zu den Sternen. – Motto der Sternenflotte der Erde, Star Trek. -> „Through hard times to the stars“ / „À travers les moments difficiles aux étoiles“ / „Tra malfacilaj tempoj al la steloj“

„Sei wie ein Fels an dem sich beständig die Wellen brechen!“ – Marc Aurel -> „Be like a rock on which the waves are constantly breaking!“ / „Soyez comme un rocher sur lequel les vagues se brisent sans cesse !“ / „Estu kiel roko, sur kiu la ondoj senĉese rompiĝas!“

„Wer unter einer Last fällt, wird nur schwerlich mit der Last aufstehen“ – Johannes vom Kreuz -> „Whoever falls under a burden will find it difficult to get up with the burden“ / „Celui qui tombe sous un fardeau aura du mal à se relever avec le fardeau“ / „Kiu falos sub ŝarĝon, estos malfacile leviĝi kun la ŝarĝo“

„Was ihn nicht umbringt, macht ihn stärker“ – Friedrich Nietzsche -> „What doesn’t kill him makes him stronger“ / „Ce qui ne le tue pas le rend plus fort“ / „Kio ne mortigas lin igas lin pli forta“

„Erst durch Freiheit – wenn man sie denn nutzt – verwirklicht man sich selbst, im Gelingen oder auch im Scheitern.“ – Timm, Uwe -> „Only through freedom – if you use it – do you realize yourself, whether you succeed or fail.“ / „Ce n’est que par la liberté – si vous l’utilisez – que vous vous réalisez, que vous réussissiez ou échouiez.“ / „Nur per libereco – se vi uzas ĝin – vi realigas vin mem, ĉu vi sukcesas aŭ malsukcesas.“

„Alles, was lediglich wahrscheinlich ist, ist wahrscheinlich falsch.“ – René Descartes -> „Anything that is merely probable is probably false.“ / „Tout ce qui est simplement probable est probablement faux.“ / „Ĉio, kio estas simple verŝajna, verŝajne estas falsa.“

Die DO IT YOURSELF RENTE von Marco Lücke und Stefan Loibl

Gelesen habe ich dieses Buch, als Ergänzung zum youtubekanal von immocation.

Wenn man sich für Immobilien als Geldanlage, primär als Einnahmequelle durch Mieten auf lange Sicht, interessiert, ist man zum Einstieg mit diesem Buch und auch dem Kanal auf www.youtube.de gut bedient.

Man sollte aber keine detaillierten Anleitungen oder Muster im Buch erwarten. Es handelt sich eher um eine kurze Einführung in die Thematik, mit Hinweisen auf die Finanzierung, die Auswahl der Immobilien und die Besichtigungen, wie auch die Gespräche vor Ort.

Tipps für die Steuer und die Absetzung von Kosten bei der Vermietung werden kurz gegeben, ersetzen aber keine intensive Beschäftigung mit der Problematik.

Kurzum: Als eine erste Einführung und zum „Lust bekommen“ auf die Thematik ist das Buch geeignet, einen Einkaufs- oder Vermietungsführer sollte man aber nicht erwarten.

Positiv ist, dass das Buch logisch aufgebaut ist. Es beginnt mit einer Einleitung, dass die Einnahmen aus Immobilien die Einnahmen aus Aktien oder andere Anlageformen übersteigen kann. Es wird dann auch auf die Finanzierung durch Fremdkapital eingegangen, die eine starke Hebelwirkung entfaltet, da man nur wenig eigenes Kapital einsetzen muss, muss hohe Mieteinnahmen zu erzielen.

Die Risiken, die durch eine 100-prozentige Finanzierung einer Immobilie entstehen können, etwa der Ausfall der Mietzahlungen, werden zwar angesprochen, treten aber hinter der Betonung der Vorteilung deutlich zurück, hier wäre eine etwas ausgewogene Darstellung sicher angezeigt gewesen.

Die angebotenen Checklisten und Berechnungshilfen werden im Buch erläutert und sind auch auf der Website verfügbar, welche man sich aber auch, mit etwas Interesse an der Materie, selbst erstellen kann.

Die vorgestellten Konzepte zur Bewertung von Immobilien sind nachvollziehbar und hilfreich, allerdings auch primär für Menschen, die sich dem Thema zu ersten Mal nähern.

Ich würde das Buch dennoch empfehlen, wenn man erstmalig in die Materie einsteigt, man sollte aber auch die Videos der Anbieter mit einbeziehen und sich selbst weiter zur Thematik informieren.

Für derzeitig 19,00 Euro bei Amazon zu erwerben, ist das Buch sehr lesenswert.

Sauer, Heiko, Staatsrecht III, 6. Auflage, München, C.H. Beck, 2020

Anknüpfend, an die beiden andere Bände, die ich hier bereits beschrieben habe, ist dieser Band eher für fortgeschrittene Leser geeignet.

Aufbauend auf den beiden anderen Werken werden hier spezielle Probleme in der Beziehung zwischen dem GG und dem EU-Recht behandelt. Das Buch ist als Lehrbuch konzipiert und führt zunächst in die Kompetenzen des GG zur Übertragung von Rechten an die EU und andere überstaatliche Organisationen ein. Es erfolgt dann eine Unterscheidung nach Primär- und Sekundärrecht der EU und der sich ergebenen Spannungen, wenn zwei Rechtskreise (was ebenfalls diskutiert wird) aufeinander treffen.

Ausführlich wird das die Europafreundlichkeit des GG dargestellt und die Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichtes zur Thematik ausgewertet, wobei die Probleme der COVID-Pandemie bereits angesprochen werden.

Intensiv erfolgt ein Eingehen auf die Problematik der Letztentscheidungkompetenz, daher, welches Gericht, namentlich hier das BVerfG oder der EuGH, im Konfliktfall die Entscheidung trifft.

Zuzustimmen ist dem Auto dabei in der Einschätzung, dass die beiden Gerichte den Konflikt lange vermieden haben und dieser, bis dato, nicht entschieden wurde.

Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich auch mit der Problemstellung, ob Rechtsanwender in Deutschland EU-Recht anzuwenden haben und wie im Falle von Konflikten damit umzugehen ist. Die Lösung, das EU-Recht als einfaches Bundesrecht zu sehen und im Falle der Kollision mit deutschem Recht dieses unangewendet zu lassen, ohne dass es dadurch nichtig werden würde, erzeugt natürlich das Problem, dass es in einem Einzelfall anzuwenden ist, in einem anderen konkreten Fall aber wiederum nicht.

Auch die ausweichende Lösung, dass deutsche Recht, bis an die Grenze zur Rechtsbeugung, europafreundlich auszulegen, entschärft sicher etliche Konflikte, wobei man sich dann aber fragen muss, ob hier nicht ein berechtigter Konflikt, durch eine sehr weite Auslegung ungelöst bleibt.

Insgesamt ist das Werk für fortgeschrittene Studenten oder für allgemein für Rechtsanwender in Führungspositionen zu empfehlen.

Das Werk kann derzeitig für 21,90 Euro bei www.amazon.de erworben werden.

„Russland hat die Grenzen der Ukraine nie anerkannt!“

Ein Satz der, in der einen oder anderen Form, in den vergangenen Monaten immer wieder gefallen ist. Im Jahr 2014 wurde er bemüht, um die Annexion (man sollte bei der Bedeutung des Wortes kurz innehalten, damit die Dimension begreift) der Krim zu begründen, nun dient er zu Begründung der „militärischen Spezialoperation“. Die Frage ist: Stimmt er in dieser Form, oder besser formuliert: Ist er historisch zutreffend?

Anlehnend an das Buch von Manfred Quiring (welches ich hier auf der Seite bereits vorgestellt habe) und von mir ergänzt einige Bemerkungen:

I. Am 21. November 1990 unterzeichneten zahlreiche Staaten, darunter auch die Sowjetunion, die Charta von Paris, in der die Mitgliedsstaaten sich verpflichten, Zitat:

„Die Gefahr von Konflikten in Europa hat abgenommen, doch es bedrohen andere Gefahren
die Stabilität unserer Gesellschaften. Wir sind entschlossen, bei der Verteidigung der
demokratischen Institutionen gegen Verletzungen der Unabhängigkeit, souveränen Gleichheit oder
territorialen Integrität der Teilnehmerstaaten zusammenzuarbeiten. Dazu zählen illegale Aktivitäten
unter Anwendung von äußerem Druck, Zwang und Subversion.“

Diese Vereinbarung ist damit auch auf die damalige UdSSR und ihre Nachfolgestaaten anwendbar, wozu dementsprechend auch die Ukraine gehört.

II. Mit der Erklärung von Alma-Ata vom 21. Dezember 1991 erklärten die Mitgliedsstaaten der UdSSR; darunter auch die Ukraine und Russland, das Ende des Bestehens der UdSSR und die Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

In dieser Erklärung heißt es, Zitat:

„Die unabhängigen Staaten; die Aserbaidshanische Republik, die Republik Armenien, die Republik Weißrußland, die Republik Kasachstan, die Republik Kirgisien, die Republik Moldawien, die Russische Föderation, die Republik Tadshikistan, Turkmenistan, die Republik Usbekistan und die Ukraine, geben

im Bemühen um den Aufbau demokratischer Rechtsstaaten, zwischen denen sich die Beziehungen auf der Grundlage gegenseitiger Anerkennung und des Respekts für die staatliche Souveränität und souveräne Gleichheit entwickeln werden, das unveräußerliche Recht auf Selbstbestimmung, die Prinzipien der Gleichheit und Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, die Ablehnung von Gewalt und der Drohung damit sowie wirtschaftlicher und anderer Formen der Druckausübung, – eine friedliche Regelung von Konflikten, – die Achtung der Menschenrechte und Bürgerfreiheiten ein- schließlich des Rechts der nationalen Minderheiten, – gewissen- hafte Erfüllung der Verpflichtungen und andere allgemein anerkannte Prinzipien und Standards des internationalen Rechts;

in Anerkennung und Achtung der territorialen Integrität eines jeden und der Unverletzlichkeit bestehender Grenzen …

Die Mitglieder der Gemeinschaft garantieren gemäß den verfassungsmäßigen Vorschriften die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen, die sich aus den Verträgen und Vereinbarungen der früheren UdSSR ergeben. Die Mitgliedstaaten der Gemeinschaft sagen zu, die Prinzipien dieser Erklärung strikt zu befolgen. …“

Beachten sollte man dabei, dass dieser Vertrag bereits von Boris Jelzin unterzeichnet wurde, daher auch im vollen Bewusstsein, dass die Krim damals zur Ukraine gehörte, hat der Präsident der damaligen Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik und der spätere Präsident der Russischen Föderation, Boris Jelzin, den Vertrag unterzeichnet.

Im Grunde hatte bis zu diesem Zeitpunkt, sowohl die UdSSR, als auch Russland, die Grenzen der Ukraine bereits zweimal anerkannt.

III. Das Budapester Memorandum vom 5. Dezember 1994 war die Grundlage dafür, dass die Ukraine ihre Atomwaffen an Russland abgibt. Im Austausch dafür wurde Ukraine die territoriale Integrität garantiert, im Übrigen wieder durch Russland und wieder mit der Krim (und den östlichen Staatsgebieten der Ukraine).  Zitat:

„The Russian Federation, the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and The United States of America reaffirm their commitment to Ukraine, in accordance with the principles of the CSCE Final Act, to respect the independence and sovereignty and the existing borders of Ukraine.

  1. The Russian Federation, the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and The United States of America reaffirm their obligation to refrain from the threat or use of force against the territorial integrity or political independence of Ukraine, and that none of their weapons will ever be used against Ukraine except in self-defense or otherwise in accordance with the Charter of the United Nations.
  2. The Russian Federation, the United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland, and The United States of America reaffirm their commitment to Ukraine, in accordance with the Principles of the CSCE Final Act, to refrain from economic coercion designed to subordinate to their own interest the exercise by Ukraine of the rights inherent in its sovereignty and thus to secure advantages of any kind.“

IV. Am 31. Mai 1997 unterzeichneten die Ukraine und Russland einen Freundschaftsvertrag. In diesem wurde erneut die territoriale Integrität der Ukraine, durch Russland, bestätigt, dazu gehörte erneut die Krim und das restliche Territorium. Zitat:

„The High Contracting Parties, in accordance with the provisions of the Charter of the United
Nations and their obligations under the Final Act of the Conference on Security and Cooperation
in Europe, shall respect each other’s territorial integrity and confirm the inviolability of their
common borders.“

V. Am 28. Januar 2003 unterzeichneten Russland und die Ukraine einen Grenzvertrag, der erneut die Krim und alle anderen Gebiete der Ukraine als deren Staatsgebiet bestätigte. Der Präsident Russlands hieß damals, wie heute, Vladmir Putin.

VI. Die Krim wurde, im Jahr 1954, durch „Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjet der UdSSR über die Übergabe des Krim-Gebiets aus dem Bestand der RSFSR an den der Ukrainischen SSR erging am 19. Februar 1954“ an die Ukraine übergeben, ein Vorgang, der damals übrigens kaum eine Reaktion auslöste. Unter verweis auf Punkt II. in diesem Text ist dieser Beschluss damit auch für die Nachfolgestaaten der UdSSR, daher auch für Russland, bindend. Die Behauptung, dass die Krim unrechtmäßig der Ukraine gehörte, ist daher unzutreffend, da Russland selbst die Entscheidungen der UdSSR für gültig anerkannt hat.

Ich hoffe, dass dieser kleiner Überblick dazu anregt, sich selbst über die Hintergründe zu informieren und den kritischen Blick schärft, den man immer haben sollte.

Quiring, Manfred, Russland, Ukraine und Weltmachtsträume, erweiterte Neuauflage, Berlin, Ch. Links Verlag, 2022

Wenn man sich aktuell für den Krieg in der Ukraine interessiert, oder in meinem Fall, allgemein für Geschichte und Politik, kommt man nicht umher, sich auch mehr über die Hintergründe zu informieren, die die Auseinandersetzung betreffen.

Das vorliegende Werk bezieht sich dabei mehr auf die Gegenwart und betrachtet den Konflikt mit einem Schwerpunkt in den Jahren nach 1990 und gerade in den letzten 2-5 Jahren.

Der Autor berichtet auch von Äußerungen von Bekannten in Russland selbst, von der Stimmung bei der normalen Bevölkerung im Land und verweist verstärkt darauf, was Putin und seine engen Vertrauten selbst zum Konflikt beigesteuert haben und wie ihre (enttäuschten) Vorstellungen und ideologischen Grundlagen aussehen.

Die Verbindungen Putins zu seinen alten Seilschaften aus dem KGB und deren Aufstieg in Führungspositionen in Staat und Wirtschaft werden ausführlich erwähnt.

Auch analysiert er die ideologische Grundlage für den Krieg, als eine Neuauflage des alten „Panslawismus“ in der Form, dass die russische Nation, Wissenschaft und Kultur zu Vereinigung aller Gebiete der ehemaligen Sowjetunion berufen sei, obwohl diese ausdrücklich eine Union verschiedener Völker war.

Besonders trägt in diesem Zusammenhang der von Putin und auch von vielen Russen gewollte Gedanke, dass Russland, wie die Sowjetunion, eine Großmacht sei, auch wenn sich dies weder durch den Einfluss, noch durch die Wirtschaftsmacht belegen lässt. Die „russische Seele“, so schreibt er, verlange aber danach, auch wenn Russland heute wirtschaftlich, technologisch und auch (konventionell) militärisch keine Großmacht im internationalen Vergleich ist.

Russland kann nur noch mit seinen Atomwaffen diesen Anschein bewahren, was aber andere Staaten nicht davon abhält, die Meinungen Russlands größtenteils zu ignorieren, da die atomare Karte nur einmal gespielt werden kann und anders, als etwas wirtschaftliche Macht, nicht zu einer dauerhaften Beeinflussung taugt.

Er erteilt dabei auch der Mythos eine Absage, dass Russlands Angriff auf die Ukraine eine Reaktion auf eine angeblich zugesagtes Unterbleiben der Osterweiterung der NATO ist, sondern vielmehr Putins Wunsch entspringt, die Gebiete der alten Sowjetunion wieder unter einem Staat zu vereinen.

Für geneigte Leser mit dem Wunsch, mehr über den Hintergrund des Konfliktes zu erfahren, kann die Monographie für 4,50 Euro bei der BPB erworben waren.

 

Großbölting, Thomas, Die schuldigen Hirten, Bonn, Herder Verlag, 2022

Das Buch ist hier, in der günstigen Form, von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben worden.

Das Werk geht inhaltlich auf die Missbrauchsfälle in Deutschland ein, hat seinen Fokus aber in der Aufarbeitung, bzw. deren Fehlen, bei der katholischen Kirche. Es werden nur vereinzelt Schicksale von Betroffenen geschildert, da der Schwerpunkt der Beschreibung auf der Reaktion der Kirche in Deutschland liegt.

Der Zölibat wird dabei nicht als eine der Hauptursachen für den Missbrauch angesehen, da dieser auch in Relation zum Rest der Bevölkerungen gesehen wird, aber, er wird als Ausdruck einer gelebten Überlegenheit der geweihten Priester in der katholischen Kirche verstanden, der einen Standesdünkel erzeugt, der die Akteure dazu bringt, das Amt des Priesters und die Institution der Kirche zu schützen, als den Opfern zu helfen.

Auch der hohe Stand der Priester in der Gesellschaft der 1960er bis 1980er Jahre wird thematisiert, da darin eine Ursache für das Schweigen im in den Gemeinden gesehen wird. Ein deutlicher Hinweis erfolgt auch in Richtung von Dritten, da der Autor einen Missbrauch immer als eine gemeinschaftliche Tat sieht, und gerade nicht als eine Handlung von einzelnen Personen, die in Deutschland bevorzugt betont wird.

Auch die monarchischen, autoritären und kaum öffentlichen Strukturen in der katholischen Kirche werden angeprangert, in denen der Bischof immer noch wie in Monarch über den Gemeinden steht und quasi alle Entscheidungen in seiner Person konzentriert werden.

Insgesamt ein lohnendes Buch für jene, die einen Blick eher auf die Strukturen des Missbrauchs suchen.

Es kann bei der BPB für 4,50 Euro für die 237 Text bezogen werden.

Graham, Benjamin, Intelligentes Investieren, 6. Auflage, München, FinanzBuch Verlag, 2022

Etwas abweichend von meinen sonstigen Interessen, zumindest jenen, die ich auf meiner Website zeige, interessiere ich mich auch für Aktienanlagen.

Ich bin dabei nicht der naiven Ansicht, dass man mit Aktien oder gar daytrading Millionen Euro schöpfen kann, sondern ich habe das bescheidene Ziel, für meinen Ruhestand ein Kapital aufzubauen, dass ausreicht, dass ich im Alter das Leben genießen kann, ohne mit 800 Rente auskommen zu müssen.

Wenn man einen solchen Ansatz verfolgt, ist das Buch von Graham das Richtige. Im Buch werden wenig „Tipps“ gegeben, wie man Aktien kauft. Man wird zunächst belehrt, was man nicht machen sollte, namentlich emotional kaufen und einfach nur kaufen, weil der Kurs an der Börse sich ändert.

Graham steht für das „value investment“, wie auch Warren Buffet. Das Ziel ist es, solide Unternehmen an der Börse zu finden, die ein stabiles Wachstum versprechen. Er grenzt dabei den Investor, der am Unternehmen interessiert ist und den Spekulanten, denen es nur um kurzfristige Gewinne geht, voneinander ab.

Sie sollten dieses Buch vor allem dann lesen, wenn sie sich generell über solides Investment informieren wollen, oder auch, um eine Gegenstimme zu den „Millionären auf Youtube“ zu erhalten, die angeblich in wenigen Tagen an der Börse reich geworden sind.

Wer Zeit für die über 600 Seiten mit Tabellen und Analysen hat, kann für rund 25 Euro das Buch durcharbeiten.